Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen
der Gegend, und da dachte ich mir, ich melde mich mal lieber beim Chef zurück.» Er stupst Knoll sachte mit der Faust gegen die Schulter. Knoll lacht gutmütig. «Und außerdem wollte ich deine Eltern zur Modenschau einladen. So etwas gibt es in Dumbling doch nicht.»
Roni scheint nicht zu wissen, wohin mit sich, und verschwindet erst mal in den Keller, um Nachschub an selbstgemachten Marmeladen zu holen.
«Hallo, Knoll, wie geht’s?», frage ich.
«Seavas, guaddankedernachfrage», murmelt er und wendet sich wieder Christoph zu.
Der erzählt weiter: «In Kathmandu hob i mia a Royal Enfield gholt – a Riesnvieh! Die ging ob, Knoll, mei. Amoi, da hod’s mi boid sauber aufgstellt, denk dia, do hot die Stroßn in da Mittn aufgheat.»
Klar, Christoph spricht fließend Bairisch und kennt sich mit Knolls Lieblingsthemen aus: Reisen und Motoren. Mein zukünftiger Schwiegervater deutet mit dem Kopf auf den leeren Platz neben Christoph.
«Hock di hera, do samma mehra.»
Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich neben Christoph zu setzen.
«Warst du auch mal in Nepal?», will er von mir wissen.
«Nein», gestehe ich.
Knoll nickt abwesend und wendet sich wieder an meinen Erzfeind. «Bist aa beim Durga Puja gwein?»
Christoph schließt die Augen und bewegt den Kopf träumerisch von links nach rechts, als lausche er den Klängen einer Sitar, die tief aus seiner Erinnerung emporsteigen. Er summt eine schiefe Melodie und murmelt verzückt: «Mei, Knoll, die Gaudi des Jahres.»
Ich sehe zu Knoll hinüber, der ebenfalls die Augen geschlossen hält und denselben fernen Klängen zu lauschen scheint. Ich räuspere mich. «Äh, Knoll, hast du mal eine Zigarette?»
Christoph schlägt die Augen auf. «Klar», antwortet er ungefragt, zieht eine Packung Marlboro aus seiner Hemdtasche und hält sie mir hin. «Ich würde ja mitkommen, aber wir waren gerade eine rauchen.»
Also gehe ich allein vor die Tür. Nach einer Weile stellt sich Regina neben mich auf die Veranda.
«Na, mein zukünftiger Schwiegersohn, was machst du hier draußen so allein?»
«Ach, bei Knoll und Christoph kann ich nicht mitreden.»
«Und da haust du ab nach draußen und überlässt ihm das Feld? Wenn Knoll eine Exfreundin hätte und die würde bei seinen Eltern auftauchen … also, die würde ich sauber zammfallen lassen.»
Ich seufze. «Der Typ ist so perfekt. Er sieht besser aus als ich, ist durchtrainierter, kleidet sich besser, kennt sich aus in der Welt und spricht sogar Bairisch.»
«Aber er hat meine Tochter im Stich gelassen. Die Roni ist wochenlang nicht aus dem Zimmer gekommen und hat nur Schwarz getragen. Das verzeihe ich ihm nie.»
Als ich wieder hereinkomme, sitzt auch Roni im Wohnzimmer und schaut Christoph an. Sie trägt schon wieder den Ansatz eines Lächelns auf den Lippen.
«Da bist du ja wieder. Ich habe gerade unser Hochzeitsproblem angesprochen. Christoph hat eine tolle Idee: Sein Onkel renoviert gerade einen alten Gasthof mit Ballsaal. Eigentlich soll der erst im Dezember eröffnen, aber Christoph meint, wenn er ein gutes Wörtchen für uns einlegt, könnte der Onkel uns vielleicht aus der Patsche helfen.»
«Für Roni tue ich alles», ergänzt Christoph und zeigt zwei Reihen makelloser Bergsteigerzähne. «Wirklich alles», wiederholt er und lächelt Regina dabei an. Die grinst böse zurück.
«Ja, zum Beispiel, nach Nepal abhauen!», entgegnet sie spitz. Christoph rutscht verlegen auf seinem Sessel herum.
Ich fühle mich etwas besser.
Knoll hat noch einige Hochzeitstipps auf Lager: ein umgebauter Kuhstall, ein altes bayerisches Schloss und wieder der nicht mehr so geheime Geheimtipp: «Trachtlerhof.»
«Knoll, darüber haben wir doch schon gesprochen. Ihr habt da geheiratet, und ich habe mich da bis auf die Knochen blamiert. Wir hätten gern unseren eigenen Saal.»
«Da kenntets glei an Termin kriagn. De hom an großn Danzbodn.» Er winkelt die Arme an und macht eine Jogging-Bewegung. Christoph grinst und macht die Bewegung nach. Knoll fragt: «Ia woits scho donzen?»
Roni nickt. «Ja, aber der Waschtl will keinen Tanzkurs mit mir machen.»
«Verstehe ich gar nicht», meint Christoph, bevor ich etwas sagen kann. «Roni und ich haben damals in der Schule den ersten Platz belegt.»
«Aha?»
Ein roter Schatten huscht über Ronis Gesicht. Sie zuckt mit den Schultern. Christoph grinst. «Wenn du willst, kann ich mit dir Walzer üben – es wäre mir eine Ehre.»
Bevor ich intervenieren kann, steht Regina
Weitere Kostenlose Bücher