Italienische Verführung
der römischen.“
Zögernd blickte sie auf seine Hand und dann wieder in sein Gesicht. Seine grauen Augen sahen sie eindringlich an. Diesen Ausdruck hatte sie schon einmal an ihm gesehen. Er hatte sie provoziert, ihm zu folgen. Und sie wusste, was dabei herausgekommen war.
Hatte sie denn aus ihrem verheerenden Treffen mit Will Carney nichts gelernt? Wie konnte sie nur glauben, dieser Mann hier – oder irgendein Mann – wäre anders?
„Ja, ja, Mylady, niemand sonst kennt diese Sammlung so gut.“ Wieder sah Sir Thomas bedeutungsvoll zu den anderen Gästen, die immer noch warteten. „Sie könnten sich keinen besseren Führer wünschen als Lord Anthony, Mylady.“
„Das stimmt wahrhaftig“, bestätigte Anthony mit einem so hinterhältig einladenden Lächeln, dass Diana nicht verstand, weshalb der Konsul es nicht auch bemerkte. „Und ich gebe Ihnen mein Wort, Mylady, in meiner Gesellschaft werden Sie sich keine Sekunde langweilen.“
Oh, das wusste sie. Und sie konnte nicht verhindern, dass sie schuldbewusst errötete, als sie daran dachte, wie er sie das letzte Mal unterhalten hatte. Schon fing ihr Herz an, schneller zu schlagen, und das Blut pulsierte rascher durch ihre Adern.
„Bitte, Lady Diana.“ Sir Thomas ließ klar erkennen, wie sehr es ihn drängte und wie unglücklich er über sein gezwungenermaßen schlechtes Benehmen war. „Ich kann einen der Diener nach Ihrer Gouvernante schicken, Mylady, oder …“
„Oder Sie können so kühn sein und einfach mit mir kommen“, meinte Anthony mit leicht geneigtem Kopf. „Aber wenn Sie es vorziehen, ein Feigling zu sein, Mylady, nun, dann …“
„Ich bin kein Feigling, Mylord“, sagte Diana. „Ich möchte, dass Sie mir sofort Ihre Bilder zeigen. Sofort.“
Sir Thomas machte erstaunt große Augen und trat einen Schritt zurück, während Anthony nur leise lachte und ihre Hand in seine Armbeuge legte.
„Wie Sie wünschen, Mylady.“ Er geleitete sie durch die Menge. „Meine Familie besitzt wirklich einen ausgezeichneten Geschmack, müssen Sie wissen. Die Bilder in diesem Haus gehören zu den erlesensten in ganz Rom. Ich habe gehört, dass sogar Seine Heiligkeit mich um einen Heiligen Johannes von Raffael beneidet, der in meiner Bibliothek hängt.“
„Der Papst beneidet Sie um Ihre Bilder?“ Zweifelnd sah Diana ihn an, während sie durch die Tür in eine lange Galerie mit hoher Decke schritten. Sie waren immer noch in Hör- und Sichtweite der restlichen Gäste. „Das kann ich unmöglich glauben, Mylord. Vermutlich sollte mir dann aber auch alles andere, was Sie mir erzählt haben, als sehr unglaubwürdig erscheinen.“
„Anthony“, berichtigte er sie. „Oder Antonio. Sie dürfen sich aussuchen, was Ihnen besser gefällt, und ich verspreche, prompt auf jeden der beiden Namen zu antworten.“
„Wieso erzählten Sie mir nicht, dass Ihr Vater Engländer war?“, fragte sie.
Gleichgültig zuckte er die Achseln. „Es schien mir nicht von Bedeutung.“
„Aber Sie täuschten mich, indem Sie mich glauben ließen, Sie wären jemand, der Sie nicht sind!“
„Das habe ich nicht, mein Schatz“, sagte er fröhlich. „Eher hast du glauben wollen, was du zu verstehen glaubtest. Ich bin unter beiden Namen hier in Rom bekannt, und niemand sonst findet das seltsam. Doch ich bitte dich, keine weiteren Förmlichkeiten zwischen uns, nicht nachdem …“
Errötend blickte sie stur geradeaus, sodass sie kaum etwas von den Bildern wahrnahm. „Ich weiß sehr genau, was … was das letzte Mal geschah, als wir zusammen waren. Und ich habe nicht die Absicht, es noch einmal so weit kommen zu lassen.“
„Ich bin entsetzt.“ Er blieb stehen und streckte erstaunt und wie bittend die Hände aus. „Habe ich dir kein großes Vergnügen verschafft, cara? Habe ich nicht …“
„Es ist keine Frage des Vergnügens“, entgegnete sie rasch und sah dabei über die Schulter zu den anderen hin, um sicherzugehen, dass niemand sie belauschte. „Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob es ein Vergnügen war, das Sie mir verschafft haben.“
Sie sah seinen skeptischen Blick. Er genügte, um sie fortfahren zu lassen, sich stammelnd zu verteidigen und nach einer Erklärung zu suchen. „Ich dachte, wir würden uns küssen, das war alles. Nie hätte ich … nie …“
„Hat dich denn noch nie ein Mann geliebt?“
Ihr traten Tränen in die Augen und ließen sein Gesicht verschwimmen. Bevor er es bemerken konnte, drehte sie sich schnell zur Seite. Sie wollte nicht
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