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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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beantwortet.«
    »Nein, ich habe noch nie jemanden getötet.«
    Wir gelangten durch eine Hintertür in einen in zwei Farben gestrichenen Korridor - schmutzig grün bis ungefähr in Augenhöhe, schmutzig weiß darüber. Rachel ging zur ersten Tür auf der linken Seite und klopfte. Wir wurden eingelassen. Es war ein Motelzimmer, das garantiert seit den sechziger Jahren nicht mehr renoviert worden war. Backus und Thorson saßen an einem alten Resopaltisch. Darauf standen zwei Telefone. Mein Blick fiel auf einen großen, geöffneten Aluminiumkoffer, hochkant aufgestellt. Von drei Video-Monitoren verliefen Kabel den Fußboden entlang und zum Fenster, das gerade so weit offen stand, dass sie hindurchpassten.
    »Jack, ich kann nicht unbedingt sagen, dass ich mich freue, Sie zu sehen«, stöhnte Backus.
    Aber er sagte es mit einem schiefen Lächeln und stand auf, um mir die Hand zu geben.
    »Tut mir Leid«, sagte ich, ohne recht zu wissen, warum. Dann sah ich Thorson an und setzte hinzu: »Ich hatte nicht vor, hier hereinzuschneien, aber ich mag es nicht, wenn man mich schlecht informiert.«
    Wieder schoss mir der Gedanke an die Telefonrechnungen durch den Kopf, aber ich schob ihn abermals beiseite. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt.
    »Also gut«, sagte Backus, »wir haben versucht, Sie ein bisschen in die Irre zu führen. Wir dachten, es sei besser, wenn wir ungestört arbeiten können.«
    »Ich werde versuchen, Sie nicht zu stören.«
    »Das tun Sie bereits«, sagte Thorson.
    Ich ignorierte ihn und hielt den Blick weiterhin auf Backus gerichtet.
    »Setzt euch«, sagte er.
    Rachel und ich ließen uns auf den beiden freien Stühlen nieder.
    »Ich nehme an, Sie wissen, was hier läuft«, sagte Backus.
    »Ich nehme an, dass Sie Thomas überwachen.«
    Ich drehte mich um, sodass ich die Video-Monitore im Blick hatte, und betrachtete zum ersten Mal die Bilder, die sie zeigten. Auf dem oberen Monitor war ein Korridor zu sehen, der dem vor unserem Zimmer ähnelte. Von beiden Seiten gingen mehrere Türen ab, alle geschlossen und nummeriert.
    Der nächste Monitor lieferte das Bild der Vorderfassade eines Motels. In dem blaugrauen Dunst des Videos konnte ich mit einiger Mühe das Schild über der Tür entziffern: HOTEL MARK TWAIN. Der unterste Monitor zeigte eine Gasse, die hinter demselben Motel zu liegen schien.
    »Sind wir hier?«, fragte ich, auf die Bildschirme deutend.
    »Nein«, sagte Backus. »Das ist der Ort, an dem sich Detective Thomas befindet. Wir sind ungefähr einen Block entfernt.«
    »Sieht nicht sehr anheimelnd aus. Was zahlen sie den Polizisten in dieser Stadt?«
    »Das ist nicht sein Zuhause. Aber die Hollywood-Detectives benutzen das Hotel oft, um dort Zeugen zu verstecken oder zu übernachten, wenn sie zwanzig Stunden am Tag an einem Fall arbeiten. Detective Thomas hat sich entschlossen, lieber hier zu schlafen als zu Hause. Er hat eine Frau und drei Kinder.«
    »Nun, das beantwortet meine nächste Frage. Ich bin froh, dass Sie ihm gesagt haben, dass er als Köder benutzt wird.«
    »Es hat den Anschein, als seien Sie erheblich zynischer geworden, seit wir uns heute Morgen getrennt haben, Jack.«
    »Vielleicht liegt das ja daran, dass ich tatsächlich zynisch bin.«
    Ich wandte den Blick von ihm ab und schaute wieder auf die Monitore. Backus erklärte weiter: »Die Bilder von den drei Überwachungskameras werden auf eine mobile Schüssel übertragen, die hier auf dem Dach montiert wurde. Außerdem wird Thomas von der Critical Response Unit des hiesigen Field Office und von einem speziellen Team der Polizei von Los Angeles rund um die Uhr bewacht. Niemand kann in seine Nähe kommen. Nicht einmal in der Dienststelle. Ihm kann nichts passieren.«
    »Nun, das können Sie mir gern noch einmal erzählen, wenn alles vorbei ist.«
    »Das werde ich tun. Aber bis dahin müssen Sie von hier verschwinden.«
    Ich drehte mich wieder zu ihm um, meinen besten verständnislosen Ausdruck im Gesicht.
    »Sie verstehen recht gut, was ich damit sagen will«, sagte Backus. »Wir befinden uns in einem höchst kritischen Stadium. Wir haben ihn im Visier, und dabei dürfen Sie uns nicht im Wege stehen, Jack.«
    »Ich stehe Ihnen nicht im Wege, und dabei wird es bleiben. Dieselbe Abmachung wie vorher. Nichts, was ich mitkriege, kommt in die Zeitung, bevor Sie es genehmigen. Aber ich bleibe hier. Ich bin zu nahe dran, um ... Das alles bedeutet mir zu viel. Ich will dabei sein.«
    »Es kann Wochen dauern. Denken Sie an das Fax. Darin hat

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