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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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zur Kenntnis, aber nicht die darin enthaltene Kritik. „Meine Vorfahren wählten ihre Frauen auf dieselbe Art, wie sie sich auch alles andere erwählten, Sir Thomas: mit der richtigen Einschätzung und aus dem Verlangen, nicht aus der Notwendigkeit heraus.“
    Lächelnd deutete er Diana an, dass seine Worte als ein Kompliment an sie gedacht waren.
    Doch es war Diana nicht entgangen, dass er bewusst Frauen und nicht Ehefrauen gesagt hatte. Außerdem war sie nicht in der Stimmung, Komplimente von ihm entgegenzunehmen.
    „Ich vermute, dass es eine römische Angewohnheit sein muss, Frauen mit Gemälden gleichzusetzen, die man in einer herkömmlichen Galerie kaufen kann“, sagte sie. „Doch ich versichere Ihnen, Mylord, englische Gentlemen behandeln ihre Damen mit mehr Respekt und Rücksicht.“
    „Aber seine Lordschaft ist doch Engländer, Mylady“, protestierte Sir Thomas. „Auch wenn sein Vater die meiste Zeit seines Lebens hier in Rom verbrachte, so war er doch der Earl of Markham, ein äußerst würdiger Gentleman, möge er ruhen in Frieden. Es ist das Blut seiner Mutter, einer adligen Dame aus einer der ältesten Familien der Stadt, weswegen Seine Lordschaft ebenso behaupten kann, Römer zu sein.“
    „Und deswegen, Mylady, kann ich, ganz aufrichtig gesagt, an einem Tag Anthony Randolph und am nächsten Tag Antonio sein“, erklärte Anthony mit entnervender Gemütsruhe. „Das macht das Leben viel interessanter.“
    „Oder einfach doppelzüngig“, erwiderte Diana scharf. „Ich fürchte, Sie können mich nicht überzeugen, Mylord.“
    Und doch ergab es einen Sinn. Es erklärte so vieles, über das sie sich zuvor gewundert hatte: die Leichtigkeit, mit der er Englisch sprach, seine Fähigkeit, vorauszusehen, wo sie sich aufhalten würde, seine Vertrautheit mit englischem Benehmen und Gewohnheiten, selbst seine blaue Augen.
    „Aber es ist wahr, Mylady“, beteuerte Sir Thomas, der jetzt deutlich die Spannung zwischen den beiden wahrnahm, ohne den Grund dafür zu kennen. „Lord Anthony vereinigt in sich das Beste von London und Rom. Wir sind glücklich, heute Abend seine Gastfreundschaft genießen zu dürfen.“
    „Und ich bin ebenfalls glücklich, Mylady.“ Sanft nahm Anthony Dianas Hand. „Sehen Sie, weil ich Engländer bin, kann ich eine Dame wie Sie respektieren und ihr die höchste Achtung zukommen lassen. Aber weil ich auch Römer bin, kann ich Ihre Schönheit als Gottes größtes und schönstes Kunstwerk würdigen.“
    Bevor sie noch darauf antworten konnte, hob er ihre Hand an die Lippen und küsste sie. Dianas Gedanken kehrten zu ihrem ersten Kuss zurück, an dem Abend damals im Kolosseum.
    Zum Teufel mit ihm! Was war es nur, ob nun englisch oder römisch, das sie in seiner Gegenwart so völlig hilflos werden ließ?
    „Beredsam formuliert, Mylord, äußerst beredsam!“
    Sir Thomas strahlte die beiden an, als wären sie zwei Musterschüler im Unterrichtsraum. „Da haben Sie es, Mylady. Gegen eine solche Logik dürften Sie wohl kaum etwas einzuwenden haben!“
    Diana entzog Anthony ihre Hand und wünschte sich, sie könnte sich genauso leicht ihren Erinnerungen entziehen. „Gegen Logik hatte ich noch nie etwas einzuwenden, Sir Thomas.“
    „Nun, Mylady, dann dürften Sie ja keinerlei Einwände mehr haben“, erwiderte er und sah an ihr vorbei zu den anderen Gästen hin, die sich hinter ihr in der Türöffnung drängten und geduldig darauf warteten, dass Diana ihnen den Weg freigab. Da sie hier der ranghöchste Gast war, hatten die restlichen Gäste gar keine andere Wahl, auch wenn Diana den ganzen Abend im Eingang herumtrödelte. Doch es war unhöflich von ihr, und sie wusste es. „Sollten Sie sich für Kunst interessieren, könnte es Ihnen und Ihrer Gouvernante Freude machen, sich die Gemäldesammlung des Palazzo anzusehen. Sie begleitet Sie doch heute Abend, nicht wahr? Miss … ah … Miss …“
    „Ihr Name ist Miss Wood, Sir Thomas.“ Diana blickte über die Schulter und suchte in der dicht gedrängten Menge nach ihrer Gouvernante. Normalerweise war Miss Wood sehr geschickt darin, sich immer am Rande einer Gesellschaft aufzuhalten, bis ihre Anwesenheit gebraucht wurde. Doch heute Abend musste der viele Glanz sie verführt haben, ein wenig umherzuspazieren. „Ich bin sicher, sie muss hier irgendwo sein, aber ich …“
    „Ich werde Ihnen die Gemälde zeigen, Mylady“, bot Anthony an und hielt ihr erneut die Hand hin. „Schließlich gehören Sie meiner Familie, der englischen wie

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