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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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könne.
    Er warf einen Blick auf mich und wunderte sich vermutlich, weil mein Bart und meine Kleidung so gar nicht zu dem Bild passten, das er vom FBI hatte. Thorson reagierte mit seiner persönlichen Version von Unhöflichkeit. Er holte ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Innentasche seines Jacketts und breitete es auf dem Tresen aus.
    »Das ist die Liste der Dinge, die sich bei der Verhaftung von William Gladden alias Harold Brisbane in seinem Besitz befanden. Ich bin gekommen, um diese Dinge abzuholen.«
    »Wovon reden Sie?«, sagte Sweetzer.
    »Das haben Sie doch gerade gehört. Das FBI hat den Fall übernommen und leitet die Ermittlungen gegen William Gladden auf nationaler Ebene. Wir müssen deshalb seine persönlichen Dinge von Experten untersuchen lassen.«
    »Einen Moment, Mr. Agent. Wir haben unsere eigenen Experten, und wir ermitteln selbst gegen diesen Kerl. Wir denken nicht daran, das Beweismaterial irgendjemandem auszuhändigen. Nicht ohne einen Gerichtsbeschluss oder die Genehmigung des Staatsanwalts.«
    Thorson holte tief Luft, aber ich hatte den Eindruck, dass er eine Schau abzog, die er schon viele Male abgezogen hatte.
    »Erstens«, sagte er, »wissen Sie ebenso gut wie ich, dass Ihre Ermittlungen ins Leere laufen. Und zweitens kann von Beweismaterial keine Rede sein. Sie haben eine Kamera, eine Tüte mit Bonbons. Die Anklage gegen ihn lautete Flucht vor Polizeibeamten, Vandalismus und Verschmutzung eines Gewässers. Was hat die Kamera damit zu tun?«
    Sweetzer schien etwas Boshaftes sagen zu wollen, doch dann unterließ er es.
    »Würden Sie bitte einen Moment hier warten?«
    Er machte Anstalten, sich von dem Tresen zu entfernen.
    »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Detective«, sagte Thorson. »Ich will diesen Kerl erwischen. Ein Jammer, dass er immer noch frei herumläuft.«
    Sweetzer fuhr wütend herum.
    »Was meinen Sie damit, verdammt noch mal?«
    Thorson hob in einer beruhigenden Geste die Hände. »Ich meine damit genau das, was ich gesagt habe. Und nun holen Sie Ihren Vorgesetzten. Vielleicht versteht er mich besser.«
    Zwei Minuten später kehrte Sweetzer mit einem Mann zurück, der zehn Jahre älter, fünfzehn Kilo schwerer und doppelt so wütend war.
    »Wo liegt das Problem?«, fragte er barsch.
    »Es gibt kein Problem, Captain.«
    »Ich bin Lieutenant.«
    »Also gut, Lieutenant, Ihr Mann hier scheint etwas verwirrt zu sein. Ich habe ihm erklärt, dass das FBI die Ermittlungen gegen William Gladden leitet und eng mit der Polizei von Los Angeles und anderen Departments überall im Lande zusammenarbeitet. Jetzt möchte das FBI auch die Polizei von Santa Monica einbeziehen. Aber Detective Sweetzer scheint zu glauben, dass er, wenn er sich an die Dinge klammert, die Mr. Gladden bei seiner Verhaftung abgenommen wurden, zu den Ermittlungen gegen Mr. Gladden und seiner Verhaftung beiträgt. In Wirklichkeit behindert er jedoch unsere Arbeit. Und ich bin, offen gestanden, überrascht, auf diese Weise behandelt zu werden. Ich habe einen Vertreter der überregionalen Medien bei mir, und ich habe nicht damit gerechnet, dass er so etwas erleben würde.«
    Sweetzer und sein Lieutenant musterten mich. Es ärgerte mich, dass Thorson mich auf diese Weise benutzte. Der Lieutenant wandte sich wieder Thorson zu.
    »Wir verstehen einfach nicht, wofür Sie diese Dinge brauchen. Ich habe mir die Liste angesehen. Es handelt sich um eine Kamera, eine Sonnenbrille, einen Seesack und eine Tüte Bonbons, sonst nichts. Kein Film, keine Fotos. Was will das FBI mit diesem Zeug?«
    »Haben Sie die Bonbons in einem Labor untersuchen lassen?«
    Der Lieutenant sah Sweetzer an, der leicht den Kopf schüttelte, als sei das eine Art geheimes Signal.
    »Wir werden sie untersuchen lassen, Lieutenant«, sagte Thorson. »Um herauszufinden, ob die Bonbons irgendwelche Zusätze enthalten. Und was die Kamera betrifft - Sie können nicht wissen, dass wir im Laufe unserer Ermittlungen auf ein paar Fotos gestoßen sind. Ich will hier nicht ins Detail gehen und Ihnen nur sagen, dass sie höchst belastend sind. Aber der entscheidende Punkt ist, dass die Analyse dieser Fotos einen kleinen Fehler in der Linse der Kamera ergeben hat, mit der sie aufgenommen wurden. Er ist wie ein Fingerabdruck auf jedem Foto. Wir können diese Fotos also einer bestimmten Kamera zuordnen. Aber dazu brauchen wir die Kamera. Wenn Sie uns gestatten, sie mitzunehmen, und Fotos und Kamera tatsächlich zueinander passen, dann können wir beweisen, dass

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