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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ihn ausübten oder seine Fantasie mehr befriedigten als andere. So etwas kann immer passieren.«
    »Welche Fantasie?«, fragte ich, bemüht, mit dem Schritt zu halten, was Brass sagte.
    »Ist das Jack? Also, Jack, wir wissen nicht, um welche Fantasie es sich handelt. Das ist das Problem. Wir nähern uns ihm aus der falschen Richtung. Wir wissen nicht, welche Fantasie den Killer motiviert, und was wir sehen und worüber wir Vermutungen anstellen, sind bloße Teilansichten. Wir werden vielleicht nie erfahren, was seine Welt in Bewegung versetzt. Er kommt vom Mond, Jack. Wirklich wissen werden wir es nur, wenn er beschließt, es uns eines Tages zu erzählen.«
    Ich nickte, und mir fiel noch eine Frage ein. Doch ich wartete, bis klar war, dass sonst niemand etwas zu sagen hatte. »Äh, Agent Brass - ich meine, Doran?«
    »Ja?«
    »Sie haben es vielleicht schon erwähnt, aber was ist mit den Gedichten? Haben Sie eine Idee, wie die ins Bild passen?«
    »Nun, sie werden ganz offensichtlich als Zurschaustellung benutzt. Das wurde bereits gestern gesagt. Sie sind seine Signatur, und obwohl er sich natürlich einer Festnahme entziehen will, verlangt seine Psyche gleichzeitig, dass er irgendetwas hinterlässt, das besagt: Hey, ich war hier. Das ist der Punkt, an dem die Gedichte ins Spiel kommen. Was die Zeilen selbst betrifft, so besteht das verbindende Element darin, dass sie alle vom Tod handeln oder so interpretiert werden können. Außerdem wird in ihnen thematisiert, dass der Tod ein Portal zu anderen Dingen, anderen Orten ist. >Durch des Tores fahlen Bogen< war, glaube ich, eines der Zitate, das er benutzt hat. Es könnte sein, dass der Poet glaubt, er habe diese Männer, die er umgebracht hat, in eine bessere Welt geschickt. Sie umgewandelt. An diesen Aspekt müssen wir denken, wenn wir uns mit der Psyche dieses Menschen beschäftigen. Aber auch in diesem Fall bewegen wir uns auf dünnem Eis. Wir wissen nicht, was dieser Mann tut, und wir werden es erst wissen, wenn wir ihn haben.«
    »Brass? Hier ist wieder Bob. Wie denken Sie über die Planung dieser Verbrechen?«
    »Die Frage wird Ihnen Brad beantworten.«
    »Hier ist Brad. Äh, wir nennen diesen Kerl einen unsteten Reisenden. Er benutzt das ganze Land als sein Revier, aber er bleibt wochen- und manchmal monatelang unsichtbar. Das ist ungewöhnlich, und wir haben in anderen Täterprofilen nichts Entsprechendes gefunden. Der Poet ist kein Mann, der zuschlägt und dann die Flucht ergreift. Er schlägt zu, und dann bleibt er eine Weile in der Gegend. Wir vermuten, dass der Jäger in dieser Zeit den Gejagten beobachtet. Er muss sich mit der Lebensweise und den Gewohnheiten seines Opfers vertraut machen. Möglicherweise führt er sogar eine flüchtige Bekanntschaft herbei. Das ist etwas, wonach wir Ausschau halten müssen. Ein neuer Freund oder Bekannter im Leben sämtlicher Detectives. Die Geschichte in Denver deutet außerdem darauf hin, dass er sich als jemand an sie heranmacht, der Informationen zu bieten hat.«
    »Was uns zum nächsten Schritt führt«, sagte Backus. »Was passiert nach der Kontaktaufnahme?«
    »Es geht um Macht«, sagte Hazelton. »Die Frage ist nur, wie bringt er seine Opfer unter Kontrolle? Nun, wir nehmen an, dass er irgendeine Waffe hat, mit deren Hilfe er sich ihrer eigenen Waffe bemächtigt, aber da steckt noch mehr dahinter. Wie bringt er sechs oder sogar sieben erfahrene Detectives dazu, ein oder zwei Zeilen aus einem Gedicht zu schreiben? Wie vermeidet er in all diesen Fällen Gegenwehr? Im Augenblick erkunden wir die Möglichkeiten von Hypnose, kombiniert mit chemischen Mitteln, die sich in den Wohnungen der Opfer fanden. Denn bis auf einen Fall wurden schließlich all diese Morde in den Wohnungen der Opfer begangen. Nur der McEvoy-Fall ist anders. Wir gehen der Sache mit den Hausapotheken weiter nach. Im Augenblick ist das alles.«
    »Okay«, sagte Backus. »Sonst noch Fragen?«
    Der Raum und die Lautsprecheranlage blieben stumm. »Danke, Leute«, sagte er, beugte sich vor, legte die Hände auf den Tisch und ging mit dem Mund dicht ans Mikrofon. »Tut euer Bestes. Diesmal brauchen wir es wirklich.«
    Rachel und ich folgten Backus und Thompson zum Hyatt, wo Matuzak Zimmer für uns hatte reservieren lassen. Ich musste mich selbst anmelden und für mein Zimmer bezahlen, während Backus Schlüssel für die anderen fünf bekam, für die die Regierung zahlen würde. Immerhin erhielt ich den Rabatt, den das Hotel dem FBI zu geben pflegte.

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