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Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Titel: Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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sagt der gerade.
    «Ja, aber er kann sich doch nicht wehren», gibt Christoph zu bedenken.
    «Das ist es ja», entgegnet Jochen, und wieder spüre ich das Kratzen auf der Stirn. Ich blicke zu Roni auf, doch die hat sich in Jochen verwandelt. Ich schlage die Gerte beiseite und die Augen auf.
    Jochen – immer noch.
    Augen zu, Augen auf. Jochen. Er hält einen Edding in der Hand und schaut prüfend auf meine Stirn. Neben ihm stehen meine Freunde im Kreis. Ich liege in Unterhose auf dem Sofa, mit morgendlicher Vorfreude.
    «Hallo, Jochen.»
    «Alter, tut mir leid, hat etwas länger gedauert, neuer Kunde in der Agentur.»
    Urs reicht mir ein Augustiner. «Nimmst erst moi a Hoibe, des kühlt di a weng ob.»
    Ich trinke einen Schluck und stelle die kalte Flasche auf meine Unterhose.
    «Wo sind meine Klamotten?»
    Ein Grinsen geht über alle Gesichter. Sogar über das von Christoph. «Hey Butzi», ruft Carsten. «Ich bin ja nicht so. Hier hast du was zum Anziehen.» Er wirft mir ein knallgrünes Etwas zu.
    «Anziehen! Anziehen! Anziehen!», grölt die Bande.
    «Aber ihr habt doch gesagt, ich muss nicht so ein Proletenzeug …»
    «Anziehen! Anziehen! Anziehen!»
    «Mike! Wir wollten es doch zivilisiert angehen? Du hast versprochen …»
    «Anziehen! Anziehen! Anziehen!»
    Zehn Minuten später trinke ich Wodka aus der Flasche, während ich am Grill auf mein Holzfällersteak warte – im Mankini. So ein Ding hat der Komiker Sacha Baron Cohen in dem «Borat»-Film getragen: eine Art riesiger Stringtanga, dessen Seitenbänder man sich wie Träger über die Schulter zieht. In Quietschgrün. Wie schön, wenn sich Freunde inspirieren lassen.
    Auf meine Stirn hat Jochen mit Edding «Junggeselle» geschrieben und gesagt: «Wer dieses magische Wort trägt, darf alles.»
    Nach dem Frühstück haut Cousin Mike mit einer Gabel gegen einen Blechteller und ruft: «Mögen die Spiele beginnen.»
    «Spiele! Spiele! Spiele!», fordert der Pöbel.
    Als Erstes soll ich Holz für den Kamin hacken. Zum Glück ist die Sonne schon herausgekommen. Die Jungs stehen feixend neben mir, scherzen, lachen und machen Fotos. Ich muss höllisch aufpassen, dass ich mir die Axt nicht ins Bein haue. Mein Mankini erfüllt garantiert nicht die Sicherheitsstandards der Holzfällergewerkschaft.
    Das nächste Spiel heißt Hochzeitsschießen. Diesmal sollen alle mitmachen. Urs hat ein Bild von Roni auf eine Holzscheibe getackert. Darauf hält sie ein Zielkreuz in der Hand.
    «Wea des Kreitzal trifft, deaf s’ hoarate. Wea die Roni trifft, den wead i sauba zammbiaschtln», verkündet Urs.
    Ich schaue zu Christoph, doch der sitzt mit nach innen gewandtem Blick auf dem Rasen.
    «Ich zuerst», fordert Carsten und drückt Jochen seinen Morgenjoint in die Hand. «Bin noch Junggeselle und war schon dreimal Schützenkönig. Außerdem hat sie mich schon geküsst.»
    Urs’ Gesicht verfinstert sich. Carsten legt an, zielt, und gerade als er abdrückt, muss Urs gewaltig niesen. Carsten verreißt. Er dreht sich um und grinst Urs an. «Da hat sie aber Glück gehabt, dein Cousinchen.»
    Jan geht das Gewehr direkt nach dem Laden los, James, Mike, Jochen und Urs treffen sicherheitshalber nicht mal die Scheibe. Dann ist Christoph an der Reihe. Er hat als Einziger heute noch nichts getrunken. Jetzt legt er an und zielt. Atmet ruhig ein und aus. Dann drückt er ab.
    Ich mag gar nicht hinschauen, deshalb sehe ich zu Urs. Dessen Blick verdüstert sich. Christoph hat genau ins Schwarze getroffen. Urs zuckt ratlos mit den Schultern und drückt mir das Gewehr in die Hand.
    Christoph reißt jubelnd die Arme hoch und lacht wie ein Irrer. Ich habe schon etwas zu viel getrunken, aber dem Typen werde ich es zeigen!
    Ich lege an und versuche gleichmäßig zu atmen. Meine rechte Hand zittert, das Gewehr zittert, die Hochzeitsscheibe dahinter auch. Irgendwie muss ich die drei zitternden Objekte in eine Reihe kriegen. Hoffentlich erschieße ich Roni jetzt nicht. Ist ja eh nur ein Spiel, oder? Ich schaue hoch und sehe die Erwartung in den Gesichtern meiner Freunde. Das von Urs sieht etwas gefährlich aus. Tief durchatmen. Zielen, zielen, Kimme und Korn auf eine Linie, jetzt noch die Scheibe dahinter und abdrücken.
    Mit einem «Plopp» löst sich der Schuss. Ich mag das Ergebnis gar nicht sehen. Geht auch nicht, weil sich alle meine Freunde eng an eng um die Scheibe gestellt haben. Ich höre sie murmeln.
    «Eindeutig!»
    «Lucky Strike!»
    «Ins Schwarze.»
    Urs kommt auf mich zu, in der Hand hält

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