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Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Titel: Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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Kinder.
    «Is hoit a Gaudi gwein. Steig ei.»
    Jetzt fahren wir kreuz und quer durch die Stadt und schließlich auf die Autobahn nach Dumbling. Wollen die zu Knoll und Regina? Kann nicht sein, die sind erstens nicht da und zweitens die falschen Gastgeber für einen Junggesellenabschied.
    Wir haben Dumbling hinter uns gelassen, biegen zehn Minuten später in einen Feldweg ein, dann auf einen Kiesweg und halten schließlich mitten auf dem Feld vor einem großen einsamen Bauernhaus nebst Scheune. Die Zufahrt ist von brennenden Fackeln gesäumt. Im Licht erkenne ich einen kleinen Garten mit einer Feuerstelle. Unter einer Art Hochparterre-Balkon hat jemand Holzscheite aufgestapelt. Tiefe Bässe dröhnen aus dem Haus, 2 Live Crew, Oldschool-Hip-Hop aus meiner Jugend. Wir steigen aus; Mike holt noch eine Tasche aus dem Kofferraum, die genauso aussieht wie meine Reisetasche.
    «Die hat deine Verlobte gepackt», erklärt er.
    «Wie lange bleiben wir denn hier?»
    «Schaung mia amoi.»
    Urs und Mike begleiten mich durch das Erdgeschoss in einen Raum mit Kamin, vor dem ein paar alte Sessel und ein Sofa stehen.
    «Wird das ein Junggesellenabend zu dritt?», will ich wissen. Urs drückt mich in einen der Sessel und nimmt selbst Platz.
    «Wart’s ab.»
    «Du hast es doch sonst nicht so eilig.» Mike lacht.
    Die beiden verstehen sich anscheinend prächtig. Mike ist bereits vorgestern nach Dumbling gekommen «wegen der Vorbereitungen». Urs erzählt, dass dies hier sein Arbeitsplatz sei. Das Haus gehöre einem Spezl von Knoll.
    «I pass bloß a bisserl auf, solang ea in Stadelheim is.»
    «Er sitzt im Knast? Weshalb denn?»
    «Gras hod ea obaut. Die Polizei is kemma, hod eahn und des Gras eipackt. Die Lampn hams doglossn.»
    «Und jetzt baust du hier Gras an?»
    «Ah geh! Des is wos fia Teenager.»
    Urs führt uns nach draußen zur Scheune. Im Gehen setzt er sich eine Sonnenbrille auf und rät uns, auch erst mal die Augen zu schließen. Dann öffnet er eine Holztür und bittet uns herein. Hinter meinen geschlossenen Lidern wird es gleißend hell. Es riecht wie in einem Blumenladen. Ich blinzele. Wir sind umgeben von lauter exotischen Pflanzen mit herrlichen Blüten. So etwas habe ich noch nie gesehen. Die Wände sind mit reflektierender Folie beklebt, überall stehen Wärmelampen, Fluter, Reflektoren. Ein kompliziertes Pumpsystem führt Wasser von einem Topf zum nächsten.
    «Bliamal, wohinst schaust», erklärt Urs und deutet auf eine Art Palme hinter mir, die mehr orange-gelbe Blüten als Palmwedel hat. «Des is a Tobago-Riesenlilie, do gibt’s weltweit grad zwoa Stickal vo.»
    Mike und ich kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. «Wo hast du die alle her?»
    «I hob mia Ableger ghoit, ausm Botanischen Garten.»
    Wir nicken anerkennend.
    «Des is a Platinregn, dea is no bessa ois wia a Goidregn.»
    Das ist also Reginas Geheimnis! Urs arbeitet als ihr Gärtner! Er deutet zum Haus.
    «Dortn kennts mochn, wos woits, do san koa Nachban ned, und es is ned so dragisch, wenns wos himochts. Oba des hia is tabu.»
    Gerade als wir uns wieder in die Sessel gefläzt haben, höre ich draußen Autoreifen über den Kies knirschen. Mike schaut aus dem Fenster. Er dimmt das Licht, dreht die Musik lauter.
    Die Tür geht auf. Hereingesprungen kommt James und legt zum Beat eine wilde Breakdanceshow hin. Wahrscheinlich eine Spätfolge seines Sturzes. Dann lässt er sich aufs Sofa fallen und bekommt seinen Begrüßungsschnaps. So geht es den ganzen Abend weiter: Der Nächste ist Jan. Er hat meinen Tiefenwalder Kumpel Carsten vom Bahnhof abgeholt. Eigentlich sollte auch Rocky mitkommen, aber Sandra wollte ihn nicht gehen lassen.
    «Und wann kommt Jochen?», frage ich Urs.
    «Den hoab i ned erreicha kenna. I hob nua mit da Bea sprecha kenna, und die wuit, des i eahm a Mäi schick. Oba da hätt i east an Compjuda kaufa miassa.»
    Als wir Hunger bekommen, grillen wir draußen auf der Veranda. Urs zeigt der versammelten Mannschaft noch einmal Reginas Pflanzen und nimmt jedem persönlich das Versprechen ab, die Scheune nicht zu betreten. Wir sitzen, trinken und reden sogar über die Ehe. Jan hofft, dass sich Nunja von Ronis Elan anstecken lässt. Urs würde auch gern heiraten, findet aber nicht die richtige Frau.
    «Die muss kerndlgfuttert sei und freindlich.»
    Darauf stoßen wir an. Um ehrlich zu sein: Wir stoßen auf jeden zweiten Satz an. Die Tiefenwalder verstehen sich hervorragend mit den Bayern. Aber wo bleibt Berlin? Lange Zeit kommt niemand mehr

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