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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Thema gesprochen hatte.
    Für Edward wäre es einfach gewesen, sich ebenfalls einen Patrioten zu nennen und einen Burschen mit einer Botschaft zum Haus des Admirals zu schicken, in der er diesem voll gerechter Empörung die persönliche Entdeckung eines verräterischen Deserteurs mitteilte. Einfacher noch wäre es, dem Mann in einiger Entfernung bis zur Taverne zu folgen und dann einen anderen Burschen zum Admiral zu schicken, um ihm mitzuteilen, dass er das feige Wiesel in seinem Unterschlupf gefangen hatte. Doch viel, viel einfacher und auch sicherer war es, die Männer des Admirals mit ihren Knüppeln und Pistolen den Erpresser fangen zu lassen. Der würde für immer auf dem nächsten englischen Schiff verschwinden, um später an irgendeinem Rahnock gehängt zu werden.
    Doch während der Erpresser verschwand und auf dieses Weise nie mehr Diana oder ihren Vater in Schwierigkeiten bringen konnte, würde Diana selbst von der ganzen Angelegenheit nichts erfahren. In Gegenwart von Damen sprach man nicht über so schmutzige Transaktionen. Stattdessen würde Diana weiterhin, verzehrt von Schuldgefühlen und Angst, still für sich leiden. Nur Edward kannte ihr furchtbares Geheimnis, und was er damit anfangen würde – nun, das war sein eigenes Geheimnis.
    Aufgeschreckt durch einen lauten Tumult auf der Straße, trat Edward unter der Markise hervor. Vier englische Marineinfanteristen in strahlend roter Uniform, deren Musketen in der Nachmittagssonne glänzten, marschierten mit ihrem Offizier die Straße hinunter. Ihnen folgte eine kleine Horde Buben und Straßenköter. Zwei der Soldaten blieben draußen vor der Taverne, um die Tür zu bewachen, während die anderen drei hineingingen. Sofort versammelte sich eine kleine Menge. Wie immer in Rom, lockte sie die Aussicht auf eine kostenlose Unterhaltung an.
    Die Leute mussten nicht lange warten. Bald erschienen die Soldaten wieder und schleppten den Erpresser mit sich, dessen Hände in eisernen Fesseln steckten. Es war zu erkennen, dass der Mann nicht ohne Gegenwehr mitgekommen war. Von seiner Stirn und aus seinem Haar tropfte Blut, und er taumelte. Die kleine Menge verhöhnte den Gefangenen. Einer warf einen Klumpen Dreck nach ihm, der vorne seinem dunklen Rock traf. Die Soldaten zogen ihn rasch mit sich fort. Bald war das Schauspiel zu Ende und das Leben des unglücklichen Erpressers wahrscheinlich auch.
    Doch für Edward, der glücklich pfeifend wieder zurück zur Piazza di Spagna schlenderte, schien das Leben plötzlich voll unerschöpflicher Möglichkeiten und Hoffnung.

9. KAPITEL
    Der Diener war damit beschäftigt, die letzten Kerzen anzuzünden, als Anthony durch die Sala Grande, den berühmtesten Raum seines Palazzo ging. Zu diesem Zweck war der ausladende Kandelaber mit den silbernen Armen und rosa und grünen Tropfen aus venezianischem Glas von der Decke herabgelassen worden. Zwei weitere Diener hielten ihn fest, während die letzten Dochte entzündet wurden. Anthony blieb stehen, als ein anderer Mann vorsichtig an dem samtenen Seil zog, das den Kandelaber wieder oben an seinen angestammten Platz brachte.
    Anthony applaudierte anerkennend, während der altmodische Kandelaber langsam nach oben stieg und dabei nach und nach die von Tiepolo gemalten Götter und Göttinnen hoch oben an der Decke beleuchtete. Schon als Kind hatte Anthony es immer geliebt zuzuschauen, wenn die Kerzen angezündet wurden. Es war Teil einer Zeremonie gewesen, die den Beginn einer der verschwenderischen Vergnügungen seiner Eltern anzeigte.
    Er hatte es sich zum Prinzip gemacht, diese Bräuche ebenfalls zu pflegen. Nicht nur als Erinnerung an seine gastfreundliche Mutter, sondern weil es ihn entzückte zu sehen, wie der strahlende Glanz des Kerzenlichts und des polierten Silbers, die Gemälde, die vergoldeten Möbel und die marmornen Statuen, die Zickzackmuster der polierten Marmorböden sich in den großen Spiegeln an beiden Enden des Empfangssaales widerspiegelten. Dies und vieles andere unterschied ihn von seinen praktischeren Brüdern, wodurch er sich sehr viel mehr als Italiener denn als Engländer fühlte.
    Doch jetzt hatte ihn ein englisches Mädchen bezaubert – ein Mädchen, das sich in der aristokratischen Welt seines Vaters, in London und ländlichen Grafschaften zu Hause fühlte. Und sie hatte ihm so völlig den Kopf verdreht, wie es noch keine römische Frau geschafft hatte. Er brauchte nur an Diana Farren zu denken, und schon lächelte er. Er hatte aufgehört, sich noch weiter

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