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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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alles dieses verrichtet hatte, fiel mir ein, daß der Tag herangekommen sei, daß ich mich bei dir, liebster Vater! mit den Brüdern wieder einfinden sollte. So nahm ich, was mir der Klausner zurückgelassen hatte: die Dose mit dem Bild der Prinzessin Pimperlein; nahm von den Vögeln freundlichen Abschied und bat sie, mich aufzusuchen, wenn es was Neues gäbe.
    Als ich nun hierher kam, saß der Vogel Bülow, auch Pfingstdrossel genannt, auf dem Baum und hat mir eine Nachricht gebracht, die mich so sehr betrübt als erfreut. Der Rabe, der die gute Prinzessin Pimperlein und den Hanswurst zu dem Nachtwächterkönig Knarratschki führen wollte, wo ihr Glöckchen und ihr Vater sein sollte, war ein Betrüger. Der König Pumpam war nicht dort, der böse Knarratschki kam über den See geflogen und trug die Pimperlein auf seinen hohen Felsen, wo sie den ganzen Tag sitzen muß und dem Knarratschki, der seinen Kopf in ihren Schoß legt, eins singen muß, bis er einschläft; denn er schläft bei Tag, weil er nachts die Nachtwächter regieren muß. Der Hanswurst aber muß den ganzen Tag am See stehen und mit seiner Pritsche hineinschlagen, damit die Frösche nicht schreien und den Knarratschki nicht aufwecken. Der Knarratschki will dem König Pumpam auch die Prinzessin Pimperlein nicht wiedergeben, weil ihm der goldne Glockenschwengel, der aus der Glocke zu Glockotonia losriß und bis auf diesen Felsen flog, seine Gemahlin, die Königin Schnarrassel, totgeschlagen. Nun hat aber der König Pumpam in aller Welt bekannt machen lassen, wer ihm seine Tochter Pimperlein freimache, der solle sie zur Gemahlin und sein halbes Königreich dazu haben, und das ist es, was der Vogel Bülow erzählt, und warum ich so fröhlich ausrief: ›Es ist richtig! es ist alles richtig!‹ denn ich denke, wir wollen nicht lange zögern, sondern uns gleich alle miteinander aufmachen und die Prinzessin und das halbe Königreich gewinnen. Seht nur einmal hier das Bild der Pimperlein auf der Dose.« Da zeigte er allen die Dose herum, und sie waren alle erfreut über die Schönheit und Freundlichkeit der Prinzessin; aber keiner wollte aus der Dose schnupfen, weil es dem Klausner so schlecht bekommen war.
    Alle Brüder und der Vater Klopfstock waren es zufrieden, sogleich sich auf die Reise zu machen. Der Schulmeister zog seinen schwarzen Rock an und nahm sein spanisches Rohr in die Hand und schloß die Türe zu, und so gingen sie fort. Trilltrall führte sie, Gripsgraps sagte: »Ich will sie dem Knarratschki schon wegholen, und den Felsen sollt ihr mich mit meinen zwei Dolchen hinauflaufen sehen, besser als eine Katze.« Pitschpatsch sagte: »Über die See soll euch mein Schifflein führen geschwind wie der Wind.« Piffpaff sagte: »Ich will dem Knarratschki eins auf die Pelzmütze schießen, daß er sein Lebtag daran denken soll.« Pinkepank sagte: »Und ich will euch mit meinem Kraut bei der Hand sein, wenn einem ein Unglück geschieht.« Klopfstock aber war ganz gewaltig froh und erzählte weitläufig, wie er gleich Geheimer Ober-Hof- und Landschulmeister werden wollte, wenn sie nur erst das Königreich hätten.
    Unter diesen Reden kamen sie nach mehreren Tagereisen an den See. Da suchte Pitschpatsch sein künstliches Binsenschiff, das ihm der Meermann Korali geschenkt, und fand es noch gar schön in dem Schilf versteckt und alle die Perlen und Muscheln drin. »Die wollen wir der Prinzessin zur Hochzeit schenken«, sagte er; »munter! munter! eingestiegen!« Da stiegen sie ein, er ruderte, und mit jedem Ruderschlag flog das Schiff eine Meile weiter in den See.
    Bald kamen sie an einen hohen steilen Felsen mitten in der See, an dessen Fuß der arme Hanswurst immer ins Wasser schlug, daß die Frösche nicht schreien sollten, weil Knarratschki oben schlief. Der arme Schelm hatte keine andere Wohnung als ein altes zerlöchertes Nachtwächterhorn, das Knarratschki an den Felsen gehängt hatte, und aus welchem er wie eine Schnecke herausguckte. Als er den Trilltrall erblickte, machte er tausend Freudenbezeigungen und winkte immer mit dem Finger auf dem Mund, man solle sich still halten.
    Nun fuhren sie dicht mit dem Schifflein an den Fuß des Felsen, der wie eine hohe Mauer steil vor ihnen in die Höhe stieg. Da machte sich Gripsgraps fertig, den Felsen hinaufzuklettern; er schürzte sich die Ärmel auf, nahm in jede Hand einen Dolch, und alle Brüder waren sehr neugierig, zu sehen, wie er hinaufkommen würde. Das machte er aber mit wunderbarer Geschicklichkeit

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