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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Wege gehen hieß.
    Der Alten wurde ihre Arbeit nicht schwer, da Antenor aus demselben Grunde, aus dem Rosana ihn oft gesehen hatte, nämlich weil er durch ihre Straße ging, sie gleichfalls gesehen und, da sie ihm außerordentlich wohlgefiel, sich, nicht weniger als sie in ihn, glühend in sie verliebt hatte. Er verabredete daher mit dem Weiblein die Art und Weise, wie sie zusammenkommen könnten, und als eines Tages der Ehemann aus der Stadt gegangen war, machten sie den heitern Anfang mit ihren Freuden; auch trafen sie die gehörige Veranstaltung, daß sie, ohne sich weiter an die Alte wenden zu müssen, oftmals mit gleicher Heiterkeit sich zusammenfinden konnten.
    Nun geschah es aber, als Antenor eines Abends kam, um sich mit Rosana zu vergnügen, und das verabredete Zeichen machte, ihr Mann noch zu Hause war. Sie schickte daher sogleich eine Magd hinunter, die leise an die Tür trat und, ohne sie aufzumachen, ihm durch ein kleines Loch in derselben zurief und sagte: »Meiner Dame tut es über die Maßen leid, der Wollkrempler ist heute abend heimgekommen, um ein meliertes Tuch anzulegen und das Gewebe anzuzetteln. Wißt Ihr was? Tragt es geduldig: denn was heut nacht nicht sein kann, geschieht morgen nacht, und darum kommt um zwei Uhr in der Nacht: denn ohne allen Zweifel wird dieser Gottverdammte, wenn ihn nicht der Teufel herbeiführt, bei seinem Geschäft in der Bude sein müssen.«
    Zufällig stand in der Straße, die Stunde einer Zusammenkunft erwartend, ganz nahe an Rosanas Haus ein anderer gleichfalls adliger Jüngling mit Namen Giovannello de'Fighineldi, der unter dem Schirm des nächtlichen Dunkels unbemerkt die Liebschaft Antenors beobachten und zugleich die Botschaft der Magd hören konnte. Es kam ihm daher das Verlangen, womöglich sich bei Rosana einzustellen, und in der folgenden Nacht ging er noch vor zwei Uhr an die Tür und machte Antenors Zeichen. Sogleich wurde ihm aufgetan, die Tür hinter ihm verschlossen, und er stieg die Treppe hinan, auf deren Spitze ihn Rosana erwartete.
    Als sie Giovannello erblickte, stieß sie einen heftigen Schrei aus und rief: »Weh mir, ich bin des Todes!«
    Giovannello aber fiel ihr um den Hals und sagte: »Fürchtet nicht, meine süße Liebe! Ich bin nicht hergekommen, um dir etwas zuleide zu tun, sondern um dich um deine Liebe zu bitten, wofern du sie mir freiwillig gewähren willst. Wenn dir das nicht gefällt, so verspreche ich dir, sogleich meiner Wege zu gehen. Wisse, daß ich gestern abend zufällig durch die Straße ging, als du durch die Magd Antenor sagen ließest, er solle heute abend um zwei Uhr zu dir kommen! Getrieben von der heftigen Liebe, die ich beständig zu dir getragen, obgleich du es nie bemerken wolltest oder wohl dich wenigstens so gestellt hast, faßte ich das Herz, heut als Antenor in dein Haus zu kommen, wohl wissend, daß du mich als Giovannello nie aufgenommen hättest. Nur das will ich dir sagen, daß das heftige Feuer, das du mir in der Seele entzündet hast mit diesem deinem Gesichtchen wie Milch und Blut, nur auf eine von diesen zwei Arten gelöscht werden kann: entweder, daß du mich deiner Liebe teilhaftig machst, um was ich dich demütig ersuche, oder durch den Tod, dem ich mich, wie du versichert sein darfst, auf der Stelle dahingebe, wenn du mir nicht das gewährst, was ich von dir verlange. Ach, meine süße Hoffnung, begehe doch nicht eine so große Sünde und erinnere dich, daß der Anstifter so straffällig ist wie der Verbrecher, und wenn ich mich daher selber umbringe und meine arme Seele in die Hölle kommt, so bedenke, daß die deinige, die die Veranlassung dazu gewesen ist, viele tausend Meilen tiefer in diese Feuerqual versenkt wird! Überdies bedenke, meine liebe Seele, wenn es nicht erlaubt ist, dem Feind Übles zu tun, wieviel größer die Verruchtheit ist und wieviel herbere Strafe es verdient, wenn man den Mord, dieses größte aller Verbrechen, an dem begeht, der dich liebt und dir mehr wohlwill als sich selbst! Darum bitte ich dich, du Herz meines Leibes, mich nicht aus deinen Armen zu werfen, ohne mir wenigstens einen einzigen Kuß zu gewähren.«
    0 du unvergleichliche Sanftheit des weiblichen Blutes, wie sehr mußt du in solchen Fällen immer gerühmt werden! Nie sehntest du dich nach Tränen oder Seufzern und warst beständig fügsam den Bitten und nachgiebig für die Wünsche der Liebe. Die Frau, die sich nicht auf Logik verstand und überhaupt das Pulver nicht erfunden hatte, war oder stellte sich

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