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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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Tränentunnel
    J ack betrat erschöpft Montgomery Falconers Lesezimmer. Monty saß in seinem Sessel, während Eloise resolut an der Tür stand, die Hand am Schwertgriff. Seit ihrer Reise ins Jahr 1813 war einige Zeit vergangen, doch Eloise schien sich keinen Zentimeter bewegt zu haben. Draußen war die Sonne aufgegangen, und die Welt war erwacht, doch in diesem Raum schien die Zeit stillzustehen.
    »Schon wieder zurück?« Monty sah Jack über den Rand seiner Lesebrille hinweg an. Dann, als er Jacks schmutziges Hemd, seine nassen Füße und seine niedergeschlagene Miene bemerkte, breitete sich ein Stirnrunzeln auf seinem alten Gesicht aus.
    »Wie lange bin ich fort gewesen?«, fragte Jack atemlos.
    Monty schnaubte, zog seine Taschenuhr hervor und kniff die Augen zusammen. »Zehn Stunden ungefähr.«
    »Was ist passiert?«, fragte Eloise.
    Jack setzte sich ans Feuer und rieb seine kalten Füße mit den tauben Händen. »Wir waren dort.«
    »Wir?«, fragte Monty.
    »Davey und ich, wir sind beide ins Jahr 1813 gereist.«
    »Unmöglich!«, fauchte Monty.
    Jack ging nicht darauf ein. »Wir sind hierher in dieses Haus gekommen und haben Jane und Timothy McBride getroffen. Er hat immer noch gelebt, weil wir einen Tag weiter zurück rausgekommen sind, und …«
    »Du hast das Buch?« Monty riss die Augen auf und beugte sich gespannt vor.
    »Jane hat für Rouland gearbeitet; sie wollte uns ihm ausliefern. Wir konnten fliehen, aber wir wurden verfolgt und haben mit angesehen, wie Timothy stirbt …« Jack verstummte. Er betrachtete die Flammen im Kamin, wie sie tanzten und flackerten.
    »Aber du hast das Buch?« Monty saß ganz vorn auf der Sesselkante. Die Einzelheiten von Jacks Geschichte waren ihm anscheinend egal.
    Jack tastete nach seiner Hosentasche; er konnte das Buch darin spüren. »Davey hat das Buch«, log er und hoffte, dass der alte Mann nichts merkte. Er hatte plötzlich das Bedürf nis, dieses geheimnisvolle Buch zu beschützen. Er musste dar auf aufpassen, wenigstens so lange, bis Davey wieder in Sicherheit war. Er musste auf Distanz bleiben, damit Monty ihn nicht berühren und so vom Versteck des Buches erfahren konnte.
    Der alte Herr ließ sich zurück in seinen Sessel sinken.
    »Und wo ist Davey?«, fragte Eloise.
    »Er muss noch im Jahr 1813 sein. Er ist nicht mit mir zurückgekommen. Wir wurden verfolgt, und ich dachte, er hätte es auch mit in den Tränentunnel geschafft, aber als ich die Augen wieder aufgemacht habe, war ich weg.«
    »Ich erinnere mich an eine solche Geschichte«, sagte Monty schließlich. »Vor vielen Jahren hat Rouland mir von zwei Springern erzählt, die nach London gekommen sind und ihm etwas sehr Wertvolles gestohlen haben.«
    Eloise nickte grimmig. »Das Buch ist wichtig für Rouland.«
    Jack hätte gern nachgefragt, um zu erfahren, was Rouland damit wollte, doch er zögerte, weil er vor Monty nicht weiter darüber reden wollte.
    »Das Buch ist lebenswichtig für Rouland.« Montys Blick durchbohrte Jack. »Ich weiß das, weil Rouland mich bei meh reren Gelegenheiten engagiert hat, es wieder aufzuspüren.« Der alte Herr ließ seinen Blick aus dem Fenster schweifen. »Ich habe jedes Mal versagt. Das Buch war in der Zeit verschwunden.«
    »Sie haben uns gar nicht gesagt, dass Jane McBride zu Roulands Leuten gehört hat!«, sagte Jack. »Die hätten uns beinahe erwischt.«
    »Rouland hat seine Leute überall, das weißt du längst. Aber Jane ist ein interessanter Fall. Nur wenige Zweitweltler haben die Geheimnisse der Ersten Welt erfahren und sind ein wichtiger Teil davon geworden, aber Jane hat das geschafft.«
    »Was ist aus den Springern geworden, von denen Rouland Ihnen erzählt hat?«
    »Nun, da bin ich mir nicht ganz sicher.« Monty überlegte. »Wenn ich mich recht entsinne, dann hat Rouland gesagt, dass die beiden Jungen – also wohl dein Freund und du – verfolgt wurden, ihnen aber die Flucht gelungen ist, bevor man an sie herankam.«
    »Das bedeutet, dass Davey noch lebt!«, sagte Jack er leichtert.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Eloise.
    »Wenn Rouland die Jungen nicht erwischt hat, dann muss Davey auch davongekommen sein.«
    Monty seufzte. »Das ist nicht die einzige Alternative, fürchte ich. Du bist noch nicht lange Springer, nicht wahr, Jack?«
    »Nein.«
    »Also kennst du die Konsequenzen noch nicht. Manchmal muss man einen hohen Preis dafür bezahlen, dass man die Tränentunnel entlangreisen kann.«
    »Was denn für einen Preis?«
    »Ich fürchte, nicht

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