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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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werden, wusste sie genau, wie lange sie schauen und wie stark sie lächeln durfte. Es blieb eine nützliche Fertigkeit, doch jetzt besaß das graziöse, zwecklose Lächeln eine bittersüße Leere. Denn hier oder in Zukunft würde es keinen annehmbaren Freier geben, da doch Will Carneys Drohung über ihr hing.
    Aber solch düstere Gedanken würden sich auf ihrem Gesicht zeigen, und das durfte einer jungen Dame ihres Standes nicht passieren. Also gab sie sich Mühe, ihre ganze Aufmerksamkeit Sir Thomas zu widmen, ihrem Gastgeber und Konsul, der sich tief verbeugte, als sie nun auf ihn zuschritt.
    „Mylady“, sagte er, als er sich aufrichtete und ihr galant die Hand entgegenstreckte. „Ich fühle mich geehrt, dass Sie sich heute Abend zu uns gesellen konnten. Selbst eine so schöne Stadt wie Rom wird durch Ihren Besuch außerordentlich aufgewertet.“
    „Sie sind überaus liebenswürdig, Sir Thomas“, murmelte sie, schlug bescheiden die Augen nieder und deutete mit einem winzigen Knicks ihre Achtung an – das war mehr, als einem Ritter von der Tochter eines Peers dem Range nach zustand. Doch Diana wusste, dass solche kleinen Nettigkeiten älteren Herren gefielen. Außerdem war Sir Thomas ihnen hier in Rom sehr nützlich gewesen. „Ich fühle mich ebenso geehrt, Ihr Gast zu sein.“
    Sie bot Sir Thomas die Fingerspitzen, um ihr beim Aufrichten zu helfen, als sei sie viel zu zerbrechlich, um es ohne seine Hilfe zu schaffen.
    „Aber ich bitte Sie, Mylady“, erwiderte Sir Thomas. „Doch ich sollte Ihnen unseren Gastgeber und Herrn dieses prächtigen Palastes vorstellen. Mylady, Lord Anthony Randolph.“
    Lord Anthony? Jäh blickte sie auf. Ihre ach so erprobte Gelassenheit ließ sie im Stich, und bestürzt umklammerte sie Sir Thomas’ Hand. Mit dem gleichen angenehm erfreuten Lächeln, das gerade noch auf ihrem Gesicht gelegen hatte, stand Antonio – oder jetzt Anthony – neben dem Konsul. Er war elegant, ja erlesen in dunkelblaue gerippte Seide gekleidet, die im Kerzenlicht raffiniert von dunkel zu hell changierte. Die Vorderseite und die Manschetten seines Rocks bedeckte eine schwere Stickerei aus Seiden- und Silberfäden und schimmerndem Chenille, welches die Blumen und Blätterranken noch lebendiger erscheinen ließen. Selbst die Knöpfe seines Rocks und seiner Weste waren mit Kränzen winziger blauer Blumen bestickt. Veilchen – als ob Diana an irgendetwas erinnert werden musste! Doch auch wenn er wie ein Lord gekleidet war, in seinen Augen lauerte immer noch dieses schurkenhafte Glitzern.
    Wieso hatte er ihr nicht gesagt, dass er Engländer war? Warum hatte er sich als wundervoll nichtswürdiger römischer Gauner verkleidet, statt offen zu bekennen, dass er Besitzer dieses Palastes und des dazugehörigen Titels war? Mit welchen Narrheiten wollte er sie jetzt an der Nase herumführen?
    Wenn das Beste, was sie an Eroberung zustande brachte, ein grinsender, lügender Gauner war, dann wollte sie lieber gar kein Glück in der Liebe haben.
    „Mylady?“, fragte Sir Thomas besorgt. „Mylady, ist Ihnen nicht wohl?“
    Schnell riss sie sich zusammen. „Verzeihen Sie mir, Sir Thomas“, sagte sie, während sie den Konsul warm anlächelte und Anthony dabei völlig ignorierte. „Es ist nur, dass Lord Anthony mich überraschte. Auf den ersten Blick erinnerte er mich sehr an einen anderen Herrn, den ich einmal kannte. Doch jetzt sehe ich, dass er in Wirklichkeit nur sehr wenig Ähnlichkeit mit ihm hat.“
    Anthony, der neben Sir Thomas stand, lachte. „Wie glücklich schätze ich mich, Sie kennenzulernen, Mylady.“
    „Ja, tatsächlich, Mylord“, erwiderte Diana bewusst kühl. „Ihr Palazzo ist so groß. Es wundert mich, dass Sie solch ein Geheimnis aus ihm machen.“
    „Oh, er ist kein Geheimnis“, meinte Sir Thomas. „Jedenfalls für keinen, dem Rom vertraut ist. Die meisten würden sagen, dass er in seiner Pracht den Palazzi der Familien Farnese und Barbarini völlig ebenbürtig ist.“
    „Die Prosperi besaßen von jeher einen ausgezeichneten Geschmack, Sir Thomas“, bemerkte Anthony, ohne den Blick von Diana zu wenden. „Alles in allem hat unsere Sippe Weitsicht bewiesen, ganz gleich ob beim Erwerb von Gebäuden, Bildern oder Frauen.“
    Sir Thomas räusperte sich diskret. Es war die einzige Art, wie er seinem Gastgeber seine Missbilligung zu zeigen wagte. „Es stimmt, über Jahrhunderte hinweg hat Ihre Familie viele glückliche Heiraten arrangiert.“
    Mit einem Nicken nahm Anthony die Bemerkung

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