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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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Tores für ihn aufmachte. Er schätzte sich glücklich, den schätzbaren Herrn Dilldapp wieder unter seinem Dache zu haben, und war so voller Geschwätzigkeit, daß Dilldapp gar nicht zu Wort kommen konnte; denn er hörte gar nicht auf, die Sicherheit und Ehrlichkeit seines Hauses zu preisen, und als einen Beweis zeigte er ihm einen Schuhnagel und einen bleiernen Knopf, die vor Jahr und Tag ein durchreisender ungarischer Edelmann hier verloren habe und die noch stets aufbewahrt würden, bis er sie wiederverlangte. Dilldapp sperrte Maul und Ohren auf über die Redlichkeit und sagte: »Es ist recht brav, daß Sie die Sachen aufbewahren, da kann man sie doch wieder haben; seien Sie so gut und bewahren Sie mir bis morgen früh diesen Knüppel, aber ich beschwöre Sie, sagen Sie nicht zu ihm: ›Knüppel auf!‹ denn das könnte Sie in Versuchung führen, diesen Knüppel länger bei sich zu behalten als nötig.« – »Mein Herr!« sagte der Wirt, »Sie kennen mich schlecht, wenn Sie glauben, ich hätte nichts Besseres zu tun als mich mit Knüppeln zu unterhalten; essen Sie und legen Sie sich ruhig zu Bett; morgen früh um drei Uhr wecke ich Sie und mache Ihnen die Rechnung.«
    Dilldapp aß und trank. Aber, welche Freude! als er in die Küche sah, erblickte er seine Schwester Kontusche bei der Frau Wirtin. Er bat sie sogleich zu sich zu Tisch und ließ auftragen, was das Haus vermochte. Nach Tisch erzählte sie ihm, daß auch sie, nachdem Saloppe auf das Land gemußt habe, nicht mehr lange in der Stadt geachtet worden sei, und daß dort jetzt lauter tolle ausländische neue Moden seien; die Mutter habe müssen in ein Hospital gehen, und so sei sie hier in das Wirtshaus geraten.
    »Wer Kuckuck hat euch denn nur so außer Nahrung gebracht?« sagte Dilldapp. »Wer anders«, erwiderte Kontusche, »als die fatalen Franzosen, die bei uns regieren, und welche eigentlich uns selbst vor langen Jahren dahin gebracht haben; weil sie aber alle Augenblicke was Neues wollen, haben sie jetzt andere Personen in Schwung gebracht. Da wirst du bei uns jetzt eine Mademoiselle Chemisegrec, eine Mamselle Tunika, eine Mademoiselle Pelerine, Amazone, Hortense u. dgl. sehen.« – »Die soll der Kuckuck holen«, sagte Dilldapp; »warte nur, das soll anders werden, sobald ich hinkomme.« So sprachen sie und gingen dann zu Bett.
    Als alles ruhig war im Hause, schloß sich der neugierige Wirt ein, um nicht gestört zu werden; denn er fürchtete, Dilldapp möge ihm nicht trauen. Er machte Fenster und Läden zu und betrachtete den Knüppel von allen Seiten, und endlich sagte er: »Knüppel auf! Knüppel auf!« Da begann ihn der Knüppel so schrecklich und ununterbrochen um den Kopf und die Schultern zu prügeln, daß er in ein mörderliches Geschrei ausbrach. Den Schlüssel konnte er nicht gleich finden, er trat die Türe auf und rannte wie unsinnig nach der Stube Dilldapps, und der Prügel klopfte immerzu. »Ach, Herr Dilldapp! bester Herr Dilldapp!« schrie er, »befreien Sie mich von dem Knüppel!« Da rief Dilldapp: »Lassen Sie mich schlafen, ich bin müde.«
    Aber der Wirt schrie immerfort, und das ganze Haus lief zusammen und bat für ihn. Da sagte Dilldapp: »Führen Sie mir vorerst meinen Esel Aurekakaure mit Sattel und Zeug vor die Türe.« Der Wirt, immer geprügelt, flog nach dem Stall und brachte den Esel und flehte wieder. Da sagte Dilldapp: »Jetzt bringen Sie mir auch mein Tüchlein Tu dich auf.« O wie geschwind war der Wirt mit dem Tüchlein da und flehte wieder. Da sagte Dilldapp: »Nun machen Sie mir wieder meine Rechnung!« – »Ach! nichts, gar nichts sind Sie mir schuldig«, schrie der Wirt; »nur den Knüppel nehmen Sie mit, nur den Knüppel!« Nun stieg Dilldapp auf den Aurekakaure, nahm seine Schwester vor sich und steckte das Tellertuch ein und sagte: »Knüppel ab!« Da flog ihm der Knüppel in die Hand, mit welchem er den Herrn Wirt grüßte und abritt.
    Als Dilldapp mit seiner Schwester so fortritt, sprachen sie beide von ihren Schwestern, der Saloppe und der guten Andrienne, und wünschten sehr, daß sie auch bei ihnen sein möchten. Sie ritten aber keine halbe Stunde, da begegneten sie einem Karren voll Komödianten und Komödiantinnen, und mitten unter ihnen saßen Andrienne und Saloppe. Da sprach Dilldapp mit dem Schauspielherrn und wollte seine zwei Schwestern von ihm loskaufen. Derselbe aber wollte sie auf keine Weise hergeben. Dilldapp aber rief nur: »Knüppel auf!« Da wurde der unbillige Schauspielherr von dem

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