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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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die Schulter, und als wäre ein Bann gebrochen worden, ließ sein Freund von dem Vikar ab. Warnock rollte sich hustend und keuchend auf die Seite.
    Jack sah, wie Daveys Wut und Schmerz sich legten, und fragte: »Wer ist das?«
    »Das«, sagte Davey verächtlich, »ist Warnock. Er hat mich wie ein Tier an einen Schiffskapitän verkauft. Hat mich in den sicheren Tod geschickt, nur für ein bisschen Kleingeld.«
    »Das stimmt«, sagte Warnock leise. »Ich habe dich verraten und verkauft. Ich bin immer davon ausgegangen, dass du innerhalb weniger Wochen gestorben bist. Ich bin heilfroh, dass du noch lebst, Davey.«
    »Und du streitest es nicht mal ab?«, rief Davey. Jack hatte ihn noch nie so verwirrt erlebt, so total verloren. Ihm fielen die geteilten Erinnerungen wieder ein, als sie zusammen im Tränentunnel gewesen waren, und er glaubte den tiefen Schmerz seines Großvaters zu verstehen. Davey, der niemandem leichtfertig sein Vertrauen schenkte, hatte diesem Mann vertraut, und der hatte ihn betrogen.
    »Ich war am Ende«, sagte Davey zu Jack. »Dann bin ich ihm begegnet.«
    »Ja, ich erinnere mich noch gut daran.« Warnock stand auf. »Ich fand einen hungrigen Jungen, allein auf der Straße. Ich hab dich aufgenommen, dir zu essen gegeben, dein Ver trauen erworben. Dann, als du wieder bei Kräften warst, habe ich dich verkauft. Seitdem hat mich dein Gesicht jede Nacht im Schlaf verfolgt.«
    »Ich hätte sterben können!«
    »Ich weiß. Und ich bin in gewisser Weise in jener Nacht gestorben, meine schlechte Seite.« Warnocks rote Augen füll ten sich mit Tränen. »Seitdem habe ich um Vergebung gebetet. Meine Gebete haben mich hierhergeführt.« Er deutete auf sein Gewand.
    »Von mir kannst du keine Vergebung erwarten!«
    Das schwere Beben einer Explosion in der Ferne und das Heulen von Luftalarmsirenen erfüllten ihre Ohren.
    »Deutsche.« Warnock schauderte. »Anscheinend ist heute mehr als nur ein Dämon unterwegs. Wenigstens der Müllmann dürfte bald wieder weg sein. Wir müssen Schutz vor dem Luftangriff suchen. Bitte hier entlang.«
    Davey zögerte und sah zur Tür.
    Jack nahm ihn beim Arm. »Komm. Wir können nicht nach draußen.«
    »Ich traue ihm nicht, Jack. Ich darf ihm nicht trauen.«
    Warnock zeigte in die Kirche zu einer unauffälligen Tür hinter dem Altar. Er ging dorthin und hielt sie für Davey und Jack auf. Die Tür führte zu einer steilen Treppe, die sie hinunter in die Krypta brachte. Der Raum war niedrig und voller alter Stühle, die an der einen Wand ordentlich aufgestapelt standen.
    »Ich glaube, es ist kein Zufall, dass du mich heute Abend gefunden hast, Davey«, sagte Warnock. »Anscheinend hat die Erste Welt mich hier eingeholt. Ihr wart nicht die einzigen Seelen, die heute Zuflucht gesucht haben.«
    Mitten auf dem Boden lag ein langer, mit einer Decke verhüllter Umriss. Als Warnock sich näherte, neigte er ehrfürchtig den Kopf, und seine Lippen bewegten sich in einem stillen Gebet.
    »Eine Paladinin kam vor Kurzem hierher. Sie war schwerverletzt. Nun ist sie bei Gott und der Fluch von ihr genommen.«
    »Nein!« Eine düstere Vorahnung zerfraß Jack, als er neben dem verschleierten Kopf niederkniete.
    »Ihr kennt sie?«
    »Du betest besser, dass nicht«, antwortete Davey.
    Jack zog die Decke weg, und das übel zugerichtete Gesicht von Eloise kam zum Vorschein. Ihre Brust zeugte von der Attacke eines Wahnsinnigen, eine große offene Wunde legte ein regloses Herz frei, das in ihren gebrochenen Rippen lag. Ihm drehte sich der Magen um, und er taumelte rückwärts, suchte Halt an der kalten Wand.
    »Das Schwert!«, rief Davey. »Wo ist ihr Schwert?«
    »Was?«, fragte Jack benommen.
    »Ihr Schwert, es kann sie heilen! Wir müssen es finden.«
    »Sie war kaum noch am Leben, als sie hier hereinkam«, stotterte Warnock. »Sie hatte kein Schwert bei sich.«
    »Es kann nicht weit weg sein. Sucht es!«
    Jack, der daran dachte, was geschehen war, als Eloise in der Kreuzkammer wieder mit einem Schwert vereint worden war, folgte Davey zurück nach oben in die Kirche und begann den Raum hektisch nach Eloises Waffe abzusuchen. Er entdeckte eine weiße Blutspur auf dem Steinboden und folgte ihr durch die Kirche, bis er in den Schatten etwas schimmern sah.
    »Hier!«, rief er, hob die schwere Klinge mit beiden Händen an und zog sie die Treppe hinunter in die Krypta.
    »Gib es ihr, schnell!«, drängte Davey.
    Jack ging auf die Knie und legte den Griff der Waffe sanft in Eloises kalte Hand. Fast sofort

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