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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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auswärtige Nummer wählte, vermutete ich, dass er sich von der Auskunft eine gebührenfreie 8ooer-Nummer hatte geben lassen.
    Ich war versucht, auszusteigen und das Gespräch mitzuhören, entschied mich aber dafür, im Wagen zu warten. Nach ungefähr einer Minute sah ich, wie er etwas in sein Notizbuch schrieb.
    »Macht es Ihnen etwas aus, mir zu sagen, was hier vorgeht?«, fragte ich, sobald er wieder hinter dem Lenkrad saß.
    »Es macht mir etwas aus, aber Sie werden es ja sowieso herausfinden.« Er öffnete den Karton und holte die Kamera wieder heraus. »Wissen Sie, was das ist?«
    »Das haben Sie mich schon einmal gefragt. Eine Kamera.«
    »Richtig, aber was für eine Kamera - das ist das Entscheidende.«
    Als er sie in den Händen drehte, entdeckte ich das Herstellersymbol auf der Vorderseite. Ein ziemlich großes d in Hellblau. Ich wusste, dass das das Symbol einer Computerfirma war, die digiTime hieß. Unter dem Firmensymbol stand DIGISHOT Zoo.
    »Das ist eine Digitalkamera, Jack. Dieser Hinterwäldler Sweetzer hat nicht die geringste Ahnung. Wir können nur hoffen, dass es noch nicht zu spät ist.«
    »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen. Wahrscheinlich bin ich auch ein Hinterwäldler, aber könnten Sie ...«
    »Sie wissen, was eine Digitalkamera ist?«
    »Ja, man braucht dafür keinen Film. Bei unserer Zeitung wurde mal damit experimentiert.«
    »Richtig, kein Film. Das Bild, das die Kamera aufnimmt, wird auf einem Mikrochip festgehalten. Es kann dann in einen Computer eingespeist, retuschiert, vergrößert oder sonst wie bearbeitet und dann ausgedruckt werden. Wenn Sie die entsprechende Ausrüstung haben - und das hier ist ein erstklassiger Apparat mit einer Nikon-Linse - können Sie gestochen scharfe Fotos liefern. Wirklichkeitsgetreu bis ins letzte Detail.«
    Ich hatte in der Rocky Fotos gesehen, die mit einer Digitalkamera gemacht worden waren. Thorson hatte Recht. »Und was bedeutet das?«
    »Zweierlei. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen über Pädosexuelle erzählt habe? Dass sie sich vernetzen?«
    »Ja.«
    »Okay, wir wissen mit ziemlicher Sicherheit, dass Gladden einen Computer hat, wegen des Fax, richtig?«
    »Richtig.«
    »Und jetzt wissen wir, dass er außerdem eine Digitalkamera besaß. Mit der Digitalkamera, seinem Computer und demselben Modem, das er zum Übermitteln des Fax benutzt hat, hätte er ein Foto an jeden Ort der Welt schicken können, an jeden Menschen, der über ein Telefon, einen Computer und die erforderliche Software verfügt.«
    Mir wurde schlagartig klar, was das bedeutete.
    »Er schickt Leuten Fotos von Kindern?«
    »Nein, er verkauft ihnen Fotos von Kindern. Das vermute ich jedenfalls. Die Frage lautete doch, wovon lebt er, wie verdient er seinen Lebensunterhalt? Was ist mit diesem Konto in Jacksonville, von dem er das Geld überwiesen hat? Jetzt kennen wir die Antwort. Der Poet lebt davon, dass er Fotos von Kindern verkauft, vielleicht sogar von den Kindern, die er umgebracht hat. Vielleicht sogar von den Cops, die er umgebracht hat.«
    »Gibt es wirklich Leute, die ...«
    Ich beendete den Satz nicht. Ich wusste, dass die Frage dämlich war.
    »Wenn es etwas gibt, das dieser Job mich gelehrt hat, dann das, dass es einen Markt für alles und jedes gibt«, sagte Thorson. »Selbst mit Ihren dunkelsten Gedanken stehen Sie nicht allein da. Ich muss noch telefonieren und die Liste der Händler aufteilen.«
    »Was war die zweite Sache?«
    »Wie bitte?«
    »Sie sagten, die Kamera wäre in zweierlei Hinsicht wichtig.«
    »Sie bedeutet einen Durchbruch. Einen grandiosen Durchbruch. Das heißt, wenn wir nicht zu spät kommen, weil die Cops hier auf dem verdammten Ding gesessen haben. Wenn Gladden sein Geld mit dem Verkauf von Fotos an andere Pädosexuelle verdient, sie durchs Internet oder irgendein privates Netzwerk schickt, dann hat er vorige Woche sein wichtigstes Handwerkszeug verloren.«
    Er tippte auf den Deckel des Kartons.
    »Er muss sich eine neue beschaffen«, sagte ich.
    »Sie haben’s kapiert.«
    »Sie nehmen sich die digiTime-Händler vor.«
    »Sie sind ein schlaues Kerlchen, Sportsfreund. Wieso sind Sie Journalist geworden?«
    Diesmal protestierte ich nicht gegen die Anrede >Sportsfreund<. Es steckte nicht mehr die Bosheit dahinter wie zu Anfang.
    »Ich habe die 8ooer Nummer von digiTime angerufen und die Namen von acht Händlern erhalten, die in Los Angeles die digiShot Zoo verkaufen. Ich gehe davon aus, dass er dasselbe Modell wiederhaben will. Das gesamte

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