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Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Titel: Ist es nicht schoen, gemein zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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und
ein neues brachte.
    Niemand hatte etwas bemerkt. Die Aufmerksamkeit der Tischgesellschaft
war ganz auf Serena gerichtet, die ihr fasziniertes Publikum die gesamte
Mahlzeit hindurch mit Anekdoten ihrer Europareise unterhielt. Blair nahm sich
ein zweites Mal von der Ente und widmete sich anschließend so konzentriert
einem randvollen Schälchen Tapioka- creme mit Schokosplittern, dass Serenas
Stimme zum bloßen Hintergrundgeräusch verklang, während sie sich Löffel für
Löffel in den Mund schob. Irgendwann rebellierte ihr Magen, sie sprang abrupt
auf, schob quietschend den Stuhl zurück und stürzte den Gang hinunter in ihr
Zimmer, wo sie sofort im angrenzenden Bad verschwand.
    »Blair?«, rief Serena ihr hinterher. Sie stand auf.
»Entschuldigung«, sagte sie und eilte davon, um nach ihrer Freundin zu sehen.
Sie hätte sich nicht so beeilen müssen. Blair würde erst mal bleiben, wo sie
war.
    Chuck, der beobachtet hatte, wie erst Blair und dann
Serena vom Tisch aufstanden, nickte viel sagend und stieß Isabel mit dem
Ellbogen an. »Jetzt kriegt Blair all die dreckigen Details erzählt«, flüsterte
er. »Geil.«
    Als Nate die beiden Mädchen überstürzt aus dem Raum
verschwinden sah, wuchs sein Unbehagen. Er war sich ziemlich sicher, dass
Mädchen auf dem Klo immer über Sex redeten.
    Was ja meistens auch stimmt.
    Blair kauerte über der Kloschüssel und steckte sich
den Mittelfinger so tief wie möglich in den Rachen. Ihre Augen begannen zu
tränen, dann krampfte sich ihr Magen zusammen. Das war keine neue Erfahrung
für sie. Sie hatte das schon viele Male getan. Es war abstoßend und furchtbar,
und sie wusste, dass es falsch war, aber danach würde sie sich besser fühlen.
    Durch die angelehnte Badezimmertür hörte Serena sie
würgen.
    »Blair? Ich bin's«, sagte sie leise. »Alles in
Ordnung?«
    »Bin gleich fertig«, rief Blair. Sie wischte sich den
Mund ab, dann stand sie auf und drückte die Spülung.
    Als Serena die Tür aufmachte, fuhr Blair herum und funkelte
sie an. »Mir geht's gut«, knurrte sie. »Wirklich.«
    Serena klappte den Klodeckel runter und setzte sich.
»Jetzt sei doch nicht so zickig, Blair«, sagte sie verzweifelt. »Was hast du
denn? Ich bin's - kennst du mich nicht mehr? Wir wissen doch alles
voneinander.«
    Blair griff nach ihrer Zahnbürste und der Zahnpasta. »Wussten - Vergangenheitsform«, sagte sie und begann, wie wild
ihre Zähne zu schrubben. Sie spuckte grünen Schaum ins Becken. »Wann haben wir
denn das letzte Mal miteinander geredet? Vorletzte Sommerferien?«
    Serena guckte auf ihre verschrammten braunen Stiefel
hinunter. »Ich weiß. Tut mir Leid. Ich bin ein Arsch«, sagte sie.
    Blair ließ Wasser über die Zahnbürste laufen und
steckte sie in den Halter zurück. Sie betrachtete sich im Spiegel. »Ist ja auch
egal. Jedenfalls hast du eine Menge nicht mitgekriegt«, sagte sie und wischte
mit dem kleinen Finger die verlaufene Wimperntusche unter einem Auge weg. »Seit
letztem Jahr ist nämlich vieles echt... anders.« Eigentlich hatte sie
»schwierig« sagen wollen, aber das hätte so opfermäßig geklungen. Als hätte
sie ohne Serena an ihrer Seite nur ganz knapp überlebt. »Anders« klang besser.
    Blair blickte zu Serena auf dem Klo hinunter und
fühlte sich plötzlich stark. »Das mit Nate und mir ist was wirklich Ernstes
geworden, weißt du. Wir sagen uns alles.«
    Ja, klar.
    Die beiden beäugten sich einen Moment lang misstrauisch.
Dann zuckte Serena mit den Achseln. »Ich hoffe, du denkst dir nichts wegen mir
und Nate«, sagte sie. »Wir sind bloß gute Freunde, das weißt du ja. Und
außerdem hab ich von Jungs sowieso erst mal die Schnauze voll.«
    Blairs Mundwinkel kräuselten sich zu einem Lächeln.
Serena wollte jetzt bestimmt gefragt werden, warum sie von Jungs die Schnauze voll hatte. Aber den
Gefallen würde sie ihr nicht tun. Blair zog die Kaschmirjacke straff und warf
ihrem Spiegelbild einen letzten Blick zu. »Ich geh dann schon mal rein«, sagte
sie und rauschte aus dem Badezimmer.
    Scheiße, dachte Serena, blieb aber sitzen. Es hatte
keinen Zweck, Blair nachzulaufen, solange sie so biestig drauf war. Morgen in
der Schule konnte sie es noch mal versuchen. Vielleicht mittags in der
Cafeteria bei Zitronenjogurt und Romanasalat und einem ihrer traditionellen
intimen Freundinnengespräche. Man hörte ja schließlich nicht plötzlich auf,
befreundet zu sein.
    Serena stand auf, begutachtete ihre Augenbrauen im
Spiegel und zupfte sich mit Blairs Pinzette ein

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