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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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Das hier ging schief. Jede Faser in seinem Leib schrie ihn an, dass er fliehen musste, doch seine Beine schienen anderer Meinung zu sein. Er sah zum Kamin. Das Feuer brannte jetzt stärker, mit einem leichten Grünstich, und die Glutflocken stiegen immer höher empor.
    »Gewöhnliche Diebe«, fuhr Jane fort. »Wieso solltet ihr etwas anderes sein? Und dennoch, ihr tragt ungewöhnliche Kleidung, und euer Benehmen entspricht nicht ganz dem, was man erwarten sollte. Folglich eröffnet sich noch eine weitere Möglichkeit: Ihr kommt aus der Zukunft.« Sie stellte die Teekanne ab und wartete geduldig darauf, dass Jack etwas sagte. Als keine Antwort kam, lächelte sie und nahm ein großes Messer vom Servierwagen. Jack konnte gar nicht anders, als zu bemerken, wie die scharfe Klinge im Feuerschein glänzte. »Torte?«, fragte Jane.
    Keiner der Jungen gab eine Antwort, und sie legte das Messer wieder hin.
    » Jawohl«, sagte sie, »ihr seid wegen etwas Wertvollem hier.«
    »Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen«, log Davey und stellte seine leere Teetasse ab. Seine Stimme klang schwerfällig, undeutlich.
    »Tatsächlich?« Janes Lächeln verschwand. »Wie überaus interessant.« Sie hielt ein dünnes Buch hoch, das sie aus einer verborgenen Tasche an ihrem Oberteil gezogen hatte. Sie drehte es liebevoll in den Händen um, und sein uralter Leder einband fing das Licht.
    »Ihr seid wegen eines Buches gekommen«, sagte sie zor nig. »Wegen dieses Buches.« Sie hielt Jack die goldenen Worte auf dem Einband unter die Augen: Über das Wesen der Verborgenen Reiche.
    Jack jubelte im Stillen, als er den Grund ihres Kommens so greifbar nahe vor sich sah. Er bezwang den Drang, die Hände danach auszustrecken.
    Jane steckte das Buch wieder ein. »Vielleicht kann mein Herr und Meister die Wahrheit ans Licht bringen.«
    »Sie brau’n Mr. McBride deshalb nich’ zu stören«, lallte Davey.
    Jack bekam einen Schreck: Irgendetwas stimmte mit Davey nicht. Es wurde definitiv Zeit zu gehen. Er wollte aufstehen, aber seine Beine fühlten sich an, als müsste er sie durch Teer ziehen.
    »Das is’ ’n Missverständnis, mehr nich’. Komm, Jack.« Davey stemmte sich hoch, aber seine Beine gaben nach, und er plumpste wieder zurück auf den Stuhl. Sein fahles Gesicht reflektierte den gespenstischen grünen Schein des Kamin feuers.
    »Ich rede nicht von meinem nutzlosen Ehemann oder sonst einem Zweitweltler«, erklärte Jane. »Er hat keine Vorstellung vom tatsächlichen Aufbau der Welt. Ich habe nur einen wahren Herrn und Meister – ihn, der uns alle ins Heil führen wird.«
    Jacks Nackenhaare richteten sich auf. Er wusste, welchen Namen sie gleich nennen würde, und das bereitete ihm grässliche Angst.
    »Magister Rouland wird sich mit Freuden um zwei entlaufene Springer kümmern, die auf Diebeszug sind.«
    Sie saßen in der Falle! Aber Jacks Sinne waren eingetrübt. Er versuchte erneut aufzustehen, doch es misslang ihm ebenso wie Davey. Ihm waren die Arme und Beine schwer. Er ließ sich in den Stuhl sinken, dessen Armlehnen ihn hielten, während um ihn herum alles schwarz wurde.
    Mitten in der Nacht erwachte Jack von einer Ohrfeige. Er befand sich immer noch im Lesezimmer, aber Mrs. McBride war verschwunden, und vom Feuer war nur noch schwelende Glut übrig. Über ihm stand Davey.
    »Pst.« Davey schlich hinüber zur angelehnten Tür. »Diese Hexe hat uns betäubt.«
    »Der Tee?«
    »Kann sein. Sie hätte es auf alle möglichen Weisen tun können. Ich hab gelauscht. Sie ist in der Halle und redet mit irgendjemandem.«
    Jack ging zu ihm und lugte durch den Türspalt in die von Kerzen erleuchtete Eingangshalle. Er konnte Jane McBride sehen und hören, wie sie mit ihrem Mann stritt.
    »Das geht dich nichts an«, sagte sie scharf. »Wenn diese Nacht vorbei ist, wird Rouland über alles herrschen und ich werde an seiner Seite sein. Und du« – sie musterte ihren Ehemann mit offener Verachtung –, »du sollst vergessen sein. Ich verfüttere dich an die Müllmänner.«
    »Jane, bitte. Ich begreife nicht, was das alles bedeutet. Du bist krank, fürchte ich. Du bist in den letzten Monaten nicht mehr du selbst gewesen. Ich habe dich in deiner Begeisterung unterstützt und doch hast du dich gegen mich gestellt, vielleicht sogar gegen Gott. Noch ist es für Reue nicht zu spät.« Timothy trat näher an seine Frau heran, aber sie stieß ihn mit schonungsloser Wucht zurück, und er schlug rückwärts auf die kalten Fliesen.
    »Reue?«, höhnte sie. »Ich

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