Jack McEvoy 01 - Der Poet
Das ist gut.«
»Sie angelassen Kopiermaschine.«
Danach trug er seine Utensilien bis zum nächsten Zimmer und benutzte einen an seinem Gürtel befestigten Schlüssel dazu, die Tür aufzuschließen. Ich sah Warren an und lächelte.
»Sie haben Recht, Sie sind kein Deep Throat.«
»Und Sie sind kein Robert Redford. Jetzt aber los.«
Er wies mich an, die Tür zu schließen, dann schaltete er den Kopierer wieder ein und ließ sich mit den Akten in der Hand an seinem Schreibtisch nieder. Ich setzte mich auf den Stuhl, auf dem ich schon einmal gesessen hatte.
»Also«, sagte er, »bei jedem Protokoll müsste es eine Zusammenfassung geben. Wenn irgendwelche Botschaften oder andere wichtige Details entdeckt wurden, müssten sie dort erwähnt werden. Wenn Sie meinen, dass etwas für Sie wichtig ist, dann kopieren Sie sie.«
Wir begannen, die Akten durchzusehen. Obwohl er mir sympathisch war, missfiel mir die Idee, dass bei der Hälfte der Fälle er entscheiden würde, ob sie in meine Theorie passten. Ich wollte sie mir alle anschauen.
»Denken Sie daran«, sagte ich, »wir suchen nach allen möglichen Arten von poetischer Sprache, etwas, das sich anhört, als stamme es aus einem Roman oder einem Gedicht oder etwas dergleichen.«
Er klappte eine Akte zu und legte sie auf den Stapel.
»Was ist?«
»Sie trauen mir nicht.«
»Nein. Es ist nur ... Ich wollte nur sicherstellen, dass wir nach derselben Sache suchen.«
»Hören Sie, das ist Blödsinn«, sagte er. »Lassen Sie uns einfach alle Akten kopieren und von hier verschwinden. Dann können Sie sie in Ihr Hotel mitnehmen und sie dort in Ruhe durchsehen. Das geht schneller und ist sicherer. Mich brauchen Sie dazu nicht.«
Ich nickte erleichtert. In der nächsten Viertelstunde bediente er den Kopierer, während ich die Protokolle aus den Akten holte und, sobald sie kopiert waren, wieder hineinlegte.
Als wir fertig waren, stellte er das Gerät ab und sagte: »Ich hatte nicht an das Reinigungspersonal gedacht. Vielleicht ist es besser, wenn ich das Zeug allein in die Registratur zurückbringe und Sie dann hier wieder abhole.«
»Okay.«
Während er fort war, fing ich an, mir die Kopien anzusehen, aber ich war zu nervös, um mich darauf konzentrieren zu können. Ich wäre am liebsten zur Tür hinausgerannt und verschwunden, bevor etwas schief gehen konnte. Um mir die Zeit zu vertreiben, sah ich mich in seinem Büro um. Ich nahm das Foto mit Warrens Familie in die Hand. Eine hübsche, zierliche Frau und zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen. Auf dem Foto waren beide noch im Vorschulalter. Die Tür ging auf. Es war Warren. Er nahm meine Verlegenheit nicht zur Kenntnis.
»Okay, wir können.«
Wie zwei Spione schlichen wir uns im Schutz der Dunkelheit aus dem Haus.
Während der ganzen Rückfahrt zum Hotel sagte Warren kaum ein Wort. Ich glaube, der Grund dafür war, dass seine Beteiligung vorbei war und er das wusste. Ich war der Reporter. Er war der Informant. Es war meine Story. Ich spürte seine Eifersucht und sein Verlangen. Nach der Story. Nach dem Job. Nach dem, was er früher gewesen war und getan hatte.
»Weshalb haben Sie in Wahrheit aufgehört, Mike?«, fragte ich.
Diesmal verzichtete er auf Ausreden.
»Wegen meiner Frau und den Kindern. Ich war nie zu Hause.
Eine Krise nach der anderen, Sie wissen schon. Ich wollte allen gerecht werden und musste schließlich eine Entscheidung treffen. An manchen Tagen glaube ich, dass es die richtige war. An anderen glaube ich das nicht. Heute ist einer von den Tagen, an denen ich es nicht glaube. Das ist eine tolle Story, Jack.«
Jetzt war ich es, der für eine Weile schwieg. Warren bog in die Haupteinfahrt des Hotels ein. Er zeigte durch die Windschutzscheibe auf die rechte Seite des Hotels.
»Sehen Sie die Tür dort? Das ist die Stelle, an der es Reagan erwischt hat. Ich war dabei. Kaum einen Meter von Hinckley entfernt. Er hat mich sogar gefragt, wie spät es ist. Außer mir waren fast keine anderen Reporter dort. Damals machten sich die meisten nicht die Mühe, beide Ausgänge im Auge zu behalten. Das änderte sich danach natürlich.«
»Wow.«
»Ja, das war eine tolle Sache.«
Ich sah ihn an und nickte ernsthaft. Dann lachten wir gleichzeitig auf. Eine tolle Sache war das nur in der Welt eines Reporters. Wir wussten beide, dass es für einen Reporter vermutlich nur noch eins gab, das besser war, als Augenzeuge eines Mordversuchs an einem Präsidenten zu sein: Augenzeuge eines gelungenen Mords zu sein.
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