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Jack Fleming 02 - Blutjagd

Jack Fleming 02 - Blutjagd

Titel: Jack Fleming 02 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
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Gepladder stehen und sich mit dem störrischen Schloss an der Tür abmühen müsste, vielleicht aber auch an die Notwendigkeit, mich dadurch ein paar Minuten alleine zu lassen. Er machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber seine Worte erstarben, als etwas im Rückspiegel seine Aufmerksamkeit wie in einem Starrkrampf fesselte. Sein Kopf flog herum.
    »Oh, gütiger Himmel«, flüsterte er.
    Ich starrte aus dem Rückfenster. Eine helle Gestalt taumelte auf den Wagen zu. Der herabschüttende Regen verzerrte die Sicht. Die Gestalt stolperte und fiel gegen die Wagenscheibe, und das ängstliche weiße Gesicht sah herein. Wir sahen einander ungläubig in die Augen.
    Ich war nur eine Sekunde lang gelähmt, dann stürzte ich aus dem Wagen, bereits voller Angst, sie könne verschwinden, doch sie sank in meine Arme, greifbar und real, bewegte sich, lachte, weinte.
    Lebte.
    Bestimmte Freuden sind zu intensiv, als dass das Herz sie zu fassen vermag, und sie können sogar noch stärker sein als Trauer. Die Tränen, die bisher nicht fließen wollten, brannten mir jetzt in den Augen und fielen schließlich auf Bobbis erhobenes Gesicht.
     
    Im Wagen hielten wir uns umschlungen, während Escott uns in einer Mischung aus glücklicher Langmut und Unschlüssigkeit beobachtete. Er stand kurz davor, uns allein zu lassen, aber Bobbi bemerkte seine Absicht, schlang ihm einen Arm um den Hals und hielt ihn mit ihrer Umarmung an Ort und Stelle.
    »Achherrjehmine«, murmelte er verlegen und erfreut und versuchte erfolglos, sein Lächeln zu unterdrücken.
    Schließlich ließ sie ihn los und wandte sich wieder mir zu. Ihr Gesicht war rot und verschwollen vom Weinen, und ihr kurz geschnittenes Haar hing tropfend herunter, aber so wahr mir Gott helfe, sie war die schönste Frau der Welt. Escott reichte ihr ein Taschentuch, das sie dankbar annahm und lautstark zum Einsatz brachte.
    »Ich dachte, die hätten dich umgebracht«, sagte sie mit einem Hickser.
    »Wir waren Sie betreffend zu dem gleichen Schluss gekommen«, sagte Escott.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Wir fanden heraus, wo Malcolms Haus liegt. Dort befindet sich eine Frauenleiche, die Ihr rotes Kleid trägt.«
    »Jesses, kein Wunder, dass Jack so merkwürdig guckte.«
    »Wer war das? Was ist passiert?«
    »Das war Norma. Wir hatten einen Streit, und sie verlor.«
    »Könnten Sie es nicht ganz so gerafft vortragen?«
    »Immer mit der Ruhe, Charles, sie ist fix und fertig«, sagte ich gereizt.
    »Nein«, schluckte sie, »ist schon gut. Die anderen beiden verließen das Haus, der Mann und die alte Frau.«
    »Sie ist immer noch alt?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht, ich hörte nur ihre Stimme. Ich hatte mitgehört, was sie mit dir vorhatten, was du tun solltest ... Hast du es getan?«
    »Ja.«
    Sie schwieg, und ihre Gedanken standen ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Ich musste es tun, Bobbi.«
    Ihre Finger strichen mir über die Schläfe, und ich nahm ihre Hand und küsste sie.
    »Ich hörte dich«, sagte sie. »Ich glaube, das seist du. Das war, nachdem Norma mich aus dem Wasser zog; da sagten sie mir, du seist tot.«
    »Darin irrten sie. Charles entdeckte mich noch rechtzeitig, um mir den Arsch zu retten. Sag mir nur, was mit dir geschehen ist.«
    »Es ist alles ziemlich verschwommen, die meiste Zeit stand ich unter Drogen. Man ließ mich den ganzen Tag gefesselt im Schlafzimmer liegen, und ab und zu kam der Mann herein und sah nach mir. Die Frau, Norma, drückte mir manchmal einen Baumwollfetzen auf die Nase, und dann hielt ich die Luft an.«
    »Chloroform?«
    Sie nickte. »Für Parfüm hielt ich es jedenfalls nicht, also tat ich so, als schliefe ich ein, und sie ließen mich den größten Teil des Tages in Ruhe. Diese Zeit nutzte ich, um die Fesseln loszuwerden. Als es dunkel war, hörte ich sie wieder, die andere Frau, Gaylen ...«
    »Wie klang ihre Stimme? Alt oder jung?«
    Sie dachte einen Moment lang nach. »Jung, glaube ich. Ich war immer noch ziemlich benommen, aber sie klang zumindest kräftig. Sie und der Mann gingen fort, und dann waren nur noch Norma und ich da. Als sie hereinkam, um nach mir zu sehen, hatte sie die Schrotflinte dabei, aber ich sah sie kaum, weil sie in meinem neuen roten Seidenkleid einherstolzierte. Es war so dumm, darüber wütend zu werden, nachdem ich von deinem Tod erfahren hatte, aber ich drehte einfach durch. Ich sprang sie an, die Flinte schwang nach oben, ich stieß den Lauf zur Seite, und dann ging sie los – einfach so –«
    Ich hielt sie fest.

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