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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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verzauberte Schloss<. Dieses Gedicht findet sich in der Erzählung >Der Untergang des Hauses Usher<. Sie kennen sie bestimmt. Die Interpretation dieses Gedichtes besagt, dass es, oberflächlich betrachtet, als Darstellung des Hauses von Usher gelten kann, gleichzeitig jedoch eine hintergründige Charakterisierung von Roderick Usher, der Hauptfigur der Erzählung, ist. Und dieser Name tauchte, wie Sie seit der gestrigen Lagebesprechung wissen, im Zusammenhang mit dem Tod von Opfer Nummer sechs auf. Tut mir Leid, er ist nicht nur eine Nummer, es war Sean McEvoy.«
    Er sah mich an und nickte, ich erwiderte das Nicken.
    »Die Beschreibung in dem Gedicht ... einen Moment.« Hazelton blätterte in seinen Notizen, fand, was er suchte, schob abermals seine Brille hoch und fuhr dann fort: »Okay, hier ist es. >Gelbe Banner, glorreich, golden / wehten flatternd auf dem Dach<, und später heißt es dann >Längs der Mauern, bleich befiedert<. Und noch ein paar Zeilen später haben wir dann >zwei erleuchtete Fenster< bla, bla, bla. Also, dieser Darstellung zufolge haben wir es mit einem einsiedlerisch lebenden weißen Mann zu tun mit blondem Haar, vielleicht mit langem oder lockigem blondem Haar, und einer Brille. Das ist immerhin ein Ausgangspunkt für das Profil über sein Aussehen.«
    Von allen Seiten erscholl Gelächter, und Hazelton schien es persönlich zu nehmen.
    »So steht es in der Sekundärliteratur«, protestierte er. »Ich meine es ernst, und ich finde, es wäre ein Ansatz.«
    »Einen Moment, einen Moment«, sagte eine Stimme aus dem äußeren Kreis. Ein Mann stand auf. Er war älter als die meisten anderen Agenten und machte einen ziemlich abgebrühten Eindruck. »Wovon reden wir hier eigentlich? Flatternde gelbe Banner - was soll der Scheiß? Dieser Poe-Kram ist großartig, er wird dem jungen Mann da drüben vermutlich helfen, die Auflage seiner Zeitung in die Höhe zu treiben, aber mich hat in den letzten vierundzwanzig Stunden nichts davon überzeugt, dass da irgendwo ein Irrer rumlaufen soll, der fünf, sechs erfahrene Cops überwältigt und ihnen den Lauf ihrer eigenen Waffe in den Mund gesteckt hat. Das kann ich einfach nicht nachvollziehen! Wie ist eure Meinung?«
    Es gab eine Menge gemurmelter Zustimmung und Nicken. Ich hörte, wie jemand den Agenten, der zuletzt gesprochen hatte, >Smitty< nannte, und entdeckte ihn auf der Personalliste unter dem Namen Chuck Smith. Er sollte nach Dallas fliegen.
    Brass Doran stand auf, um dazu Stellung zu nehmen. »Wir wissen, dass das der Haken ist«, sagte sie. »Die Vorgehensweise des Täters ist etwas, wozu wir zu diesem Zeitpunkt am wenigsten sagen können. Aber meiner Ansicht nach ist der Poe-Zusammenhang offensichtlich, und Bob ist der gleichen Meinung. Was ist unsere Alternative? Zu sagen, es ist einfach unmöglich, und die Sache fallen zu lassen? Nein, wir müssen uns so verhalten, als könnten weitere Leben auf dem Spiel stehen, weil das durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Ihre Fragen werden hoffentlich im Laufe der weiteren Ermittlungen beantwortet werden. Aber ich stimme mit Ihnen darin überein, dass wir das Problem gründlich diskutieren müssen, und eine gewisse Portion Skepsis ist immer angebracht. Die Frage lautet: Wie hat der Poet diese Männer unter seine Kontrolle gebracht?«
    Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Smitty hatte nichts mehr zu sagen.
    »Brass«, sagte Backus, »lassen Sie uns jetzt zu den anderen Opfern übergehen.«
    »Okay, Leute, nächste Seite.«
    Die Seite, der wir uns nun widmeten, enthielt Informationen über jene Morde, von denen die Detectives, die der Poet umgebracht hatte, besessen gewesen waren. In dem Bericht wurden sie als sekundäre Opfer bezeichnet, obwohl sie jeweils zuerst gestorben waren. Mir fiel auf, dass auch diese Liste nicht auf dem neuesten Stand war. Polly Amherst, die Frau, deren Ermordung John McCafferty geplagt hatte, stand noch nicht darauf.
    LISTE DER SEKUNDÄREN OPFER
    VORLÄUFIG
    1. Gabriel Ortiz, Sarasota, FL
    Schüler
    LM, geb. 1-6-82, gest. 14-2-92
    Schnur-Strangulation, sexueller
    Missbrauch (Kapokfasern)
    2. Robert Smathers, Chicago
    Schüler
    SM, geb. 11-8-81, gest. 15-8-93
    Manuelle Strangulation,
    Verstümmelung ante mortem
    3.   Althea Granadine, Dallas
    Schülerin
    SW, geb. 10-10-84, gest. 4-1-94
    Multiple Stichwunden, Brust,
    Verstümmelung ante mortem
    4.   Manuela Cortez, Albuquerque, NM
    Haushälterin
    LW, geb. 11-4-46, gest. 16-8-94
    Multiple stumpfe

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