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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Richter entschied jedoch, dass Gomez als Vater gehandelt hätte und nicht als Polizist, als er die Wohnung betrat. Deshalb stelle die zufällige Entdeckung des Haupt-Beweismaterials keinen Verstoß gegen verfassungsmäßige Rechte dar.
    Ein Berufungsgericht pflichtete später Gladden bei, mit der Begründung, dass Gomez, der auf Grund seiner polizeilichen Ausbildung die Gesetze über Durchsuchung und Beschlagnahme kannte, hätte wissen müssen, dass er die Wohnung nicht unbefugt betreten durfte. Der Oberste Gerichtshof des Staates Florida lehnte es später ab, die Entscheidung des Berufungsgerichts aufzuheben, und machte damit den Weg frei für einen neuen Prozess, bei dem die Fotos nicht als Beweismaterial herangezogen werden durften.
    Angesichts der schwierigen Aufgabe, einen Fall ohne jenes Beweismaterial zu gewinnen, von dem die erste Jury erklärt hatte, dass es ausschlaggebend gewesen war, wurde Gladden gestattet, sich in einem Fall für schuldig zu erklären, einem Kind gegenüber sexuelle Handlungen vorgenommen zu haben.
    Die Höchststrafe für ein solches Verbrechen sind fünf Jahre Gefängnis und anschließend fünf Jahre Bewährung. Zu diesem Zeitpunkt hatte Gladden bereits 33 Monate im Gefängnis abgesessen und ebenso viele Monate auf Grund guter Führung erlassen bekommen. Der Prozess endete damit, dass er zur Höchststrafe verurteilt wurde, das Gericht aber trotzdem als freier Mann verließ.
    »Er hat die Justiz regelrecht ausgetrickst«, erinnerte sich Hounchell, der Ankläger. »Wir wussten, dass er schuldig war, konnten aber das Beweismaterial, das wir in Händen hatten, nicht verwenden. Nach diesem Urteil ist es mir sehr schwer gefallen, den betroffenen Eltern und ihren Kindern ins Gesicht zu sehen. Ich wusste, dass dieser Kerl frei herumlief und es vermutlich wieder tun würde.«
    Ungefähr ein Jahr nach seiner Freilassung verschwand Gladden, und es wurde ein Haftbefehl wegen Verstoßes gegen die Bewährungsauflagen erlassen. Nun ist er diese Woche in Südkalifornien wieder aufgetaucht, mit, wie die hiesigen Behörden es formulierten, >tödlichen Konsequenzen<.
    Gladden las den Artikel sorgfältig ein zweites Mal. Er war fasziniert von der gründlichen Recherche und der Anerkennung, die dieser Artikel ihm zollte. Außerdem gefiel ihm, wie die Journalistin, wenn man zwischen den Zeilen las, die Geschichte des Bullen Gomez anzweifelte. Dieser Lügner, dachte Gladden. Er war eingebrochen und hatte alles verdorben. War ihm recht geschehen. Gladden war fast versucht, nach dem Telefon zu greifen und die Journalistin anzurufen, um ihr für den Artikel zu danken, aber dann ließ er es doch. Zu riskant. Er dachte an Hounchell, den jungen Ankläger.
    »Ausgetrickst«, sagte er laut. Dann brüllte er es hinaus: »Ausgetrickst!«
    Seine Gedanken überschlugen sich, und er war überglücklich. Es gab so vieles, was sie nicht wussten, und trotzdem stand er schon auf der Titelseite. Sie würden es bestimmt bald erfahren. Sie würden Bescheid wissen. Sein Moment des endgültigen Ruhms war nahe. Sehr nahe.
    Gladden stand auf und ging ins Schlafzimmer, um sich auf den Weg zum Supermarkt vorzubereiten. Er hielt es für das Beste, wenn er zeitig ging. Er warf abermals einen Blick auf Darlene. Er beugte sich über ihr Bett, ergriff ihr Handgelenk und versuchte, ihren Arm anzuheben. Die Totenstarre war vollständig eingetreten. Er betrachtete ihr Gesicht. Die Kiefermuskeln zogen sich bereits zusammen und verzerrten ihre Lippen zu einem hässlichen Grinsen. Ihre Augen schienen ihr eigenes Bild im Spiegel über dem Bett anzustarren.
    Er streckte die Hand aus und zog ihr die Perücke vom Kopf. Ihr eigenes Haar war rötlich braun und kurz, unansehnlich. Er sah, dass etwas von dem Blut auf den unteren Rand der blonden Locken geraten war, und nahm die Perücke mit ins Badezimmer, um es abzuwaschen und sich fertig zu machen. Danach kehrte er ins Schlafzimmer zurück und holte die Sachen aus dem Kleiderschrank, die er brauchen würde. Beim Verlassen des Zimmers fiel Gladden ein, dass er sie gar nicht gefragt hatte, was die Tätowierung darstellen sollte. Jetzt war es zu spät.
    Bevor er die Tür hinter sich zumachte, drehte er die Klimaanlage auf; und während er sich im Wohnzimmer umzog, dachte er, dass er nicht vergessen durfte, in dem Supermarkt noch mehr Räucherstäbchen zu kaufen. Er beschloss, dass er dazu die sieben Dollar benutzen würde, die er aus ihrem Portemonnaie genommen hatte. Sie ist schuld an dem Problem,

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