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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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habe nichts zu bereuen. Mein Herz ist so rein, wie es nur sein kann. Schau lieber, wie es in dir aussieht.«
    »Dieses gotteslästerliche Buch ist die Ursache deiner Verstimmung.« Timothy stand mühsam wieder auf und zeigte mit einem zitternden Finger auf seine Frau. »Es hat dein Denken verdorben.«
    Jane zog das Buch aus der Tasche ihres Kleids. »Du begreifst Hafgans Vermächtnis nicht – es übersteigt deinen Verstand.« Jane lachte. »Geh schlafen, Timothy, und wenn du wieder aufwachst, wird all dies vergessen sein.«
    Davey brachte seinen Mund dicht an Jacks Ohr heran. »Komm, wir hauen ab.«
    »Aber was ist mit dem Buch?«, fragte Jack. Er wusste jetzt genau, dass Rouland es nicht kriegen durfte.
    Mit perfektem Timing zog Davey die Tür weit auf und platzte in derselben Bewegung aus dem Lesezimmer, direkt in Jane hinein. Der Angriff traf sie unvorbereitet, sie krachte mit einem harten Schlag auf den Marmorboden, und ihre kalten Augen verdrehten sich, bis das Weiße zu sehen war. Timothy sah schockiert zu, wie Jack zur Vordertür schoss – Davey hatte sie bereits aufgerissen und sprang die Stufen hinunter in die Nacht davon.
    Jack sprintete auf die leere Straße hinaus und bebte vor Angst. Irgendwo in der Ferne läutete eine Kirche. Als der zwölf te Schlag ertönt e – Mitternacht! –, hörte er Timothy McBride laut rufen; er rannte hinter ihnen her. Die Jungen überquerten die Straße und konnten gerade noch einem Pferdewagen aus weichen. Das Pferd bäumte sich erschrocken auf und ging durch. Timothy kam vor Jacks und Daveys Augen um die Ecke geschlittert, verlor auf der vereisten Straße das Gleichgewicht und stürzte dem Zugpferd genau unter die stampfenden Hufe.
    Jack hörte die Schreie. Er konnte nicht nach hinten sehen, sondern rannte immer weiter, und ihm strömten Tränen die Wangen hinab.
    Mehrere Straßen weiter blieben sie stehen. Jack stützte sich an einer Wand ab, während Davey nervös auf und ab lief und an seinen Nägeln knabberte. Eine Pfeife gellte, und Rufe waren zu hören.
    »Wir waren das, Davey«, sagte Jack schließlich. »Wir haben seinen Tod verursacht.«
    »Wir haben ihn nicht getötet«, sagte Davey.
    »Ich weiß, aber wir sind die Ursache, dass es passiert ist. Wären wir nicht hierher zurückgereist, würde er noch leben.«
    »Wir sind durch seinen Tränentunnel hierhergekommen; das hätten wir nicht tun können, wenn er nicht schon an diesem Tag gestorben wäre.« Davey schüttelte den Kopf. »Es ist dumm, uns Selbstvorwürfe zu machen. Wenn du irgendjemandem einen Vorwurf machen willst, dann nimm Rouland – der hat uns das alles schließlich eingebrockt.«
    Jack überlief ein Zittern. Die Nacht war bitterkalt. »Aber es war alles umsonst.« Die eisige Luft und das Adrenalin sorgten dafür, dass ihm die Zähne klapperten. »Wir haben noch nicht mal das Buch.«
    Davey gestattete sich den Hauch eines Lächelns und steckte eine Hand in die Tasche. Er zog einen kleinen Gegenstand hervor und drückte ihn Jack in die Hand, der ungläubig darauf hinunterschaute. Er hielt Über das Wesen der Verborgenen Reiche in seinen tauben Händen.
    »Wie hast du das denn geschafft?«
    »Ich hab’s mir geschnappt, als ich sie umgeworfen habe. Ich bin ganz geschickt darin, mir was zu organisieren.«
    Jack lächelte bewundernd, dann steckte er das Büchlein tief in die Hosentasche.
    »Gehen wir heim«, sagte Davey.
    Sie hielten sich an die Schatten und wichen den spätabend lichen Nachzüglern aus, die die dunklen Straßen bevölkerten.
    »Die arme Seele hatte keine Chance«, sagte eine mollige Frau zu ihrer Freundin.
    »Der Kutscher soll sternhagelvoll sein, hat jemand ge meint«, erwiderte die andere.
    »Dafür wird er hängen.«
    »Ist aber wohl gar nicht seine Schuld. Zwei Gassenjungen in seltsamer Kleidung sollen ihn dazu gebracht haben.«
    Jack duckte sich hinter eine Mauer, und ihm wurde ganz anders.
    Tief ins Gespräch vertieft gingen die Frauen vorbei.
    »Wir sollten hier weg«, flüsterte er Davey zu, »bevor es zu spät ist.«
    Sie brauchten fast eine Stunde, um zu der kleinen Kirche zurückzukehren, und bis dahin klapperten Jack unkontrollierbar die Zähne. Seine Zehen taten weh vor Kälte, und die eisige Luft drang durch sein Hemd und verursachte ein Stechen in seiner Brust.
    »Das ist es«, sagte Davey und deutete auf einen schneebedeckten Erdhügel.
    »Jetzt im Schnee sieht alles total anders aus. Bist du sicher?«
    »Absolut.«
    »Was soll ich machen?«
    »Wie meinst du

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