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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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bekam einen schmerzhaften Schlag auf den Hinterkopf und fuhr herum. Hinter ihm stand mit knallrotem Gesicht der Wirt, packte ihn und zog ihn dicht an sich heran. »Ein anständiger Schlag auf den Kopf: Damit lässt sich sehr gut verhindern, dass du zu laut denkst, wenn andere in Hörweite sind. Merk dir das, Junge!«
    Jack nickte rasch.
    »Mein Jackett!«
    Jack zog es aus und hielt es dem Wirt hin.
    Castilan riss es an sich. »Keine Ahnung, was du angestellt hast, aber du hast dafür gesorgt, dass einige sehr mächtige Leute sehr sauer auf dich sind. Das Ganze ist mir eine Nummer zu groß. Es ist das Risiko nicht wert. Ich möchte, dass du gehst und dich hier nie wieder blicken lässt.«
    Betty protestierte: »Er hat immer noch nicht gezahlt!«
    »Trotzdem geht er jetzt«, fauchte Castilan. »Und du sagst deinem Freund Davey, dass er Lokalverbot hat.«
    Er ließ Jacks T-Shirt los und stieß ihn weg. Jack wandte sich zur Tür und wusste nicht, wohin er gehen sollte.
    »Danke«, sagte er zu dem Wirt.
    »Raus. Lauf, bis du nicht mehr kannst. Und sieh bloß nicht nach hinten.«
    Jack nickte und ging zur Tür. Seine Kiefermuskeln spannten sich, als er nach draußen spähte; von den drei Paladinen war nichts zu sehen. Aber die Stadt kam ihm jetzt, wo er wieder auf sich allein gestellt war, viel größer vor, unvertraut und erschreckend. Während er hinaus in das Gewirr der Gas sen lief, bekam er eine Gänsehaut. Er hatte keine Ahnung, wohin oder zu wem er gehen sollte. Er dachte daran, zurück zum Friedhof zu gehen, nach Hause, aber irgendetwas hielt ihn noch hier.
    Ein Stück weiter vorn bog die Gasse scharf nach links ab. Als er der Kurve folgte, zerrten ihn zwei Hände in einen Ladeneingang. Er ging zu Boden und stieß sich die Schulter an der Tür. Über ihm stand eine drahtige Gestalt im Gegenlicht einer Gaslaterne.
    »Wo zum Teufel hast du gesteckt?«, fragte Davey.

6 Verrat und nochmals Verrat
    6
    Verrat und nochmals Verrat
    J ack rieb sich den Schlaf aus den verquollenen Augen. Eigent lich war er gar nicht müde gewesen, doch nachdem Davey darauf bestanden hatte, dass sie sich in einem leer stehenden Lagerhaus ausruhten, war sein Frust rasch tiefem Schlaf gewichen. Nun war es vielleicht sechs Uhr morgens, und die Dämmerung strich bereits knapp über die Themse, deren schmut ziges Wasser sanft am Kai plätscherte.
    Die Brände waren größtenteils unter Kontrolle, aber noch kennzeichneten dunkle Rauchsäulen die Stellen, an denen sich Heime in Särge verwandelt hatten. Der Himmel war grau wie Asche, doch die hellsten Sterne waren noch zu se hen. Jack hatte sich nie sonderlich für Geschichte interessiert; für ihn war das alles zu lange her gewesen, zu langweilig, zu unlebendig. Und trotzdem war er jetzt hier, war er irgendwie zwischen die Seiten eines Geschichtsbuchs gefallen. Sein Herz fing an zu rasen, während er die Rauchsäulen betrachtete. Seine Zähne fühlten sich von der rußigen Luft rau an, und ihm tat die Stelle weh, wo Castilan ihm am Kopf geschlagen hatte, um die Paladine abzulenken. Geschichte war alles andere als langweilig, dachte er.
    Aber auf dem Fluss war einiges los, selbst um diese Uhrzeit. Eine Menge Boote liefen gerade aus und brachen sanfte Zickzackmuster in die spiegelartige Wasseroberfläche.
    Jack war unausgeschlafen; er hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, wie lange hintereinander er wach gewesen war, weil seine biologische Uhr nicht mit der Zeitverschiebung zurechtkam, aber der unwirkliche Anblick der Stadt faszinierte ihn trotzdem. Die Skyline, die völlig anders aussah, als er sie kannte, beseitigte seine letzten Zweifel. Er befand sich in der Vergangenheit, bei seinem Großvater, der noch nicht erwachsen war.
    Davey saß neben ihm und mampfte ein Schinkensandwich, das er sich an einem rund um die Uhr geöffneten Imbiss geholt hatte; er war anscheinend völlig unbeeindruckt von der verrückten Abfolge von Ereignissen, die die beiden Jungen zueinandergeführt hatte.
    »Sicher, dass du nichts abhaben willst?« Er hielt Jack den Rest des Sandwiches hin.
    Jack schüttelte trotzig den Kopf. Auf Daveys Gefälligkeiten wollte er vorläufig lieber verzichten. Auch wenn ihm der Magen knurrte.
    »Wie du meinst.« Davey stopfte sich die letzten Bissen auf einmal in den Mund.
    »Wieso hast du mich in der Kneipe im Stich gelassen?« Jack bemühte sich um einen neutralen Tonfall, aber sein Ärger klang durch.
    Davey lächelte. »Du musst selber deinen Grips anstrengen, wenn du es hier schaffen

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