Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
Vom Netzwerk:
Knüppel so applaudiert, daß er Andrienne und Saloppe gern losließ, und da sagte Dilldapp: »Knüppel ab!« und ließ ihn weiterfahren. Seine zwei Schwestern aber setzte er auf seinen Esel, stieg ab und führte das Tier. »Nun«, sagte er, »müssen wir daran denken, euch andere Namen und ein anderes Aussehen zu geben, damit ihr in der Stadt wieder in Aufnahme kommt.« Er machte daher unter einer alten Eiche halt, ließ die Schwestern ins Gras sitzen und nahm sein Tüchlein heraus und sagte:
Tüchlein, Tüchlein, tu dich auf
Schick mir vier teutsche Röcklein herauf.
     
    Da wurde das Tüchlein so dick wie ein Schneiderpack und faltete sich auseinander, und vier schöne ehrbare, züchtige Röcklein lagen drin und Schleier und Hauben und Kränzchen. Auf dem einen stand geschrieben: Fräulein Thusnelda, auf dem andern: Jungfer Siegelinde, auf dem dritten: Jungfer Else, auf dem letzten: Frau Uta. Diese Kleider legten seine Schwestern an, und Andrienne nannte sich Else, Saloppe Thusnelda und Kontusche Siegelinde. Man kannte sie nicht mehr, so waren sie verändert. Sie saßen wieder auf dem Aurekakaure und ritten gegen die Stadt. Da stand eine französische Schildwache und rief: » Qui vit ?« Aber Dilldapp antwortete: »Wir sind keine Kibitzen, wir sind Deutsche«, und somit schrie er:
Knüppel auf, Knüppel auf.
Bring mir die Franzosen in Lauf,
Prügel die Mamsellen und Madamen
Wieder hin, woher sie kamen.
     
    Da entstand ein gewaltiger Spektakel in der Stadt. Der Knüppel prügelte alles, was französisch war, hinaus, und da Dilldapp auf dem Turm ein deutsches Danklied blasen hörte, rief er: »Knüppel ab!« Da war der Knüppel gleich wieder bei ihm, und er zog unter großen Festivitäten ein, holte seine Mutter, Frau Schlender, aus dem Hospital, zog ihr das Frau-Uten-Kleid an, und sie nannte sich nachher Frau Uta. Dann nahmen sie ihre Werkstatt wieder ein. Fräulein Thusnelde, Jungfer Siegelinde und Fräulein Else schneiderten drauf los, und alles kleidete sich nach ihrem Muster. Aber bald ward Hochzeit. Junker Hermann heiratete Thusnelde, Herr Siegfried Siegelinden und Herr Dietrich die Else; Frau Uta aber den alten Herrn Hildebrand. Der machte ein Hochzeitslied, gar wohl gereimt. Darin hieß es:
Ich, Herr Hildebrand,
Stell den Spieß an die Mauer.
     
    Schier hätte er gesagt: Wand.
    Dilldapp aber nahm den Namen »deutscher Michel« an und ließ den Aurekakaure so viel Geld und Gold hervorbringen, daß alles in Lust und Ehren lebte. Über seiner Haustüre aber stand geschrieben:
Kinder und Toren
Haben das Glück bei den Ohren.
     

Das Märchen von Fanferlieschen Schönefüßchen
    Es war einmal ein König, der hieß Jerum, und sein Land hieß Skandalia, und er regierte in der Stadt Besserdich. Dieser Jerum war gar nicht viel wert, er quälte seine armen Untertanen bis aufs Blut, so daß sie jahraus jahrein schrieen: »O Jerum, o Jerum, sieh auf Skandalia und besser dich!« Er wirtschaftete aber immer drauflos und war ganz das Gegenteil seines verstorbenen Vaters, dessen Sterbetag die Bürger von Besserdich jährlich mit großer Traurigkeit feierten. Vor diesem Tage ritt der böse Jerum immer mit seinem ganzen Hofstaat nach einem fernen Jagdschloß Munkelwust, um nicht die Liebe seiner Untertanen zu seinem seligen Vater zu sehen. Als er nun einstens mit unanständigem Hörnergeblase und Peitschengeknall am Tag vor dem Trauerfest der Stadt hinauszog, sah er nah an dem Tore vor einem kleinen Hause eine alte Frau ihre Ziege kämmen. Da nahm er seinen Bogen und legte einen Pfeil auf und verwundete der alten Frau die Ziege. Die Alte ergrimmte sehr und schrie ihm nach:
O Jerum, o Jerum,
Meine Ziege geschossen.
O Jerum, o Jerum,
Dir selbst zum Possen;
Sie ist ein armes Waiselein,
Wird Königin im Lande sein.
     
    Jerum bekümmerte sich nicht um das Geschrei der Alten und sprengte im Galopp zur Stadt hinaus. Die Alte hieß Fanferlieschen und war eine außerordentlich kluge Hexe; bei dem verstorbenen Vater des Königs Jerum hatte sie sehr viel gegolten; sie hatte damals große Macht in Händen und dem Lande viel Gutes getan. Wenn der alte König einen Minister oder General oder Gelehrten haben wollte, so ging er nur zu Fanferlieschen, die damals sehr schön war, und sprach nur:
Fanferlieschen
Hat schöne Füßchen,
Nicht zu lang, nicht zu kurz;
Schüttle mir aus deinem Schurz
Einen guten Staatsminister!
»Herr, da ist er!«
     
    sprach sie dann und schüttelte ihn aus der Schürze. So hatte sie dem König viele geschickte

Weitere Kostenlose Bücher