Italienische Verführung
um die Wette zu kümmern, und es war ihm egal, dass sie nicht länger wichtig für ihn war. Tatsächlich schien es, als ob Diana inzwischen das einzig Wichtige für ihn war.
„Mylord, es ist alles vorbereitet.“ Mit feierlich ernstem Gesicht machte Carlo, der wahre Herr des Palazzo, eine tiefe Verbeugung vor ihm, und etwas von dem Puder seiner fest sitzenden Perücke rieselte über seine blaue Livree. „Alles ist genau so, wie Sie es angeordnet haben, Mylord.“
„Ausgezeichnet.“ Anthony vertraute seinem Bediensteten vorbehaltlos und wusste, dass des Butlers Aussage alles mit einbezog, angefangen von den Blumen in den Porzellanvasen auf den mit Marmorplatten belegten Anrichten bis hin zu dem Abendessen, das später am Abend serviert werden würde. „Sie haben die Tore zum Innenhof öffnen lassen?“
„Ja, Mylord“, antwortete Carlo. „Vor einer Stunde, wie Sie es angeordnet hatten.“
Anthony lächelte. Er hörte die Frage hinter dieser höflichen Bestätigung. „Es handelt sich um die Gäste des englischen Konsuls, Carlo, nicht um meine üblichen Freunde. Diese Gäste werden genau zu der Zeit kommen, zu der sie eingeladen wurden. Wahrscheinlich mehr aus Neugier als aus Pünktlichkeit.“
Auch Anthony verspürte heute Abend eine gewisse Neugier. Wie würde Diana sich ihm gegenüber verhalten? Doch die eigentliche Frage war: Wie würde sie sich ihm gegenüber benehmen, wenn sie endlich allein wären?
„Ist das kleine Zimmer oben vorbereitet?“, fragte er.
„Alles ist so, wie Sie es wünschen, Mylord“, erwiderte Carlo. „Die Kerzen sind angezündet, und der Wein und das Abendessen stehen bereit.“
Das kleine Zimmer lag weit entfernt von den öffentlichen Räumen. Der Raum war ein wahres Kleinod, die Wände mit rotem Samt verhangen und die Möbel üppig mit Blattgold verziert. Geschnitzte kniende Hirsche trugen ein kostbares, wunderschönes Bett. Gab es einen besseren Ort, um später an diesem Abend die Jagd auf seine Göttin Diana zu beenden?
Vom Eingang ein Stockwerk tiefer hörte er das Lachen einer Frau und die tiefere Stimme eines Mannes, die darauf antwortete. Seine Gäste waren angekommen.
„Na, Carlo, was habe ich Ihnen gesagt?“ Ein letztes Mal strich er über die feinen Spitzenrüschen an seinen Manschetten. Seltsam, wie aufgeregt er in Erwartung dieses Abends bereits war. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal so für eine Frau empfunden hatte. Und er hoffte, dass Diana genauso aufgeregt sein würde wie er selbst, wenn man sie endlich einander vorstellen würde, wie es die Etikette verlangte.
Draußen vor dem Eingang zum großen Empfangssaal des Palazzo holte Diana noch einmal tief Luft, während Miss Wood dem Diener ihren Namen nannte. Wenn es etwas gab, was Diana ausgezeichnet verstand, dann war es, einen großen Auftritt zu gestalten. In den nächsten paar Minuten, wenn alle Köpfe sich ihr zuwenden würden, musste sie den Schrecken vergessen, den Will ihr eingejagt hatte, und sich nur darauf konzentrieren, die schöne Tochter des Duke of Aston zu sein.
Immerhin konnte sie sich sicher sein, so auszusehen. Sie hatte beschlossen, ihr Haar heute Abend nicht zu pudern. Stattdessen hatte Deborah es gebürstet, bis es wie silbriges Gold schimmerte, und es zu einer schlichten Hochfrisur aufgesteckt, von der ihr eine einzige Locke über die Schulter fiel. Sie trug ein neues Kleid à la Française, das sie während ihres Besuches in Frankreich hatte anfertigen lassen. Der rosa-weiße cannelé , ein gestreift gewebter Stoff, raschelte leise, selbst wenn sie sich nicht bewegte, und der Besatz aus geklöppelter Spitze an Ärmeln und der Vorderseite ihrer Röcke war so modisch, dass sie ihn außer in Paris noch nirgends gesehen hatte.
„Lady Diana Farren“, verkündete der Diener mit der dröhnenden Feierlichkeit, die allen Dienern, ob in England, Frankreich oder Italien, eigen zu sein schien. Diana straffte den Rücken, entspannte die Schultern und hielt ihre Hände graziös, die Handgelenke etwas nach außen gewendet. Mit schnellen, wohl abgemessenen Schritten, die ihre Röcke leicht über die schmalen Spitzen ihrer Schuhe wippen ließen, schwebte sie in den von Kerzen erleuchteten Raum.
Sie lächelte heiter, erfreut und bezaubernd, doch nie einschmeichelnd. Langsam ließ sie den Blick über die ihr bewundernd zugewandten Gesichter schweifen. Durch die sorgfältige Vorbereitung auf ihre Einführung bei Hofe, als sie noch erwartet hatte, der Königin vorgestellt zu
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