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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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ohrfeigte Jack. »Dummkopf!« Der Schlag tat weh und warf den Jungen zu Boden. »Zwei Kisten vom ’29er, habe ich gesagt, nicht vier! Ich weiß gar nicht, warum ich dich überhaupt noch behalte. Du machst ja doch alles falsch.«
    Als Jack aufstehen wollte, trat Castilan ihn. Er fiel wieder um, bekam kaum Luft und starrte fassungslos nach oben, völlig verunsichert und verwirrt.
    Der Paladin sah gelassen zu.
    Castilan strich sich die struppigen Haare wieder aus dem Gesicht, zupfte sein Hemd zurecht und lächelte den Pala din an.
    »Tut mir leid, dass Sie das mit ansehen mussten, Captain de Vienne«, sagte der Wirt und verströmte Charme aus jeder Pore. »Meine Schwester verschwindet nach Magog und lässt ihren dummen Sohn bei mir. Er sollte hier aushelfen, aber er kostet mich ein Vermögen.«
    Der Paladin zog an einer Schnalle, und sein Gesichtsschutz öffnete sich mit einem kaum hörbaren Zischen. Jack sah zu, wie der Helm sich teilte und in den Kragen der Rüstung zurückfaltete. Das bleiche, wunderschöne Gesicht einer jungen Frau kam zum Vorschein. Mit einer raschen Kopfbewegung befreite sie ihren schwarzen Pferdeschwanz.
    »Wir suchen einen Jungen«, sagte sie mit einem schwe ren Akzent, den Jack nicht recht einordnen konnte. War sie Französin?
    »Den hier können Sie gern haben.« Castilan lächelte und rieb die Hände aneinander. »Er steht zum Verkauf. Vergessen Sie, was ich eben gesagt habe – er ist gar nicht so übel, wenn man ihn sich erst mal gefügig gemacht hat.«
    Captain de Vienne sah auf Jack hinab, der immer noch auf dem Boden lag. »Das ist Ihr Bursche?«
    »Meine Neffe, Erasmo. Er ist ein guter Träger.« Castilan sah Jack an. »Erasmo, nun lieg da nicht so blöd herum.«
    Jack stand vorsichtig auf. Soweit er sagen konnte, glaubte die Frau Castilans Lügen.
    Castilan ergriff grob Jacks Unterkiefer und zwang seinen Mund auf. »Er hat gute Zähne, sehen Sie? Er ist vielleicht ein bisschen mager, aber …« Er wandte sich zu Captain de Vienne um. »Machen Sie mir ein Angebot. Ich kläre das schon mit meiner Schwester, wenn sie wieder da ist.«
    Die Frau sah zu Jack. »Wir kaufen nichts.«
    »Ach, kommen Sie, Alda, alles hat seinen Preis«, sagte Castilan mit butterweicher Stimme.
    De Vienne sah ihn böse an. »Sie reden mich gefälligst mit Captain an.«
    »Wie Sie wollen«, erwiderte Castilan kaltblütig. »Wofür brauchen Sie überhaupt einen Jungen?«
    »Unser Herr sucht ihn.«
    »Weswegen?«
    Jacks Herz trommelte in der Brust.
    Die Soldatin starrte Castilan ungerührt an. »Haben Sie hier noch andere Kinder?«
    Castilan seufzte schwer. »Nein, nicht mehr.« Er rieb sich wie zur Beruhigung das schlaffe Kinn und erwiderte Captain de Viennes stählernen Blick. »Wollen Sie den hier nun oder nicht?«
    Sie wandte sich um und musterte Jack. »Nein. Sollten hier irgendwelche Fremde durchkommen, so geben Sie uns Bescheid. Wir suchen einen Jungen von zwölf, vielleicht auch dreizehn Jahren.«
    »Sie können sich auf mich verlassen«, sagte Castilan rasch. Er nickte, nahm zwei Flaschen Rotwein und drückte sie Jack in die Hand. »Na schön, Junge: Bring die Betty und lass sie nicht fallen, sonst schicke ich dich nach Magog. In einzelnen Päckchen.«
    Jack nahm die Flaschen und sah die drei Paladine mit großen Augen an. Wie es aussah, war er erst mal sicher.
    »Nun mach schon!«, brüllte der Wirt. »Die Kundschaft wartet!«
    Jack setzte sich in Bewegung. Captain de Vienne trat beiseite und ließ ihn vorbei, dann drehte sie sich zu Castilan um und sagte: »Wenn wir feststellen, dass wir getäuscht wurden, kommen wir wieder.«
    Castilan nickte und zog eine Weinflasche aus einer verstaubten Kiste. »Hier, mit den Empfehlungen des Hauses. Ist einer unserer besten Tropfen. Ein Besuch der Paladine ist stets ein Vergnügen, eine Ehre sogar.«
    Die Frau sah verächtlich auf die Flasche hinab. »Danke, nein. Wir … trinken nicht.«
    Jack gelangte am Kopf der Treppe an und blieb kurz stehen, die Tür noch einen Spalt offen, um die Paladine zu belauschen. Dann besann er sich eines Besseren, schloss die Tür leise und brachte die Flaschen zum Tresen. Betty sah auf und stellte überrascht fest, dass Jack allein aus dem Keller kam.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    Bevor er antworten konnte, ging die Kellertür wieder auf und die Paladine kamen heraus, nun wieder alle drei behelmt. Die geflüsterten Gespräche der Erstweltler verstummten, und sämtliche Augen verfolgten, wie die Paladine die Kneipe verließen.
    Jack

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