Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
Gatten, daß ich nicht begreife, wie ihr nicht das Herz in Tränen zerschmolzen durch die Augen abging. Doch die Tränenquelle trocknet leicht; bald gab sie sich ganz den Freuden der Sinne hin und verpfändete, ohne weiter an sich noch an ihren Gatten zu denken, ihr Herz dem Grafen Foresto, einem jungen Manne, der, alle Bevorzugungen des Glückes genießend, sich der Neigung aller Damen würdig zu machen wußte.
    Donna Anna genoß einige Monate lang vollständig die Liebe des Grafen Foresto. Da es aber der Jugend oder der Menschennatur überhaupt eigen ist, eines langen Besitzes überdrüssig zu werden, wandte er seine Neigung der Gattin eines berühmten Arztes zu, der einer der vornehmsten Doktoren der Universität war. Mit Leichtigkeit gelangte er in den Besitz von Donna Candida (so hieß die Frau des Arztes), denn sie war von Natur sanftmütig und weichherzig und konnte nicht lange ertragen, daß Männer wie Graf Foresto nach ihren Reizen schmachteten. Er fand keine Schwierigkeit, sich in dem Hause seiner Geliebten einzuführen, da unter dem Vorwand der Studien auch viele Studenten sogar mit Zustimmung des Gemahls dahin kamen, der, auf hohem Fuße lebend, verlangte, daß seine Frau mit allen ohne Unterschied sich gut stelle. Sie benutzten diese Freiheit und stellten sich auch in den Stunden ein, wo der Gemahl mit Vorlesungen oder Sitzungen auswärts in Anspruch genommen war. Donna Candida aber war mit ausgezeichneter Klugheit begabt und gab es nicht zu, daß jemand sich über ihre Gefälligkeit beschweren durfte, und jeder mußte meinen, er sei allein im Genuß.
    Donna Anna dagegen merkte endlich, daß bei dem Grafen Foresto die erste Sprudelhitze vorüber war, und geriet in ihrer Verlassenheit in verzweifelte Eifersucht. Sie stellte sich auf die Lauer und bemerkte, daß der Graf das Haus des gegenüberwohnenden Arztes mehr als sonst besuchte, und daß er mit vielem Hinundherspazieren sich bemühte, die Stunde aufzufinden, wo der Gemahl sich entfernte. Mit diesen Beweisen überfiel sie eines Tages den Grafen und bat ihn mit Tränen in den Augen, wenn er je von seinen Sinnen verführt worden sei, sie geringzuschätzen, sich doch wenigstens nicht mit Donna Candida einzulassen. Der Graf leugnete standhaft jeden verliebten Umgang mit dieser Dame. Er sagte, er sei ins Haus gekommen, um den Arzt und seine Freunde aufzusuchen, mit keinem andern Zwecke als zur einfachen Unterhaltung. Daß sie ihm die ungeeignete Stunde vorwerfe, sei Folge der blinden Eifersucht: denn er sei nie in das Haus gekommen, wo nicht entweder Freunde oder der Gemahl anwesend gewesen sei. Er könne diesen Umgang nicht ganz aufgeben, aber er werde so selten hingehen, daß sie selbst damit zufrieden sein werde. Diesen Gründen fügte er nach Art der Liebenden so viele Beteuerungen bei, daß sie, mehr überwältigt als überzeugt, sich für befriedigt erklärte.
    Der Graf fuhr einige Tage fort, seine Besuche bei Donna Candida ganz vorsichtig einzurichten; aber sei es, daß die Leidenschaft ihn hinriß, oder daß er allzu eifrig beobachtet wurde, – er kam nie hinein, ohne gesehen und geschmält zu werden. Dies erbitterte dergestalt den sonst so sanften Grafen, daß er mehrmals auf dem Punkte stand, sich offen zu erklären und Donna Anna zu enttäuschen, um so mehr, als auch Donna Candida ihn mit folternden Klagen überhäufte und ungern in ihrer Liebe eine Nebenbuhlerin duldete. Der Zufall wollte, daß der Graf eines Morgens in das Haus Donna Candidas eintrat in der Voraussetzung, man habe ihn nicht beobachtet, während ein regnerisches Wetter jedermann zum Zuhausebleiben anhielt. Amor aber, der ein Argus ist, wenn er sich auch blind stellt, fügte es, daß Donna Anna, die mit sorgfältigem Augenmerk alle Handlungen des Grafen überwachte und zu diesem Zwecke auf der Lauer stand, ihn mit eigenen Augen in das Haus ihrer Nebenbuhlerin eintreten sah. Nun ward sie ungeduldig: sie weinte, schrie, stieß Verwünschungen aus und gebärdete sich völlig wie eine verratene Liebende. Endlich, als sie das Gift nicht mehr aushielt, das sie im Busen nährte, öffnete sie ein Fenster, das nach Donna Candidas Hause hinüberging, und erwartete dort eine Gelegenheit, ihrem Rachegelüste zu genügen oder wenigstens den Grafen wieder herausgehen zu sehen.
    Während sie nun in ihrem Gemüte die eigenen Wirkungen ihres Grolls überlegte, erblickte sie eine Dienerin von Donna Candida, und es war gerade die, der die Herrin ihre Geheimnisse anvertraute, und die vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher