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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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hinten aufs Pferd, und so ritten sie von dannen.
    Als sie an das Tor kamen, ließen die Gesellen des andern sie unangefochten hindurch, denn sie erkannten sie nicht; denn wäre es der gewesen, den sie erwarteten, so hätte er gehalten. Die beiden ritten wohl zehn Meilen, bis sie an eine sehr schöne Wiese kamen, die von sehr hohen Tannen umgeben war. Sie stiegen ab und banden das Roß fest, und er hub an sie zu küssen. Nun erkannte sie ihn, merkte das Unglück und fing an bitterlich zu weinen. Er aber versuchte unter Tränen sie zu trösten und ihr solche Ehre zu erweisen, daß sie ihre Tränen trocknete und anfing, ihm hold zu werden, da sie sah, daß das Glück sich für ihn entschieden hatte, und sie umarmte ihn. Der andere ritt unterdes mehrmals hin und her, bis er die Eltern des Mädchens gewaltigen Lärm machen hörte und durch die Magd vernahm, daß die Jungfrau schon fort sei. Er war bestürzt, kehrte zu seinen Gesellen zurück und sagte es ihnen. Sie aber antworteten: »Wir sahen ihn wohl sie vorüberführen, aber wir erkannten sie nicht, und es ist schon so lange her, daß sie schon weit auf dieser Straße gekommen sein können.« Sie setzten ihnen sogleich nach und ritten fort, bis sie sie in ihrer Umarmung schlafend fanden. Sie betrachteten sie im Scheine des Mondes, der indessen aufgegangen war; aber es tat ihnen leid, sie zu stören, und sie sagten: »Wir wollen warten, bis sie aufwachen, und dann tun, was uns obliegt.«
    Sie warteten so lange, bis sie auch der Schlaf überfiel und alle hinsanken. Die andern wachten inzwischen auf und sahen, was geschehen war. Sie verwunderten sich, und der Jüngling sprach: »Diese Leute sind so artig gegen uns gewesen, daß wir sie um Himmels willen nicht beleidigen dürfen.«
    Er stieg daher zu Pferd, und sie warf sich auf ein anderes von den besten, die daselbst standen, und so ritten sie von dannen. Die Schläfer erwachten und waren sehr erzürnt, daß sie die Verfolgung nicht fortsetzen konnten

Franco Sacchetti
1335 bis nach 1400

Lob und Tadel
    Der alte König Eduard von England war ein Fürst von großem Ruhm und vieler Tapferkeit und dabei so verständig, als man aus folgender Geschichte zum Teil erkennen kann. Es lebte nämlich zu seinen Zeiten im Enzatal in der Grafschaft Florenz ein Siebmacher mit Namen Parcittadino. Diesem kam es in den Sinn, die Siebmacherei an den Nagel zu hängen und Hofmann zu werden, in welchem Gewerbe er auch bald hübsche Erfahrung gewann. Während er sich so in den höfischen Künsten versuchte, entstand in ihm ein lebhafter Wunsch, den besagten König Eduard zu besuchen, und dies nicht ohne Grund, sondern weil er gar viel Rühmens von seiner Großmut und Milde, insonderheit gegen seinesgleichen, vernommen hatte. In solchen Gedanken machte er sich eines Tages auf den Weg und ruhte nicht eher, bis er England und die Stadt London erreichte, wo der König sich aufhielt. Er betrat den königlichen Palast, wo der besagte König wohnte, schritt durch Türen und Tore und gelangte in den Saal, wo der König meistenteils Hof zu halten pflegte, und fand ihn mit seinem Haushofmeister ins Schachspiel vertieft. Parcittadino näherte sich dem König, kniete nieder und grüßte ihn ehrfurchtsvoll; der König nahm aber noch nicht mehr Rücksicht auf ihn als bei seinem ersten Eintreten, ja er schien ihn nicht zu bemerken, und Parcittadino verblieb eine geraume Zeit in dieser Stellung. Da er aber sah, der König achte nicht auf ihn, erhob er sich wieder und begann zu sprechen: »Gesegnet sei der Tag und die Stunde, die mich dahin geführt haben, wohin mich immer verlangte, nämlich zu dem Anblick des edelsten, weisesten und tapfersten Königs der gesamten Christenheit; denn nun darf ich mich vor allen meinesgleichen brüsten, da mir die Ehre zuteil geworden ist, die Blume aller Könige zu schauen! O welcher Gnade hat das Glück mich gewürdigt! Wenn ich des heutigen Tages zum Sterben käme, so würde ich mit freudigem Herzen den letzten Schritt tun, sintemal ich jene durchlauchtige Krone von Angesicht schaue, die, wie der Magnet das Eisen, mit ihrer Trefflichkeit jedermann an sich zieht und mit dem Wunsche erfüllt, ihrer Glorie ansichtig zu werden.«
    Kaum hatte Parcittadino seine Rede so weit ausgeführt, als der König sich vom Spiel erhob, den Parcittadino ergriff, ihn zur Erde riß und ihm mit Faustschlägen und Fußtritten so begegnete, daß er ihn garstig zurichtete. Als der König das getan hatte, kehrte er gleich zu seinem Schachspiel

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