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Jack Holborn unter den Freibeutern

Jack Holborn unter den Freibeutern

Titel: Jack Holborn unter den Freibeutern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Garfield
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so was zu wissen.
    Aber ich war Feuer und Flamme – auch wenn es nichts half – und alles, was er sagte, schürte nur den Brand.
    In Sekunden war ich umgewandelt. Die gewohnte Dü-
    sternis, die immer der Mittelpunkt meines Lebens gewesen war, zerrann. Trotz der ungünstigen Umstände, die herrschten, war ich von Freude überwältigt. Der Name! der Name! Es schien unmöglich, daß er ihn mir so lange vorenthalten konnte. Ich fühlte unendliche Kräfte der Überredung – ich war unwiderstehlich. Und er war sichtlich von mir begeistert, als ich ihn plagte –
    rückte nur ein wenig zur Seite, als ich drauf und dran war, ihn zu zupfen: denn er konnte es nicht leiden, be-rührt zu werden … Aber er rückte nicht weit weg, und ich ließ mich daher nicht entmutigen.
    Ich sagte ihm, er müsse es mir erzählen. Er lachte und erwiderte, »müssen« sei ein Wort, daß ich lieber vergessen sollte. Aber er sprach gütig, wollte mich nicht kränken oder verletzen. Dann ergab es sich –
    weiß Gott wie! –, daß er viel Sinn für Gerechtigkeit und Anstand besaß. Er hatte auch ein Gefühl für
    Verpflichtung. Wäre er mir verpflichtet gewesen, hät-te er mein Geheimnis sofort preisgegeben. Aber ich
    war ihm verpflichtet: doppelt sogar. Zweimal hatte
    mich Mister Morris gerettet: einmal, als ich zuerst entdeckt wurde, und ein zweites Mal am Morgen danach. Und Mister Morris war sein Werkzeug. Daher
    diktierte die Gerechtigkeit und verlangte der An-
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    stand, daß ich mich erst dieser doppelten Verpflichtung entledigen und ihm dann noch eine auferlegen
    müsse, bevor ich vernünftigerweise mein Geheimnis
    erwarten konnte.
    Was sollte ich also tun? Nicht viel. Nur dreimal
    sein Leben retten. Nicht mehr als das.
    »Was? Das kann sich an einem einzigen Tag ereig-
    nen!« rief er ermunternd aus, als er sah, daß ich ein bißchen verzagt aussah.
    »Ich könnte ausrutschen, und du ziehst mich zu-
    rück und bewahrst mich vorm Ertrinken. Ein Mann
    verliert den Verstand und überfällt mich von hinten –
    und du schreist auf oder stellst ihm ein Bein: kein wilder Kampf, den du verlieren würdest, sondern
    bloß ein Wort oder ein gut gestellter Fuß, um mir
    Zeit zu geben, wie? Du könntest sogar einen vielver-sprechenden Verrat ausschnüffeln … du weißt schon,
    was ich meine, Jack: ›Wenn der Teufel an Land geht, blinkst du dein Licht dreimal – wie’s mit der Wache abgesprochen war –‹.« Hier ahmte er Mr. Taplow so
    geschickt nach, daß niemand darauf hätte schwören,
    es aber auch niemand hätte überhören können. »Du
    siehst also, daß es kein so schlechter Handel ist.«
    »Und wenn ich’s tue?« Meine Hoffnungen kriegten
    Flügel, als er es so leicht erscheinen ließ. (Er konnte mir in diesem Augenblick alles leicht erscheinen lassen. Ich war Feuer, ich war Licht, ich war der Wind!)
    »Bei der dritten Rettung, Jack – ›Holborn‹ fürs er-
    ste noch, wie? – bei der dritten Rettung erzähle ich dir, wer du wirklich bist. Aber – aber rechne es mir 27
    nicht an, wenn du nicht zufrieden bist, hörst du, Junge?«
    Er war auf den Beinen und schon halbwegs die
    Treppe hoch, als ich merkte, daß ich ihm nachrannte und ihm wild nachschrie »Ein Versprechen? Ein Versprechen?«
    »Gott schütze uns vor kleinen Jungen! Was für ei-
    ne Pest sie sind! Mister Morris! Kommen Sie schnell und befreien Sie mich von Jack. Der plagt mich noch zu Tode, das schwöre ich.«
    Der energische kleine Segelmeister erschien, wie
    gewöhnlich, aus dem Nichts.
    »Mister Morris, sehen Sie zu, daß der Junge zu viel zu tun hat, um mich zu belästigen. Wir würden alle
    unseren Verstand verlieren, wenn die Kinder könn-
    ten, wie sie möchten.«
    So hatte ich ihn also endlich kennengelernt. Und
    wie kennengelernt! In einem Augenblick hatte er mir gegeben, was mir alle meine dreizehn Jahre vorenthalten hatten: ein Ziel, Hoffnung, fast Gewißheit!
    Wie solch ein Mann zur Kenntnis meines Geheimnis-ses gelangt war, wagte ich nicht zu ahnen. Aber er
    kannte es. Daran war nicht zu zweifeln. Etwa durch
    übernatürliche Mittel? Ich hatte bis dahin nie an derartige Dinge geglaubt – aber dann hatte ich es auch nicht nötig gehabt. Vielleicht hatte Mister Pobjoy
    recht? Vielleicht war er wirklich eine Art Teufel?
    Aber eine sehr artige Art. Ich war nicht in der Stimmung, über Theologie zu debattieren. Worauf es ein-
    zig ankam: daß ein lebendiger Mann mein lebens-
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    wichtiges Geheimnis besaß, daß dieser Mann jetzt
    hier war, daß dieser Mann

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