Jack McEvoy 01 - Der Poet
Geschichte stand im vorigen Jahr im FBI -Bulletin.«
»Wieso war das Bild, das die Lehrerin bekam, so verschwommen?«
»Sie hatte nicht den richtigen Drucker dafür. Man braucht einen guten Farbdrucker und Hochglanzpapier. Das besaß sie beides nicht.«
Die ersten beiden Adressen waren Fehlanzeige. Ein Laden hatte seit zwei Wochen keine digiShot verkauft, und der andere in der vergangenen Woche zwei - an einen bekannten Künstler in Los Angeles, dessen Collagen aus Polaroid-Fotos berühmt waren und in Museen auf der ganzen Welt hingen. Jetzt wollte er Experimente mit einer neuen Technik machen, deshalb die Digitalkameras. Thorson machte sich nicht einmal die Mühe, Namen und Adresse für weitere Nachforschungen zu notieren.
Die letzte Station auf unserer Liste war ein Laden auf dem Pico Boulevard, der Data Imaging Answers hieß und ungefähr zwei Blocks vom Westwood-Pavillon-Einkaufszentrum entfernt lag.
Thorson brachte den Wagen im Halteverbot vor dem Laden zum Stehen und sagte: »Das ist er. Der muss es sein.«
»Woher wissen Sie das?«, fragte ich.
»Ein Ladengeschäft an einer belebten Straße. Die anderen beiden waren eher Bestellbüros, keine Schaufenster. Gladden braucht die visuelle Stimulation. Leute, die draußen Vorbeigehen, Leute, die reinkommen und wieder rausgehen, und andere Ablenkungen. Das ist besser für ihn. Er will nicht, dass man sich an ihn erinnert.«
Es war ein kleiner Laden mit zwei Schreibtischen im Verkaufsraum. Mehrere Stapel nicht geöffneter Kartons standen herum. Es gab zwei runde Tresen, auf denen Computer-Terminals und Video-Kameras ausgestellt waren; daneben lagen Stapel von Katalogen für alle Arten von Computer-Zubehör.
Ein fast kahlköpfiger Mann, der eine Brille mit schwarzem Gestell und dicken Gläsern trug, saß an einem der Schreibtische und schaute auf, als wir eintraten. An dem anderen Schreibtisch saß niemand.
»Sind Sie der Geschäftsführer?«, fragte Thorson.
»Nicht nur das, ich bin der Eigentümer.« Der Mann stand voller Besitzerstolz auf und lächelte. »Und darüber hinaus bin ich auch der leitende Angestellte.«
Da wir über seinen Witz nicht lachten, fragte er, was er für uns tun könne.
Thorson zeigte ihm seinen Ausweis.
»FBI?«
Der Mann schien verblüfft zu sein.
»Ja. Sie verkaufen die digiShot, stimmt’s?«
»Stimmt. Das Beste, was es an Digitalkameras gibt. Aber ich habe im Moment keine auf Lager. Habe meine letzte in der vorigen Woche verkauft.«
Ich spürte, wie sich meine Eingeweide verkrampften. Wir waren zu spät gekommen.
»Ich kann Ihnen in drei bis vier Tagen eine besorgen. Da Sie vom FBI sind, kann ich vielleicht veranlassen, dass es nur zwei Tage dauert. Natürlich ohne Extrakosten.«
Er lächelte und nickte, aber in seinen Augen hinter den dicken Brillengläsern lag ein unsicherer Ausdruck. Es machte ihn nervös, mit dem FBI zu tun zu haben, zumal er keine Ahnung hatte, worum es ging.
»Und wie heißen Sie?«
»Oliv Coombs. Ich bin der Eigentümer.«
»Ja, das sagten Sie bereits. Okay, Mr. Coombs, ich bin nicht daran interessiert, irgendetwas zu kaufen. Kennen Sie den Namen der Person, die Ihre letzte digiShot gekauft hat?«
»Äh ...« Er runzelte die Stirn und fragte sich offenbar, ob das FBI berechtigt war, solche Informationen zu verlangen. »Ich führe natürlich Buch. Ich kann die Unterlagen für Sie heraussuchen.«
Coombs setzte sich und öffnete eine Schublade in seinem Schreibtisch. Er sah eine Hängekartei durch, fand, was er suchte, zog ein Blatt Papier heraus und legte es auf den Schreibtisch. Dann drehte er es herum, damit Thorson es lesen konnte. Thorson beugte sich vor, las das Dokument und schüttelte leicht den Kopf. Er schob mir die Quittung zu, und ich erkannte, dass jemand zusammen mit der Kamera eine Menge Zubehör gekauft hatte.
»Das ist nicht das, wonach ich suche«, sagte Thorson. »Ich suche nach einem Mann, von dem wir glauben, dass er ausschließlich die Kamera kaufen wollte. Ist das die einzige, die Sie in der letzten Woche verkauft haben?«
»Ja - äh, nein. Es ist die einzige, die wir auf Lager hatten. Wir haben noch zwei weitere verkauft, aber die mussten bestellt werden.«
»Und sie sind noch nicht eingetroffen?«
»Nein. Morgen. Ich erwarte morgen früh eine Lieferung.«
»Hat einer der Kunden nur die Kamera bestellt?«
»Wie?«
»Nur die Kamera, ohne das ganze Zubehör. Ohne Software, Kabel und den ganzen Kram.«
»Oh, ja. Das war ...«
Er beendete den Satz nicht, sondern
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