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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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widerwillig.
    Castilans Stolz fiel in sich zusammen. »Was ein Schwarzwicht ist? Du weißt ja wirklich gar nichts! Ich denke, du bist ein Erstweltler?«
    »Bin ich ja auch.« Es klang entrüstet, obwohl Jack das gar nicht wollte.
    »Den Schwarzwichten«, belehrte ihn Castilan, »steht der kleinste Raum in jedem Haus dieses Reiches zu.« Er zeigte zu einer kleinen Tür unter der Treppe. »Bei uns dieser hier.«
    Jack sah zu der Tür, und ihm fiel ein, dass sie in ihrer alten Wohnung auch so eine kleine Kammer unter der Treppe gehabt hatten.
    »Manchmal ist es eine Besenkammer«, fuhr Castilan fort, »manchmal auch das Klo, jedenfalls immer der kleinste Raum. Hast du je in der Nacht Geräusche gehört? Kratzen oder vielleicht ein Husten, ein Flüstern? Ist dir je in der Kammer etwas verloren gegangen? Oder hast du je irgendwas im Dunk len gesehen, das dich angestarrt hat?« Castilan gestikulierte dramatisch. »Das war der Schwarzwicht.«
    Bei der Vorstellung, einem solchen Wesen zu begegnen, überlief es Jack eiskalt.
    »Er kann überallhin reisen«, erklärte Castilan, »in jedes Haus, durch diese kleinen Räume. Sie sind alle über das Reich des Vergessens miteinander verbunden. Manchmal nimmt er auch jemanden mit, gegen Bezahlung, versteht sich.«
    »Und was hilft uns das?«
    »Der Einzige, der weiß, wie man zu einem Illuminator kommt, ist ein Schwarzwicht.«
    »Und wieso helfen Sie mir?«, wollte Jack wissen.
    Castilan starrte ihn genervt an. »Wenn das erledigt ist, könnte mir ein Springer von stromaufwärts vielleicht den einen oder anderen Gefallen tun. Wir verstehen uns?«
    »Nein.«
    »Ich helfe dir, du hilfst mir. So läuft es nun mal in der Welt, Junge.« Castilan lachte finster. »Schauen wir einfach, was die Zukunft bringt, hm?«
    »Können Sie in die Zukunft sehen?« Jack schluckte schwer.
    »Manchmal.« Castilan beugte sich zu ihm. »Weißt du, was ich jetzt gerade sehen kann?«
    Jack schüttelte den Kopf. Ihm lief kalter Schweiß den Nacken hinab.
    »Ich kann sehen, dass da etwas auf mich zukommt …«, flüsterte der Wirt. »Ein Riesenberg Fressalien.« Er lehnte sich wieder zurück und brüllte zu Betty hinüber: »Was muss man eigentlich anstellen, um hier mal Frühstück zu bekommen, Weib?!«
    Betty drehte sich zu ihm um, und hinter ihrer verächtlichen Fassade brodelte es. »Legst du noch Wert auf Zähne zum Kauen?«
    »Betty, meine Liebe«, säuselte Castilan, »ein Happen zum Frühstück wäre jetzt schön.« Er rieb sich erwartungsvoll die fleischigen Hände und genoss das Geplänkel sichtlich.
    Betty schaufelte ein Ei und zwei Würstchen auf einen Teller, trug ihn zum Tisch und knallte ihn Castilan unter die krumme Nase. Als sie wieder gehen wollte, packte der Wirt sie bei der Schürze, zog sie an sich und erdrückte sie fast in einer leidenschaftlichen Umarmung. Jack wurde rot. Wo war Davey, wenn man ihn brauchte?
    »Vielen Dank, Schatz.« Castilan ließ Betty los und griff zu seiner Gabel. Betty lächelte und kehrte angespornt durch einen herzhaften Schlag auf den Hintern in die Küche zurück.
    Die alte Decke knarrte und ächzte. Jack sah hoch und entdeckte Davey am Kopf der Treppe, verschlafen und zerzaust.
    »Hier kommt der mächtige Krieger«, lästerte Castilan. »Bereit für die Schlacht?«
    Davey grunzte, setzte sich an den Tisch und inspizierte mit müden Augen ihr Frühstück. Betty brachte ihm ebenfalls einen gut gefüllten Teller.
    Die Tür zum Schankraum öffnete sich, und kühle Morgen luft strich über Jacks Beine. Die majestätische Gestalt von Eloise füllte den Türrahmen. Sie hatte ihre uralte Rüstung abgelegt und trug nun ein langes dunkles Kleid, das durch einen schweren Gürtel zusammengerafft wurde, an dem ihr mächtiges Schwert hing. Ihre schwarzen Haare waren seidig und sauber und zu einem lockeren Pferdeschwanz gebun den, was sie weniger furchteinflößend aussehen ließ und zum ersten Mal ihr schönes, bleiches Gesicht zum Vorschein brachte. Sie hatte sich einen Kapuzenumhang umgeworfen und trug einen Stock über der Schulter, an dem vier leblose Füchse baumelten. Sie gab die Füchse Betty, die sie ungerührt in Empfang nahm.
    Jack starrte sie in stiller Ehrfurcht an. Sie sah jetzt lebendiger aus, dynamisch und voller Energie, bereit, es mit der Welt aufzunehmen.
    Castilan wurde rot vor Bestürzung. »Wo sind Sie gewesen?«, verlangte er zu wissen.
    »Ich bin seit langer Zeit nicht mehr auf der Jagd gewesen«, sagte Eloise und zeigte ein Lächeln. »Es tut gut,

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