Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
Vom Netzwerk:
nur mögliche Art vergällt, und er verwünschte mehr als einmal das Turnier, den, der es veranstaltet hatte, und sich selber wegen der Torheit, daß er hingegangen sei.
    Nachmittags machten die Reisenden auf Athelstanes Vorschlag an einer Quelle im Waldesschatten halt, um den Pferden Rast zu gönnen und selber einige Erfrischungen zu sich zu nehmen, die ihnen der gastfreie Abt als Wegzehrung mitgegeben hatte. Sie hielten langen Imbiß, und infolge all dieser Verzögerungen war es nicht anders möglich, als daß sie Rotherwood erst spät in der Nacht erreichen würden. Und in dieser Gewißheit setzten sie nun ihre Reise in schnellerer Gangart als bisher fort.

Sechzehntes Kapitel.
    Die Reisenden waren am Saume eines Waldes angelangt und wollten nun den dichten Forst durchqueren, der damals sehr unsicher war, weil sich eine große Zahl Geächteter, durch Knechtung und Armut zur Verzweiflung getrieben, in so zahlreichen Horden in den Waldungen herumtrieb, daß die zu jener Zeit noch wenig ausgeübte Polizei nichts gegen sie ausrichten konnte. Cedric und Athelstane hielten sich aber, trotzdem es schon sehr spät war, für völlig sicher, da sie außer Gurth und Wamba zehn Diener bei sich hatten. Auf die beiden ersteren glaubten sie nicht rechnen zu können, weil der letztere ein Narr und der erstere ein Gefangener war. Außerdem rechneten Cedric und Athelstane ebensosehr auf ihren Namen und ihre Abkunft wie auf ihren Mut. Die Geächteten, die durch die Strenge der Forstgesetze zu solcher Not und ihrem Räuberleben verurteilt waren, bestanden in der Mehrzahl aus sächsischen Bauern und Yeomen, die Eigentum und Person ihrer Landsleute respektierten.
    Als die Reisenden ein Stück weitergeritten waren, wurden sie durch mehrfache Hilferufe erschreckt. Sie eilten nach der Stelle, von wo es herkam, und fanden zu ihrer Verwunderung neben einer am Boden stehenden Sänfte ein junges Mädchen in reicher jüdischer Tracht. Ein alter Mann, der an seinem gelben Hute auch als Jude zu erkennen war, ging mit Gebärden tiefster Verzweiflung auf und ab. Er rang die Hände, als wenn ihm ein großes Unglück zugestoßen wäre. Cedric und Athelstane fragten, was ihm geschehen sei. Der Jude wußte weiter nichts zu erwidern, als daß er alle Erzväter des alten Testaments zum Schutze gegen die Kinder Israels aufrief, die dahergekommen wären, ihn mit der Schärfe des Schwertes zu erschlagen. Als sich endlich der erste Schreck gelegt hatte, begann Isaak von York (denn er war es) zu erzählen, daß er in Ashby eine Wache von sechs Mann gedungen habe, um einen kranken Freund wegzuschaffen. Bis Doncaster hätten sie ihn bringen sollen. Nun seien sie glücklich bis hierher gekommen, da hätten sie gehört, daß eine Bande Geächteter im Walde streife, und da wären die Gedungenen ohne weiteres ausgerissen und hätten auch die Pferde mitgenommen. Nun wäre der Jude nicht nur jedes Schutzes beraubt, sondern es sei ihm auch die Möglichkeit zu fliehen genommen worden, und er und seine Tochter säßen nun hier, jeden Augenblick gewärtig, von den Strolchen überfallen, ausgeraubt und am Ende gar ermordet zu werden.
    »Wenn Eure Ritterschaft erlauben,« sagte Isaak im Tone tiefster Demut, »daß die armen Juden unter Euerm Schutze weiterreisten, so schwöre ich bei unseren Gesetzestafeln, nie seit unserem Exil hat ein Sohn Israels Wohltaten empfangen, die so tief im Herzen dankbar gefühlt worden seien.«
    »Du Hund von einem Juden!« sagte Athelstane, dessen kleinliches Gemüt geringfügige Dinge, besonders Beleidigungen, nicht vergessen konnte, »weißt du noch, wie du uns auf der Tribüne zu Ashby frech gegenübergetreten bist? Ficht oder flieh! Oder tu dich mit den Räubern zusammen, wie du willst. Nur verlange von uns keinen Schutz, noch daß wir dich mitnehmen. Wenn die Geächteten nur solche ausplündern, die wie du alle Welt ausplündern, dann nenn ich sie die ehrlichsten Leute von der Welt.«
    Cedric stimmte dem harten Urteil seines Gefährten nicht bei. »Wir tun besser,« sagte er, wir lassen dem Juden zwei Diener und zwei Pferde, die sie zum nächsten Dorfe bringen. Das macht für uns nichts aus. Mit denen, die uns bleiben, und mit Euerm guten Schwerte, edler Athelstane, wird es uns ein leichtes sein, über zwanzig solcher Landstreicher Herr zu werden.« Erschrocken über die Nachricht, daß soviel Geächtete in der Nähe seien, bekräftigte Rowena nachdrücklich den Vorschlag ihres Vormundes. Rebekka erhob sich plötzlich, als Rowena so

Weitere Kostenlose Bücher