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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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hatte ich längst vergessen.« Monty lächelte wieder, ein trotziger Tonfall machte sich in seiner Stimme bemerkbar. »Sie hätte sich geschämt, weißt du. Seit ihrem Tod bin ich ein Feigling gewesen, aber nicht heute Abend, nicht am Ende. Und letztlich zählt immer nur das Ende.«
    »Monty«, sagte Jack. »Die Rose. Was ist mit der Rose? Wissen Sie, wo wir sie finden können?«
    Monty leckte sich die trockenen Lippen. »Das hat er mich auch gefragt, mit demselben inneren Feuer. Du bist die Antwort auf seine Frage.« Er hustete und begann zu zittern. »Die Rose gibt es wirklich. Frag deine Mutter.«
    Jack riss seine Hand zurück. »Was hat das hier mit meiner Mutter zu tun?«
    Monty brachte ein schiefes Grinsen zustande, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. » Hängt alles zusam men, Jack Morrow, hängt alles zusammen.« Mitten auf seiner Brust breitete sich ein schwarzer Fleck aus, sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen, und seine Arme und Beine zuck ten. Jack wich entsetzt zurück; er hatte einen solchen Tod schon einmal gesehen.
    »Davey, komm da weg.«
    Einen Moment lang herrschte sengende Hitze, als Montys Brust zu Asche und Staub zerfiel. Die Verwandlung breitete sich aus, verschlang seinen gebrechlichen Körper binnen Sekunden.
    »Das war Rouland«, flüsterte Davey zornig.
    Ein feierliches Schweigen kam über die beiden Jungen, wäh rend sie den Aschehaufen auf dem Boden anstarrten. Die sterblichen Überreste begannen im Durchzug zu kreisen, stie gen überraschend in die Luft empor und formten ein Band aus Staub, das sich drehte und weiter anwuchs. Die Farbe wich aus Jacks Gesicht.
    »Müllmänner!«
    Jack und Davey sprangen zur Tür und liefen auf die Straße. Hinter ihnen erklang der gruselige Klageruf eines Müllmanns. Davey rannte los, die Straße hinunter.
    »Wohin jetzt?«, rief Jack.
    »Zur Kirche.«
    Hinter ihnen kroch der Müllmann aus der Tür. Als er den Rahmen berührte, lief das Holz schwarz an, verwitterte und wurde zu brüchiger Holzkohle. Halb sprang, halb flog das Wesen die Straße entlang und jagte hinter den Jungen her.
    Davey rannte den Weg zur Kirche hinauf, warf sich mit vollem Schwung gegen die Tür und prallte davon ab wie eine Puppe. Jack holte ihn ein und half ihm vom kalten Boden auf. Hinter ihnen brüllte der Müllmann wieder, durchschritt den Eingang zum Friedhof und sprang den schmalen Weg zu ihnen herauf.
    Jack lehnte sich gegen die alte Holztür; sein Herz trommelte wild.
    Neben ihm hämmerte Davey verzweifelt an die Tür. »Aufmachen! Schnell! Aufmachen!«
    Der Müllmann ragte triumphierend über ihnen auf. Er hob einen Arm. Jack kniff die Augen zu und rechnete mit dem Schlimmsten. Dann fiel er plötzlich rückwärts um. Er landete auf dem harten Kirchenboden, purzelte in Davey hinein. Als er hochsah, rammte ein blasser junger Mann dem Müllmann die Tür ins Gesicht.

21 Eine Nachricht aus der Vergangenheit
    21
    Eine Nachricht aus der
    Vergangenheit
    I n der dunklen Zuflucht der Kirche herrschte ein unheim licher Friede. Draußen setzte sich das reumütige Heulen des Müllmanns fort.
    »Er kann hier nicht eindringen.« Der Mann lächelte. »Nicht einmal ein Müllmann kann dieses Gesetz brechen.«
    Jack wandte sich von der Tür ab und sah den jungen Vikar an, der sie gerettet hatte. Das dunkle Gewand seines Amtes kontrastierte mit seinen albinoweißen Haaren. Die schlichte Aufmachung ließ ihn älter wirken, als er war, und in seinen roten Augen stand mehr Weisheit, als sein jugendliches Aussehen vermuten ließ.
    »Wer sind Sie?«, fragte Jack.
    Bevor der Vikar antworten konnte, mischte Davey sich ein. Seine Stimme klang angespannt. »Ich kenne dich: Warnock!«
    Verärgerung huschte über das Gesicht des Mannes, rasch gefolgt von einer Erkenntnis. »Davey? Bist du das?«
    Im nächsten Moment stieß Davey den Vikar zu Boden und klemmte seinen Hals mit dem Knie ein. »Wetten, dass du gedacht hast, du siehst mich nie wieder?«
    »Davey!« rief Jack. »Was machst du denn?«
    »Eine offene Rechnung begleichen!«
    »Bitte«, keuchte Warnock. »Ich … war damals ein anderer Mensch. Ich war noch ein Junge.«
    »Du hast mich verhökert«, fauchte Davey und gab mehr Gewicht auf Warnocks Kehle.
    »Hör auf damit, Davey!«, rief Jack.
    Daveys Gesicht war knallrot vor Wut. »Sag mir einen guten Grund, warum ich dich jetzt nicht einfach kaltmachen sollte.«
    »Weil«, flüsterte Warnock zwischen mühsamen Atem zügen, »du kein Mörder bist.«
    Jack legte Davey eine Hand auf

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