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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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Schatten.
    »Lassen Sie mich einfach gehen, bitte.«
    »In welchem Jahr bist du zur Welt gekommen, Junge?«
    Jack wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Und noch mehr Lügen.« Castilan lachte müde. »Lauter Lügen in deinem Kopf und fast schon auf deinen Lippen! Ein bisschen Wahrheit auch, aber nicht viel. Danach könnte ich lange suchen in deinen Gedanken, Jack.«
    Es war jetzt das zweite Mal, dass ein Fremder seinen Namen kannte, und immer noch genauso gruselig.
    »Woher wissen Sie, wer ich bin?«
    »Dein Verstand ist für jeden Operator ein offenes Buch, selbst für einen so wenig begabten wie mich. Du musst lernen, deine Gedanken abzuschirmen.«
    »Sie können meine Gedanken lesen?«
    »Genau das tut ein Operator doch! Bist du schwer von Begriff? Ach, meine Fähigkeiten sind bescheiden, muss ich leider sagen, und das Aussprechen kaum wert, aber ein paar deiner Gedanken kann ich aufschnappen.« Castilan schloss die Augen und konzentrierte sich. »Die Gefühle an sich liegen offen zutage. Du hast dich verlaufen. Du bist weit weg von zu Hause. Du stammst nicht aus dieser Zeit. Ein Sprin ger! Sehr schön! Und du wirst gejagt. Von Monstern? Ja! Von Müllmännern, um genau zu sein. Scheußliche Sache. Und da ist noch mehr! Eine Ermahnung? Du sollst etwas schützen …« Castilan öffnete die Augen wieder. »Die Rose? Vor Rouland?«
    Der Drang zu fliehen wurde überwältigend. Jacks Blick heftete sich auf die Treppe und die kleine Tür oben.
    »Ist nicht abgeschlossen, du bist kein Gefangener.« Castilan lächelte.
    Jack zögerte, dann ging er rasch zu den Stufen.
    »Du kannst natürlich hier hinausspazieren mit deinen lauten Gedanken, die jeder Operator gleich mitkriegt«, fuhr Castilan fort, »aber ich könnte dir helfen, Jack. Dir beibringen, wie du deinen Verstand abschirmst. Dich vor Rouland beschützen. Glaub mir, wenn Rouland hinter dir her ist, dann brauchst du Schutz.«
    Jack ging langsam zurück zum Tisch. Bei seiner Annäherung flackerte die Lampe und ließ harte Schatten über die Kellerdecke tanzen.
    »Was … was wollen Sie?«
    »Ich? Ich bin bloß ein bescheidener Gastwirt, ein kleiner Geschäftsmann. Ich habe vielleicht ein bisschen Einfluss, einige kleinere Begabungen, aber das ist alles. Vielleicht können wir ein Geschäft abschließen. Ich berate und unterweise dich, und im Gegenzug arbeitest du für mich.«
    »Und was soll ich machen?«
    »Ach, nichts allzu Gefährliches, ich bin kein Zimmermann. Ich werde dich gut behandeln. Wir könnten zusammen …« Castilan erstarrte. Sein Lächeln verschwand, und er sah alarmiert nach oben. »Wir kriegen Besuch«, flüsterte er.
    Jack hatte nichts gehört. Dann, nach einem Moment, waren oben schwere Schritte zu hören, die sich durch die Kneipe bewegten. Die Kellerdecke bebte leicht, und aus einem Spalt zwischen den langen Holzbalken rieselte Staub.
    »Sie suchen nach einem Jungen.«
    »Nach mir?« Jack überlief es eiskalt.
    »Kann ich nicht sagen. Vielleicht.«
    Oben wurden Stimmen laut. Glas klirrte und ließ Jack zusammenzucken.
    »Was soll ich machen?« Jack sah Castilan flehend an.
    Im Gesicht des Wirts stand dieselbe Verwirrung und Angst, die Jack empfand. »Der Keller hat nur diesen einen Zugang. Wir sitzen hier fest.« Castilan wandte den Kopf und schien aufmerksam zu lauschen. »Sie sind zu dritt. Sie kommen hier runter.« Er zog rasch sein verschlissenes Jackett aus und warf es Jack zu. »Zieh das an, schnell.«
    Als Jack in die zu große Anzugjacke schlüpfte, ging die Tür am Kopf der Treppe auf, und drei große, schlanke Gestalten kamen die wackeligen Stufen herab. Er konnte kaum atmen, während er versuchte, aus diesen unheimlichen Wesen schlau zu werden. Sie waren alle drei in eng anliegende mittelalterliche Rüstungen aus Metall und Leder gekleidet. Über der Rüstung trugen sie jeder einen fließenden dunklen Umhang von der Farbe getrockneten Blutes. An ihren Gürteln hingen lange Schwerter, die beim Abstieg klirrend gegen die Mauer stießen und winzige Funken in die Dunkelheit stieben ließen. Alle drei trugen wunderschöne Helme aus Metall, in deren Gesichtsschutz ein Kreuz geprägt war. Die alte Ober fläche war so glatt wie schwarzes Eis. Jack glaubte, gleich unter der Oberfläche Schriftzeichen zu sehen, die in das Metall eingebettet waren, aber als die Gestalten näher kamen, war nichts mehr davon zu sehen.
    »Paladine«, hauchte Castilan und brachte das Wort kaum über die Lippen. Dann stand er ohne Vorwarnung auf, holte aus und

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