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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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deshalb vorhanden zu sein, daß der Schneider allerlei Stickerei, Pelzwerk und Juwelenzierat darauf anbrachte, soviel man nur hatte, um damit zu prahlen.
    Die Gäste saßen um die Tafel, die unter der Last der Leckerbissen fast zu brechen drohte. Die zahlreichen Köche des Prinzen hatten alle ihre Künste aufgeboten, um möglichst abwechslungsreiche Gerichte zu schaffen. Außer den Schüsseln, die mit einheimischen Erzeugnissen gefüllt waren, gab es fremdländische Delikatessen und Pasteten, Rosinenkuchen und Weißbrot, das damals nur auf den Tisch des höchsten Adels kam. Desgleichen waren die besten einheimischen und ausländischen Weine aufgetragen. Die Normannen liebten die Pracht, aber man konnte sie doch keineswegs ausschweifend nennen. Sie schwärmten wohl für ein üppiges Mahl, aber es wurde dabei weniger darauf gesehen, daß alles im Übermaß vorhanden war, vielmehr war die Hauptsache, daß alles vortrefflich zubereitet war, und der erste Vorzug war der Wohlgeschmack. Dagegen machten sie den von ihnen überwundenen Sachsen den Vorwurf der Völlerei und Gefräßigkeit – zwei Laster, die ihrer Meinung nach der niedrigen Natur des Sachsen eigen waren. Prinz Johann jedoch und das Heer seiner Schmeichler und Parasiten liebten auch in der Wonne des Zechens und Essens das Übermaß, und es ist eine allbekannte Tatsache, daß Prinz Johann an übermäßigem Genuß von Pfirsichen und jungem Biere gestorben ist. Dies war aber nur eine Ausnahme von der Regel.
    Mit einer Unverwandtheit, die schließlich peinlich werden mußte, wobei sie sich obendrein noch heimliche Zeichen untereinander gaben, beobachteten die normännischen Ritter und Adeligen das ungeschlachte Wesen Athelstanes und Cedrics bei der Tafel – einen ihnen ganz fremder Anblick. Während die Sachsen also mit geheimem Spott betrachtet wurden, ließen sie unwissentlich manche der Vorschriften außer acht, die für das Benehmen in Gesellschaften allgemein galten.
    Indessen ging das lange Mahl zu Ende, und während fleißig der Becher kreiste, war das Gesprächsthema das Turnier, der unbekannte Sieger im Bogenschießen, der schwarze Ritter und der tapfere Ivanhoe, der die Ehre des Tages so teuer bezahlt hatte. Dabei herrschten Scherz und Lachen.
    Nur die Stirn des Prinzen Johann war umwölkt, eine schwere Sorge schien auf seiner Seele zu lasten, und hätten ihn nicht seine Schranzen auf alles aufmerksam gemacht, so hätte er wohl nichts von dem gesehen, was um ihn her vorging. Wenn er in solcher Weise aufgerüttelt worden war, dann starrte er empor, stürzte einen Becher Wein hinunter und beteiligte sich mit einer abgerissenen, zusammenhanglos hingeworfenen Bemerkung an der Unterhaltung.
    »Wir trinken diesen Becher,« rief er so einmal, »auf das Wohl Wilfrieds von Ivanhoe, des Siegers in diesem Turnier, und wir bedauern, daß er seiner Wunde wegen fern bleiben mußte. Jeder einzelne soll seinen Becher füllen und mir zu diesem Spruche Bescheid tun, vor allem Cedric von Rotherwood, der würdige Vater eines so hoffnungsvollen Sohnes.«
    »Nein, Mylord,« versetzte Cedric, indem er seinen Becher unberührt ließ, »der ungehorsame Bursch, der meiner Befehle nicht achtet und den Sitten und Geflogenheiten meiner Väter abtrünnig wird, ist mein Sohn nicht mehr.«
    »Es ist nicht möglich,« sagte Prinz Johann mit gut geheucheltem Erstaunen, »daß ein so tapferer Ritter ein ungehorsamer Sohn sei.«
    »Und doch ist es mit Wilfried, wie ich sagte,« erwiderte Cedric. »Er hat sein väterliches Haus verlassen und ist unter den lustigen Adel an Euers Bruders Hof gegangen, dort hat er die Reiterkünste erlernt, von denen Ihr soviel Rühmens macht. Gegen meinen Willen und mein ausdrückliches Verbot ist er von mir gegangen.«
    »Mein Bruder,« fuhr der Prinz fort, »hatte die Absicht, ihm die reiche Baronie Ivanhoe zu verleihen.«
    »Er hat sie ihm verliehen, und es ist nicht mein geringster Groll, daß sich mein Sohn lehenspflichtigen Vasallen der Ländereien nennen ließ, auf denen seine Väter frei und unabhängig saßen.«
    »Ihr werdet also, guter Cedric,« sagte der Prinz, »uns Eure Einwilligung geben, daß wir dieses Lehen an einen anderen übertragen. Sir Reginald Front-de-Boeuf,« er wendete sich an diesen Ritter, »wir denken, Ihr werdet Euch die reiche Baronie Ivanhoe so zu erhalten wissen, daß Sir Wilfried nicht wieder bei seinem Vater in Ungnade fällt, indem er das Lehen zurückbekommt.«
    »Beim heiligen Anton,« rief der Riese, die Brauen finster

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