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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Seufzern so weit, daß der Bräutigam ihres Einverständnisses gewahr wurde; denn das Sprichwort hat nicht Unrecht, welches sagt, daß die Liebe und der Husten nicht zu verbergen sind. Kaum hatte er dies bemerkt, als er argen Verdacht schöpfte und nicht eher ruhte, als bis er völlig erkannt hatte, wer das Mädchen sei, und wie der Notar ihn verraten und betrogen habe. Als sie daher nach Staggia gelangten, bediente sich der Bräutigam folgender List: Er äußerte, er wolle frühzeitig zu Nacht speisen, weil er am Morgen vor Tagesanbruch nach Siena eilen wolle, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Dies sagte er so, daß der verliebte junge Mann es hören konnte. Die Kammern, in welchen sie schliefen, waren fast alle nur mit Brettern verschlagen und lagen nebeneinander. In der einen schlief der Bräutigam, in der andern die Braut mit der Kammerfrau, und in der dritten zwei junge Männer, von welchen der eine feine Ohren genug gehabt hatte, um die Äußerung des Sieners aufzufangen.
    Am Morgen nun erhob er sich etwa eine Stunde vor Tagesanbruch, um, wie er zu verstehen gegeben hatte, nach Siena zu eilen. Er ging hinunter, setzte sich zu Pferde und ritt etwa vier Büchsenschüsse weit gegen Siena, worauf er die Zügel wandte und in langsamem Schritte nach Staggia zurückritt. Er näherte sich leise der Herberge, band sein Pferd an einem Türringe fest und ging hinauf nach dem Saale. Hier trat er an die Tür der Kammer, worin die Braut schlief, lauschte leise und überzeugte sich, daß sie den Jüngling bei sich habe; worauf er die schlechtverriegelte Tür erbrach und hineintrat. Dann ging er sacht zu der Bettsponde, suchte nach einem der Kleidungsstücke dessen, der darin schlief, und fand zufällig dessen Beinkleider. Die in dem Bette bemerkten ihn nicht, oder sie stellten sich aus Furcht, als schliefen sie. Er aber nahm die Beinkleider, verließ die Kammer, eilte die Treppe hinab, setzte sich mit den besagten Beinkleidern zu Pferde und eilte nach Siena. Als er nun nach Hause kam, hängte er sie an die Decke neben die Zwiebel und den Pferdeschwanz.
    Am andern Morgen erhob sich zu Staggia die Braut mit ihrem Liebhaber. Der Jüngling aber, der seine Beinkleider nicht fand, setzte sich ohne diese mit der übrigen Gesellschaft zu Pferde und ging nach Siena. Sie erreichten das Haus, wo die Hochzeit sein sollte, und stiegen ab. Als sie sich nun zu einem Gabelfrühstück unter die drei aufgehängten Dinge setzten, wurde der Jüngling gefragt, was diese Dinge bedeuteten. Er antwortete: »Ich will es euch sagen und bitte alle, mir zuzuhören: Es ist nicht lange her, daß mein Vater starb und mir drei Gebote hinterließ. Das erste lautete so und so, und deshalb nahm ich diese Zwiebel und hängte sie hier auf; zweitens befahl er mir so und so, und auch hierin gehorchte ich ihm nicht; und als das Pferd starb, schnitt ich ihm den Schwanz ab und befestigte ihn hier oben; zum dritten befahl er mir, so nahe als möglich in der Nachbarschaft zu heiraten. Ich aber nahm mir kein Weib aus der Nähe, sondern ging bis nach Pisa und nahm dieses Mädchen, weil ich glaubte, sie sei, wie alle sein sollen, die sich als Jungfrauen verheiraten. Unterwegs aber lag dieser junge Mann, welcher hier sitzt, in der Herberge bei ihr. Ich kam leise zu ihnen, fand seine Beinkleider, nahm sie mit mir und befestigte sie hier an der Decke, und wenn ihr mir nicht glaubt, so sucht bei ihm danach, denn er trägt keine.«
    Und so befand es sich.
    »Nach Tische also«, fuhr er fort, »nehmt ihr dieses gute Mädchen und begebt euch wieder nach der Heimat, denn ich will sie nicht wieder sehen, geschweige denn bei ihr liegen. Dem Notar, der mir den guten Rat gab, die Heirat stiftete und den Vertrag niederschrieb, mögt ihr sagen, er möge einen Spinnrocken mit dem Pergament bekleiden.«
    Und so geschah es. Sie zogen mit dem Mädchen ab, still und beschämt, oder, wie man zu sagen pflegt, mit lahmem Fuß und den Finger im Auge. Die Braut aber verschaffte sich mit der Zeit noch viele Männer, der Bräutigam andere Frauen.
    In diesen drei Torheiten handelte dieser junge Mann den Geboten seines Vaters zuwider, die alle sehr nützlich sind, obgleich viele Leute sie nicht beobachten. In dem letzten Punkt aber, dem wichtigsten, kann man nicht irren, wenn man Verwandtschaften in der Nähe schließt; und doch tun wir alle das Gegenteil. Und nicht allein bei den Ehen, sondern auch wenn wir Pferde zu kaufen haben, wollen wir nichts von den Nachbarn, bei welchen uns alles

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