Ja und der innere Schalter zum hoechsten Glueck
sein Zimmer nicht mehr verlassen. Selbst der Gang ins Hotelrestaurant war ihm zu viel. Als er in seinem Zimmer, auf dem nach Mottenkugeln riechenden Sofa, sein Mittagessen einnahm und sich seine Gedanken noch immer im Kreis drehten, kam ihm plötzlich eine Erkenntnis. Er bemerkte, dass ein einziger Gedanke alles andere in seinem Kopf bestimmte. Dieser Gedanke sagte: »Das alles hier ist einfach nur schrecklich. Dieses ganze Mumbai, wahrscheinlich sogar das ganze Indien, ist ein einziger großer Albtraum.«
In dem Moment, als er diesen Gedanken von außen betrachten konnte, wurde ihm eines klar: Falls er diese Haltung in sich weiterhin zuließ, würde er in den kommenden Monaten richtig krank werden. Eine innere Stimme sagte: »Du stehst vor der Wahl: Entweder du nimmst es an, so wie es ist, oder du gehst daran zugrunde.«
Der Mann traf eine Entscheidung und mit dieser neuen Haltung ging er vor die Tür. Vor dem Hotel schlugen ihm wieder die bekannte Hitze, der Lärm und die fremden Gerüche entgegen. Doch etwas war anders geworden. Nun lehnte er das, was er gerade erlebte, nicht mehr ab, sondern tauchte darin ein. Er ging viele Stunden durch die Straßen, sah sich in Ruhe die Geschäfte und Restaurants an. Immer wieder setzte er sich hin und beobachtete den Fluss aus Menschen und Fahrzeugen und währenddessen dachte er, dass ihm all dies eigentlich nichts antat. Er saß hier und das Mumbai um ihn herum bewegte und verhielt sich, wie es sich in jeder Minute auch ohne ihn bewegen und verhalten würde. Mitten in all diesem scheinbar unerträglichen Stress fühlte er sich plötzlich frei, weil er erkannte, dass an Mumbai nichts falsch war. Das war der Moment, von dem der Geschäftsmann noch viele Jahre später immer wieder erzählte. Er hatte den Widerstand gegen Indien aufgegeben und Indien hatte ihn in sich aufgenommen. So konnte er dort über drei Jahre lang seine Arbeit tun und diese Zeit als große Bereicherung seines Lebens erleben. Später sagte er, er glaube, er habe eine kleine innere Erleuchtung erfahren, die ihm für sein ganzes späteres Leben nützlich war.
»So können Sie ein Ablehnungserlebnis für sich positiv nutzen: Verlassen Sie einen Ort, den Sie ablehnen, erst dann, wenn Sie das Nein zu diesem Ort in sich gefunden haben und der Ort sein darf, wie er ist.«
ÜBUNG
Wie fühle ich mich an diesem Ort?
Sehen Sie sich in dieser Woche ganz bewusst an den Orten um, die Ihnen begegnen. Vielleicht ist es ein Verkehrsmittel, Straßen und Plätze auf Ihrem Weg oder Ihr Wohnzimmer. Oder morgen früh ein Büro oder ein Geschäft, das Sie betreten. Fragen Sie sich: Wie fühle ich mich jetzt und hier? Und: Darf dieser Ort hier so sein, wie er gerade ist?
Mit dieser einfachen Übung aktivieren Sie Ihr Bewusstsein darüber, dass in Ihnen ein innerer Schalter zum Ort existiert. Später werden wir hinsehen, wie sich das in Beziehungen, Beruf, Geld und so weiter auswirkt.
Viele Menschen haben im Zusammenhang mit Orten Folgendes erlebt: Man wohnt oder arbeitet an einem Ort und findet etwas daran gar nicht schön. Da ist ein innerer Widerstand, der einfach nur sagt: Du musst weg von hier. Und dennoch kann man nicht weg, weil die Umstände es irgendwie nicht zulassen. Als würde der Ort einen noch nicht freilassen wollen.
Irgendwann verlässt man dann den Ort und ist an einem anderen, schöneren, besseren Platz. Von dort aus blickt man zurück und stellt fest: So lange, wie ich den alten Ort verändern wollte, so lange, wie ich ihn nicht gut fand, kam ich kaum davon weg. In dem Moment, als ich schon fast keine Kraft mehr hatte, dagegen anzugehen, und mich in mein scheinbares Schicksal fügte, kam das Neue. Der Ort ließ mich los, als ich meinen inneren Kampf gegen den Ort losließ. Und dann war es zu einem Teil fast ein wenig schade, dass ich gehen musste, wo ich mich doch gerade erst damit angefreundet hatte.
Wenn der eigene innere Widerstand verschwindet, gibt das Leben den Weg wieder frei. Dann kann es wieder fließen. Das ist die Wirkung von Annahme.
Die zweite Frage:
Gebe ich der Situation ein Ja?
»Darf diese Situation hier stattfinden, so wie sie geschieht?
Ist es in Ordnung, dass ich dabei anwesend bin?«
Man kann einer Umgebung, einem Ort, ein Ja gegeben haben und gleichzeitig das, was gerade in dieser Umgebung geschieht, die Situation, ablehnen. In so einem Fall würde eine Veränderung der Umgebung das Problem, das man gerade erlebt, nicht beseitigen. Eine Flucht würde nichts verbessern, denn
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