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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Zubehör dürfte er bereits haben. Ich muss die Läden aufteilen. Haben Sie einen Quarter, Jack? Mir ist das Kleingeld ausgegangen.«
    Ich gab ihm einen Vierteldollar, und er sprang aus dem Wagen und lief wieder zum Telefon. Ich vermutete, dass er Backus anrief, ihn hocherfreut über den Durchbruch informierte und dann die Liste aufteilte. Ich saß da und hatte das Gefühl, dass eigentlich Rachel dort am Telefon stehen müsste. Nach ein paar Minuten kehrte Thorson zurück.
    »Wir beide überprüfen drei Läden. Alle hier im Westen. Die anderen fünf gibt Bob an Carter und ein paar andere Leute vom Field Office.«
    »Müssen solche Kameras bestellt werden, oder haben die Händler sie auf Lager?«
    Thorson fädelte den Wagen wieder in den Verkehr ein und fuhr auf dem Pico Boulevard in Richtung Osten.
    »Manche Läden halten sie auf Lager«, sagte er. »Wenn nicht, können sie sie ziemlich rasch beschaffen. Das jedenfalls hat man mir bei digiTime gesagt.«
    »Weshalb fahren wir dann überhaupt zu den Läden? Es ist eine Woche her. Inzwischen wird er wohl eine neue bekommen haben.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wir gehen von einer Vermutung aus. Das ist alles andere als ein billiger Apparat. Man kauft ihn normalerweise zusammen mit der Übertragungs- und Bearbeitungs-Software, dem seriellen Kabel zum Anschließen an den Computer, der Ledertasche, dem Blitzlicht und all den anderen Extras und muss dafür mehr als tausend Dollar auf den Tisch legen. Vermutlich so an die fünfzehnhundert. Aber ...«
    Er hob den Finger, um seinen Worten mehr Bedeutung zu verleihen. »Aber was ist, wenn man die ganzen Extras bereits hat und nur die Kamera haben will? Kein Kabel, keine Software, nichts von alledem. Was ist, wenn man gerade sechs Riesen für Kaution und einen Anwalt ausgeben musste und jetzt ganz knapp bei Kasse ist?«
    »Man erteilt einen Spezialauftrag nur für die Kamera und spart eine Menge Geld.«
    »Richtig. Davon gehe ich aus. Wenn die Kaution unseren Freund Gladden beinahe pleite gemacht hat, wie dieser Rechtsverdreher behauptet, dann versucht er zu sparen, wo er nur kann.«
    Thorson war aufgekratzt, und es war ansteckend. Seine Begeisterung griff auf mich über, und ich begann, Thorson in einem anderen Licht zu sehen. Ich wusste, dass dies die Momente waren, für die er lebte. Momente des Begreifens und der Klarheit, des Wissens, dass er nahe daran war.
    »McEvoy, wir sind in der Spur«, sagte er plötzlich. »Vielleicht haben Sie mir am Ende sogar Glück gebracht. Jetzt müssen Sie nur noch dafür sorgen, dass wir nicht zu spät kommen.«
    Ich nickte zustimmend.
    Wir fuhren ein paar Minuten lang schweigend weiter, dann stellte ich ihm die nächste Frage.
    »Woher wissen Sie eigentlich so viel über Digitalkameras?«
    »Sie sind in letzter Zeit immer mehr in Gebrauch gekommen. In Quantico haben wir jetzt eine Abteilung, die sich mit nichts anderem als Computerkriminalität beschäftigt. Bei vielem von dem, womit sie es zu tun haben, spielen Pornographie und Verbrechen an Kindern eine Rolle. Sie erstellen Berichte, um das ganze FBI auf dem Laufenden zu halten. Und ich versuche immer, auf dem Laufenden zu bleiben.«
    Ich nickte.
    »Es war einmal eine alte Dame - ausgerechnet eine Lehrerin - in der Nähe von Cornell in New York, die hatte eines Tages die Eingangsdatei in ihrem Computer überprüft und eine neue Eintragung gefunden, mit der sie nichts anzufangen wusste. Sie druckt sie aus und hält plötzlich ein verschwommenes schwarzweißes, aber unmissverständliches Bild von einem ungefähr zehnjährigen Jungen in der Hand, der gerade am Glied eines alten Knackers lutscht. Sie ruft die Polizei an, und dort vermutet man, dass es versehentlich in ihren Computer geraten ist. Sie nehmen an, dass der Absender zwei Ziffern der Internet- Adresse vertauscht hat oder so. Aber sie können den Weg der Datei zurückverfolgen bis zu einem Pädosexuellen mit einem langen Vorstrafenregister. Übrigens einem hier in L. A. Sie sind mit einem Durchsuchungsbefehl bei ihm aufgekreuzt und haben einen Volltreffer gelandet. Der Mann hatte ungefähr fünfhundert verschiedene Fotos in seinem Computer. Für die brauchte er sogar eine extra große Festplatte. Ich rede hier von Kindern jeden Alters, die man dazu gebracht hatte, Dinge zu tun, die nicht einmal normale Erwachsene tun ... Jedenfalls ein Volltreffer. Er bekam lebenslänglich, keine vorzeitige Entlassung. Er hatte eine digiShot, aber das kann ein 100er-Modell gewesen sein. Die

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