Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten
serviert. Da sind wir nicht lieber zu Besuch als dort, wo mit Leichtigkeit und Spaß für uns gekocht wurde, selbst wenn es weniger perfekt zugeht.
In dem Fall, wo du etwas gibst, was deinen Fähigkeiten entspricht, fällt es dir meistens leicht. Dann ist es nicht nötig, es wie ein Opfer zu geben. Dann kannst du es leicht und freudig tun. Einer meiner Klienten wäscht mit Begeisterung ab. Geschirrabwaschen entspannt ihn. Er tut das oft schon morgens, bevor er arbeiten geht. Das ist etwas, das er in die gemeinsame Alltagsbewältigung hineingibt. Er muss darüber nicht jammern. Seine Partnerin ist auch so dankbar.
Oft geben wir nicht das, was wir gut können, was uns leichtfällt, weil wir es selbst nicht schätzen und uns nicht vorstellen können, dass es für unseren Partner etwas bedeutet. Oft müssen wir es uns selbst irgendwie schwermachen, damit es nach Leistung schmeckt. Aber das beschwert unser Leben. Eine meiner Freundinnen spielt wundervoll Klavier. Sie spielt nie Klavier, wenn Freunde zu Besuch sind. Als ich sie darum bat, war sie vollkommen überrascht, dass sie mir damit eine Freude machen könnte.
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Was kannst du wirklich gut, was fällt dir leicht, was macht dir Spaß? Liste zehn Sachen auf!
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Was davon gibst du deinem Partner großzügig?
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Was hältst du zurück?
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Was willst du daran ändern?
Wenn dein Partner anerkennt, was du ihm mit Leichtigkeit gibst, erkennt er dich als Person an. Wenn ich selbst zum Beispiel in meine Beziehung meine Menschenkenntnis, mein psychologisches Wissen, meine Beziehungskompetenz einbringe, und mein Partner nimmt es an und würdigt es, fühle ich mich als Person geschätzt. Wenn er allerdings sagt: Immer dieser Psychologenscheiß, wertet er nicht nur ab, was ich ihm gebe, er wertet mich als Person ab.
Es gibt Männer, die wundervolle begehrliche Liebhaber sind. Sie haben Freude an einem nackten Frauenkörper, sie mögen Haut tasten, sie mögen das weibliche Geschlecht anschauen, erkunden. Sie mögen Frauenhaare, Frauenmünder, Frauenduft. Was manch anderem Mann eher schwer fällt, nämlich seiner Frau das Gefühl des Begehrtseins zu vermitteln, fällt diesen Männern ganz leicht. Immer wieder habe ich Paare in Therapie, wo die Frauen das als lästig empfinden und zurückweisen. Sie wollen nicht so viel geküsst, berührt, begehrt werden. Auf diese Weise verlieren die Männer das Gefühl für den Wert dieses wundervollen Geschenks. Sie gehen sogar in Therapie, um es »wegzumachen«. Das ist aber das Gleiche, als würde meine Freundin in Therapie gehen, um ihr Klavierspiel »wegzumachen«.
Was du als Geschenk zu geben hast, bleibt ein Geschenk, auch wenn dein Partner es nicht will. Wichtig ist, dass ihr für Klarheit sorgt. Denn manchmal ist nicht nur das Geben ein Problem für Menschen, sondern auch das Nehmen. Es gibt Menschen, Männer wie Frauen, die Angst davor haben, wenn ihnen etwas gegeben wird. Die aus ihrer Kindheit ein
tiefes Misstrauen gegen Geschenke mitbringen. Die fürchten, sie könnten gekauft, bestochen, zu Dankbarkeit verpflichtet, schuldig gemacht werden.
Eine Klientin zum Beispiel, die das körperliche Verwöhntwerden durch ihren Partner nicht annehmen konnte, fühlte sich sofort verpflichtet, ihm das gleiche Begehren zurückzugeben. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass er es ihr einfach und leicht gab, ohne dass er etwas dafür zurückverlangte. In dem Augenblick, in dem sie das verstanden hatte, konnte sie es auf eine für sie vorher vollkommen ungeahnte Weise genießen, einen solchen Liebhaber als Mann zu haben. Und mit einem Mal fiel es ihr auch leicht, seine Lust zu beantworten, ihm etwas zurückzugeben, nicht aus Schuld, sondern weil sie ihren Mann beglücken wollte.
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Nehmt eine Waage oder zwei Blätter Papier, die eine Waage simulieren, und wieder einen Haufen Münzen oder Ähnliches. Jeder legt auf seine Waagschale, was er dem anderen gibt. Immer, wenn der das gar nicht haben will, nimmt er es wieder weg.
Ich habe diese Übung mit einem Paar gemacht, nennen wir es Brigitte und Paul. Sie gibt ihm Fürsorge und Kümmern, wenn er Migräne hat. Er aber will dann in Ruhe gelassen werden. Also gibt sie ihm, was viel schwerer für sie ist, was er aber gar nicht wahrnimmt, nämlich dass sie ihn in Ruhe lässt. Er gibt ihr, dass er sich ganz still verhält, nahezu unsichtbar macht, wenn er krank ist. Sie will das aber gar nicht haben. Für sie ist diese Zeit, in der er für sie komplett unerreichbar ist, eine Zeit der
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