Jack McEvoy 01 - Der Poet
Agent ausgab. Backus wies seinen Telefonpartner an, ihn zurückzurufen, wenn alles erledigt sei, und legte auf.
»Okay«, sagte er. »Wir fangen an, sobald die Konferenzschaltung steht. Bis dahin lasst uns über den hiesigen Fall reden. Ich möchte, dass morgen mit einer gründlichen Untersuchung der Todesfälle des Detectives und des Jungen begonnen wird. Von Grund auf. Ich möchte - oh, bitte entschuldigen Sie, Rachel, das ist Vince Pool, SAC Phoenix. Er wird uns in jeder Hinsicht unterstützen.«
Pool, der aussah, als habe er fünfundzwanzig Dienstjahre hinter sich, mehr als alle anderen im Raum, nickte uns zu und sagte nichts. Backus machte sich nicht die Mühe, uns die anderen Männer vorzustellen.
»Mit den hiesigen Cops treffen wir morgen früh um neun zusammen«, sagte Backus.
»Ich nehme an, wir können sie unauffällig beiseiteschieben«, sagte Pool.
»Nun, wir wollen keine Animositäten. Schließlich haben sie Orsulak am besten gekannt. Sie können uns eine Menge erzählen. Ich finde, wir sollten sie mit einbeziehen, aber gleichzeitig die Dinge fest in der Hand behalten.«
»Kein Problem.«
»Dieser Fall hier könnte unsere Chance sein. Er ist noch frisch. Wir können nur hoffen, dass der Täter einen Fehler gemacht hat und wir ihn über einen dieser Morde, den an dem Detective oder den an dem Jungen, finden. Ich würde gern ...«
Das Telefon auf dem Tisch summte. Backus nahm den Hörer ab und meldete sich.
»Einen Moment.«
Er drückte eine Taste am Telefon und legte den Hörer auf.
»Brass, sind Sie da?«
»Ja, Boss.«
»Okay, ich gehe jetzt die Liste durch. Mal sehen, wer sonst noch zugeschaltet ist.«
Agenten von sechs Field Offices meldeten ihre Anwesenheit in der Konferenzschaltung.
»Okay, gut, ich möchte dies so informell wie möglich halten. Am besten ist wohl, wenn wir der Reihe nach berichten, was wir haben. Brass, Sie kommen zum Schluss dran. Also zuerst Florida. Sind Sie da, Ted?«
»Ja, Sir, und Steve ist auch bei mir. Wir haben gerade die ersten Erkundigungen eingezogen und hoffen, morgen mehr zu wissen. Aber es gibt ein paar Anomalien hier, die uns schon jetzt bedeutsam erscheinen.«
»Erzählen Sie.«
»Also, Florida war die erste - oder vermutlich die erste - Station des Poeten. Clifford Beltran. Der zweite Mord - der in Baltimore - wurde erst ungefähr zehn Monate später begangen. Das ist der längste Zwischenraum, den wir haben, und es wirft die Frage auf, ob es sich in diesem Fall nicht eher um einen zufälligen Mord gehandelt hat.«
»Sie glauben, dass der Poet Beltran kannte?«, fragte Rachel.
»Möglich. Im Augenblick ist es aber nur eine Vermutung. Doch es gibt noch ein paar andere Dinge, die einer genaueren Untersuchung wert sind. Erstens, dies ist der einzige Mord mit einer Schrotflinte. Wir haben uns heute den Autopsiebericht angesehen. Es waren keine hübschen Fotos. Totale Zerstörung mit beiden Läufen. Wir alle kennen die symbolische Pathologie, die so etwas bewirkt.«
»Overkill«, sagte Backus. »Lässt darauf schließen, dass der Täter das Opfer kannte oder etwas von ihm wusste.«
»Richtig. Dann die Waffe selbst: Den Berichten zufolge handelt es sich um eine alte Smith & Wesson, die Beltran in einem Schrank aufbewahrte, außer Sicht auf dem obersten Bord. Die se Information stammt von seiner Schwester. Beltran hatte nie geheiratet und wohnte in dem Haus, in dem er aufgewachsen war. Wir haben bisher noch nicht selbst mit der Schwester gesprochen. Wenn es also Selbstmord war, na schön, dann ist er eben an den Schrank gegangen und hat die Schrotflinte herausgeholt. Aber jetzt tauchen wir auf und sagen, es sei kein Selbstmord gewesen.«
»Woher wusste der Poet, dass die Schrotflinte in dem Schrank lag?«
»Genau ... Woher wusste er das?«
»Gute Arbeit, Ted und Steve«, sagte Backus. »Das gefällt mir. Was gibt es sonst noch?«
»Der letzte Punkt ist ziemlich heikel. Ist der Journalist bei euch?«
Alle Anwesenden sahen mich an.
»Ja«, sagte Backus. »Aber alles ist nach wie vor nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Sie können unbesorgt sagen, was Sie zu sagen haben. Stimmt’s, Jack?«
Ich nickte. »Das stimmt«, sagte ich. »Es bleibt unter uns.«
»Okay, also, im Augenblick ist es bloße Spekulation, und wir wissen noch nicht, wie es ins Bild passt, aber es gibt Folgendes: Bei der Autopsie des ersten Opfers, Gabriel Ortiz, gelangte der Coroner anhand der Untersuchung der Analdrüsen und - muskeln zu dem Schluss, dass der Junge das Opfer
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