Ja und der innere Schalter zum hoechsten Glueck
von kurzer Dauer. Schon bald spürt man da wieder das grundsätzliche Misstrauen. Die Aufgabe, sich zu beweisen, beginnt von vorn.
In dieser Verwendung von Nein liegt ein Machtspiel. Derjenige, der es anwendet, ist sich dessen oft nicht einmal bewusst. Er denkt, er würde alles richtig machen, denn da gibt es ja diese schlechten Erfahrungen aus der Vergangenheit. Aus diesen Erfahrungen, so sagt er, hat er gelernt, Menschen und Situationen vorsichtig bis hin zu misstrauisch zu behandeln.
Dieses ausgestrahlte Nein kann andere Menschen nur so lange kontrollieren, bis es durchschaut wird. Wenn der andere es erkannt hat, wird er vielleicht sagen: »Dir kann es nie jemand recht machen.« Und dann sucht sich das Nein ein anderes Opfer.
6. Das Erlebnis von Nein als innerer Wertmaßstab
Wie kann man wissen, ob etwas gut ist oder schlecht? Man muss zumindest einmal das Schlechte selbst erlebt haben. An der schlechtesten Erfahrung misst der Verstand alle anderen Erfahrungen und stuft sie ein. Die schlechteste Erfahrung ist der Fixpunkt für das maximale Nein.
Deshalb strahlen Menschen mit vielen positiven Lebenserfahrungen so viel positive, mitreißende Kraft aus. Sie lehnen das Leben nicht ab, weil sie wissen, dass es in der Summe »gut« ausgeht. Viele schlechte Erfahrungen hingegen führen zu der Überzeugung, dass das Leben in der Summe eher »schlecht« abläuft.
Auf jede dieser Überzeugungen zum Leben reagieren andere Menschen. Und so erfüllt sich jede Sichtweise auf Dauer von selbst.
Wenn man bisher in einem Bereich des Lebens von negativen Erfahrungen gefangen war, führt die Kraft des Ja zu einer großen Veränderung. Man wird erfahren, dass man das, was gerade anwesend ist, gar nicht ablehnen muss, ganz gleich, wie es in dieser Sekunde sein mag. Man kann es erst einmal da sein lassen, ohne eine Meinung dazu haben zu müssen.
Dieses neue Bewusstsein nimmt den alten Kräften ihre Macht über das Leben. Der ewige Kreislauf von Befürchtung und Eintreten der Befürchtung kann sich endlich auflösen.
7. Das Nein und der Wunsch, gesehen zu werden
Jeder Mensch möchte von anderen gesehen werden. Er möchte spüren, dass er am Leben ist und dass er Teil dieses Lebens ist. Entweder auf die eine oder auf die andere Art. Wenn nicht durch Wohlwollen und Anerkennung, dann notfalls eben durch die deutliche Ablehnung anderer. Eine solche Ablehnung kann man sich auf einfache Weise selbst erzeugen: Man lehnt die anderen ab. Je deutlicher man seine eigene Ablehnung nach außen sendet, desto deutlicher wird man die Gegenablehnung der anderen in sich spüren. Und dieses Spüren erzeugt ein Gefühl von Lebendigkeit, das immerhin besser ist als das Gefühl, vollkommen bedeutungslos zu sein.
Auffällige Randgruppen führen durch ein sichtbares Nein gegenüber der Gesellschaft eine Ablehnung gegen sich selbst herbei. Diese Ablehnung verbindet sie untereinander und gleichzeitig mit der Gesellschaft um sie herum. Dass sie damit gleichzeitig ein aktiver Teil der Gesellschaft werden, die sie ablehnen, fällt ihnen nicht auf.
8. Das Nein als Sensation
Würden alle Nachrichten über die Welt darin bestehen, dass sich Menschen einigen und alles immer gut verliefe, würden die Nachrichten vielen erst einmal sehr gefallen. Und dann würden sie vielen schnell langweilig werden. Wenn alles reibungslos läuft, ist kein Konflikt in einer Geschichte. Dann gibt es kein Problem zu lösen. Doch unser heutiges Gehirn ist das Ergebnis einer jahrmillionenlangen Evolution des »Problemlösens«. Deshalb interessiert es sich nicht für »keine Probleme«, sondern für aktive Probleme. Wo ein Problem ist, gibt es Arbeit. Wo es Arbeit gibt, da ist auch Sinn und Leben und Daseinsberechtigung.
Ein Nein erschafft oft ein brauchbares Problem. Deshalb erzeugt der Verstand sogar Ablehnung, wenn es nirgends im eigenen Leben einen Grund für Ablehnung gibt. Dann fängt man eben an, die Welt, bestimmte Menschen und Zustände im Allgemeinen oder sogar sich selbst abzulehnen.
Das sind alles Gründe für falsche Ablehnungsgefühle. Aber kann ein inneres Nein nicht auch eine wichtige Führungsbotschaft sein? Ein Bauchgefühl? Ein Signal der Intuition?
Richtig. Es gibt ein Nein, das der Intuition entspringt. Dieses Nein unterscheidet sich deutlich von der üblichen Ablehnung einer Situation oder Person, denn es kommt nicht aus dem eigenen Verstand. Diese intuitive innere Stimme nörgelt nicht an einer Situation herum. Sie ist nicht gekränkt oder beleidigt oder
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