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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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rasch der anderen Story zu. Er verspürte nach wie vor ein seltsames Hochgefühl, während er über sich selbst las. Er schwelgte förmlich in seinem Ruhm.
    VERDÄCHTIGER ENTKAM JUSTIZ IN FLORIDA
    Von Keisha Russell
    ständige Mitarbeiterin der Times
    William Gladden, den Behörden zufolge ein talentierter Knastanwalt, benutzte die Schliche, die er im Gefängnis gelernt hatte, um das Justizsystem auszutricksen und danach zu verschwinden - bis zu dieser Woche.
    Gladden arbeitete im Little Ducks Kindergarten in Tampa, als er vor acht Jahren verhaftet und des Missbrauchs von nicht weniger als elf Kindern im Laufe von drei Jahren angeklagt wurde. Die Verhaftung hatte einen großes Aufsehen erregenden Prozess zur Folge, und zwei Jahre später wurde der Angeklagte in achtundzwanzig Punkten der Anklage für schuldig befun den. Den Berichten zufolge bestand das entscheidende Beweismaterial in erster Linie aus einem Stapel Polaroidfotos von neun der jungen Opfer. Auf den Fotos waren die Kinder wenig oder gar nicht bekleidet in einer Kammer des inzwischen geschlossenen Kindergartens zu sehen.
    Das Aufschlussreiche an den Fotos war jedoch nicht, dass einige der Kinder nackt waren, sondern der Ausdruck auf ihren Gesichtern, wie Charles Hounchell, der damalige Ankläger von Hillsborough County, erklärte.
    »All diese Kinder waren verängstigt«, sagte Hounchell bei einem Telefon-Interview am Freitag in Tampa, wo er als Anwalt praktiziert. »Diesen Kindern gefiel nicht, was mit ihnen angestellt wurde, und es war ihnen deutlich anzusehen. Das war die Substanz des Falles. Was ihre Gesichter auf den Fotos demonstrierten, entsprach genau den Dingen, die sie den Anwälten erzählten.«
    Doch bei dem Prozess zählten die Fotos mehr als die Anwälte und das, was die Kinder ihnen erzählt hatten. Ungeachtet aller Einwände Gladdens, dass die Fotos bei einer illegalen Durchsuchung seiner Wohnung von einem Polizisten entdeckt worden waren, dessen Sohn eines der mutmaßlichen Opfer war, ließ der Richter die Fotos als Beweismaterial zu.
    Gladden wurde zu 70 Jahren Gefängnis verurteilt, die er im Union Correctional Institute in Raiford verbüßen sollte.
    Im Gefängnis studierte Gladden, der bereits einen akademischen Grad in englischer Literatur besaß, Poetik, Psychologie und Jura. Allem Anschein nach lag ihm Jura besonders. Der verurteilte Kinderschänder entwickelte sich, Hounchell zufolge, sehr rasch zu einem gewieften Knastanwalt, half anderen Häftlingen beim Verfassen von Schriftsätzen für ihre Revisionsverfahren und arbeitete gleichzeitig an seinem eigenen.
    Zu seinen berühmten >Mandanten< im Trakt für Sexualverbrecher in Raiford gehörten Donel Forks, der so genannte Kissen-Vergewaltiger aus Orlando, der frühere Surf-Champion Alan Jannine aus Miami und der Bühnen-Hypnotiseur Horace Gomble aus Las Vegas. Alle drei sitzen wegen zahlreicher Vergewaltigungen ein, und Gladden hatte mit seinen Versuchen, ihnen die Freiheit oder ein Wiederaufnahme-Verfahren zu beschaffen, keinen Erfolg.
    Binnen eines Jahres nach seiner Inhaftierung hatte Gladden, wie Hounchell sagte, jedoch eine gründlich recherchierte Beschwerde gegen seine Verurteilung eingelegt, in der er abermals auf die Unrechtmäßigkeit der Durchsuchung verwies, die zur Entdeckung der belastenden Fotos geführt hatte.
    Hounchell erklärte, dass Raymond Gomez, der Polizist, der die Fotos gefunden hatte, wutentbrannt zu Gladdens Wohnung fuhr, nachdem ihm sein fünfjähriger Sohn erzählt hatte, dass er von einem Mann missbraucht worden war, der im Kindergarten des Jungen arbeitete.
    Als niemand auf sein Klopfen reagierte, stellte der Beamte, der nicht im Dienst war, fest, dass die Tür unverschlossen war, und betrat die Wohnung. Gomez sagte später bei einer Anhörung aus, dass die Fotos ausgebreitet auf einer Bettdecke gelegen hätten. Er verließ das Haus rasch wieder und informierte Detectives über seinen Fund, die sich daraufhin einen Durchsuchungsbefehl verschafften.
    Gladden wurde verhaftet, als die Detectives später mit dem Durchsuchungsbefehl in seiner Wohnung erschienen und die Fotos in einem Schrank versteckt fanden. Gladden hatte im Prozess behauptet, er habe die Tür keineswegs unverschlossen gelassen, und die Fotos hätten nicht offen herumgelegen. Doch selbst wenn, argumentierte er, so war die Durchsuchung durch Gomez ganz eindeutig ein Verstoß gegen seine verfassungsmäßigen Rechte auf Schutz vor illegitimer Durchsuchung und Beschlagnahme.
    Der Vorsitzende

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