Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
unwillkürlich einen Schritt gegen den Berg zurück. Er hielt mich fest, während Morelli aufsah und meine Furcht bemerkte. Die Reaktion war ohne Vorwarnung in mir hochgebrodelt, und ich unterdrückte nur mühsam den Drang, mich loszureißen und Hals über Kopf aus dem Zimmer zu fliehen. Er beendete das Anzünden der Zigarre und blies Rauch an die Decke.
»Rede schon, Fleming.«
Ein Film legte sich über meine Augen. Ich blinzelte unkontrolliert. Meine Hände fuhren nach oben und rieben sie frei.
(»Rede, Fleming.«)
Der Berg hielt mich weiter aufrecht, oder ich wäre schon wieder in die Knie gegangen.
(Der Zigarrengestank erfüllte den kleinen Raum. Das glimmende Ende entfernte sich von meinen Augen und stieß auf meine linke Hand herab. Der Schmerz schoss durch den Arm in das Hirn und krallte sich zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich versuchte mich davon loszureißen, davon, und von den Stricken, die mich festhielten ...)
Der Berg schüttelte mich wach. Meine wackeligen Beine fanden den Boden wieder, und ich stellte mich aus eigener Kraft hin und starrte Morelli voll heißer Wut an. Ich wollte sie nur allzu gerne freisetzen; ich wusste, was sie mit seinem Verstand anstellen würde. Eine gute Rache für die erlittenen Schmerzen, aber sie würde nichts bringen. Mein Blick folgte einer weiteren Rauchwolke. Seine gelassene Art erinnerte mich daran, dass er über alle Zeit der Welt verfügte; ich dagegen hatte nur bis Sonnenaufgang.
»Was habt ihr mit Jack Fleming gemacht?«, fragte ich. »Wie habt ihr ihn erwischt?«
»Ich stelle hier die Fragen, Jungchen.« Ein weiterer Schlag unterstrich seine Worte.
»Haben Sie ihn von Paco erschießen lassen?«
Jetzt war ich am Boden und spürte wie aus weiter Ferne den Tritt eines Schuhs gegen einen Oberschenkel. Ich gab ein angemessenes Geräusch von mir. Der Berg bückte sich und riss mich wieder hoch. Zum ersten Mal sagte er etwas und flüsterte in mein Ohr. »Sag ihm, was er wissen will, Kleiner. Er lässt nicht locker.«
Er wollte also mein Freund sein und hatte etwas Mitleid für mich übrig. Wenn ich mitspielte, schlug er vielleicht nicht ganz so fest zu. Bockmist.
»Wo ist die Liste?« Morelli tat so, als habe er nicht gehört, was sein Laufbursche gesagt hatte.
Man zwang mich zum Stehenbleiben. Ich schüttelte den Kopf und schonte mein getretenes Bein oder tat wenigstens so. Der Berg schlug noch einmal zu, und da übertrieb ich mein Gaukelspiel. Durch Zufall oder auch durch schieres Ungeschick verlor ich zu sehr und zu rasch das Gleichgewicht, und mein Kopf schlug heftig auf den Rand des Schreibtischs.
Das Ding bestand aus sehr solidem Mahagoniholz.
Lichter blitzten hinter meinen Augen auf, Schwindelwellen durchfuhren mich, und wenn ich abtauchte, würden sie glauben, dass ich tot sei. Sie würden mich wieder im See versenken, und dann kam ich vielleicht nicht wieder hoch. Meine Augenlider flatterten, ich spürte, wie ich fiel, aber das war nur der Berg, der mich auf den Rücken drehte.
Atmen, nur weiteratmen.
Er betrachtete mich aufmerksam. Ich erwiderte den Blick, konzentrierte mich auf das Heben und Senken meiner Brust und das Niederringen der Schmerzen in meinem Kopf.
»Für einen Moment dachte ich, er sei hin, aber jetzt ist er wohl wieder okay«, sagte der Berg.
»Dann weck ihn auf.« Morelli klang unendlich gelangweilt. »Und Gordy, gehe diesmal mit ihm etwas vorsichtiger um.«
Er goss mir ein Glas Wasser, das ich nicht haben wollte, über das Gesicht, und ich spuckte es wie Gift aus Mund und Nase. Die Tür ging auf, und ein Stuhl wurde hereingezerrt. Man schob ihn unter mich. Vielleicht hatte Berg Gordy keine Lust mehr, mich hochzuhalten.
»Sag ihm, was er wissen will, Kleiner«, drängte er.
Mit gesenktem Kopf befühlte ich die schmerzende Stelle. Kein Blut, aber es tat weh. Es schmerzte viel stärker als Pacos Schüsse. Mir fiel die Zeit wieder ein, und ich ließ meinen Ärmel am Gelenk hochrutschen, um auf die Uhr zu sehen. Nicht gut, aber besser als ich erwartet hatte.
Morelli saß immer noch hinter seinem Schreibtisch und paffte an der Zigarre. Trotz der Klimaanlage war es heiß im Büro; es stank nach Rauch und Schweiß. Jetzt war ich für das Wasser im Gesicht dankbar; es vermittelte die Illusion, dass ich ebenfalls schwitzte.
»Ich sag dir mal, wie es abläuft, Fleming. Du redest jetzt, oder du bist Hackfleisch. Wir werden dich bearbeiten, und du wirst sterben. Rede, und du bleibst am Leben.«
Ich fragte mich, wie
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