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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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fünfzehn.«
    Er schüttelte den Kopf. Hatte gemischte Gefühle. Wir rasten in der Dunkelheit über den Fahrstreifen. Der große, alte Bentley bewegte sich knapp über dem gesetzlichen Tempolimit vorwärts.
    »Wie stehen die Dinge in Margrave?« fragte er endlich.
    Das war die entscheidende Frage. Er stellte sie zaghaft, als hätte er Angst davor. Ich hatte Angst, sie zu beantworten. Ich ging ein bißchen vom Gas und fuhr langsamer. Nur für den Fall, daß er sich so aufregte, daß er mir in den Arm fiel. Ich wollte nicht den Wagen zu Schrott fahren. Dafür war keine Zeit.
    »Wir stecken tief in der Scheiße. Und uns bleiben nur etwa sieben Stunden, um das in Ordnung zu bringen.«
    Ich sparte mir das Schlimmste bis zum Schluß auf. Erzählte ihm, daß Charlie und die Kinder am Montag mit einem Agenten vom FBI weggefahren waren. Wegen der Gefahr. Und dann sagte ich ihm, daß der FBI-Agent Picard war.
    Im Wagen herrschte Stille. Ich fuhr drei, vier Meilen in dieser Stille. Es war mehr als nur Stille. Es war ein erdrückendes Vakuum der Geräuschlosigkeit. Als wäre die Atmosphäre vom Planeten abgesaugt worden. Es war eine Stille, die in den Ohren schwirrte und dröhnte.
    Er fing an, unaufhörlich die Hände ineinander zu verschränken. Fing an, sich auf dem großen Ledersitz neben mir vor und zurück zu wiegen. Aber dann wurde er ruhig. Seine Reaktion hatte nie richtig eingesetzt. Sich nie wirklich durchgesetzt. Sein Hirn hatte einfach dichtgemacht und jegliche Reaktion verweigert. Als wäre ein Überlastschutzschalter angesprungen. Das Ganze war zu groß und zu schrecklich, um darauf vernünftig reagieren zu können. Er sah mich nur an.
    »Okay«, sagte er. »Dann holen Sie sie da raus, nicht wahr?«
    Ich beschleunigte wieder. Raste Richtung Atlanta.
    »Ich hole sie da raus«, sagte ich. »Aber ich brauche Ihre Hilfe. Deshalb habe ich zuerst Sie abgeholt.«
    Er nickte wieder. Er hatte aufgehört, sich Sorgen zu machen, und entspannte sich langsam. Er war auf einer Gedankenebene, wo man nur das tut, was getan werden muß. Ich kannte das gut. Ich lebte dort.
    Zwanzig Meilen hinter Augusta sahen wir Lichtsignale vor uns aufblitzen und Männer mit Warnflaggen winken. Es hatte einen Unfall auf der anderen Seite der Abgrenzung gegeben. Ein Lkw war in eine geparkte Limousine gerast. Ein Pulk weiterer Fahrzeuge war über den ganzen Unfallort verteilt. Überall lagen verwehte Haufen herum, die anscheinend aus Papierfetzen bestanden. Eine große Menge von Leuten lief durcheinander und sammelte die Fetzen auf. Wir krochen in einer Autoschlange daran vorbei. Hubble blickte aus dem Fenster.
    »Es tut mir leid wegen Ihres Bruders«, sagte er. »Ich hatte keine Ahnung. Ich schätze, ich bin an seinem Tod schuld, oder?«
    Er sank in seinem Sitz zusammen. Aber ich wollte, daß er weitersprach. Er durfte sich jetzt nicht hängenlassen. Also stellte ich ihm die Frage, auf die ich eine Woche hatte warten müssen.
    »Wie zum Teufel sind Sie da hineingeraten?« fragte ich.
    Er zuckte die Schultern. Blickte zur Windschutzscheibe hinaus und stieß einen tiefen Seufzer aus. Als sei es unmöglich, sich vorzustellen, wie man in so was hineingeriet. Als sei es unmöglich, sich vorzustellen, wie man sich aus so was heraushielt.
    »Ich habe meinen Job verloren«, sagte er. Eine einfache Feststellung. »Ich war niedergeschmettert. Ich war wütend und enttäuscht. Und ich hatte Angst, Reacher. Wir hatten einen Traum gelebt, wissen Sie? Einen goldenen Traum. Es war das perfekte idyllische Leben. Ich verdiente ein Vermögen und gab ein Vermögen aus. Es war vollkommen fantastisch. Aber dann kamen mir ein paar Dinge zu Ohren. Die Privatkundenabteilung war gefährdet. Sie wurde überprüft. Mir wurde plötzlich klar, daß ich nur einen Gehaltsscheck von der Katastrophe entfernt war. Dann wurde die Abteilung geschlossen. Ich wurde gefeuert. Und die Gehaltsschecks kamen nicht mehr.«
    »Und?«
    »Ich war außer mir«, fuhr er fort. »Ich war so wütend. Ich hatte mir den Arsch für diese Bastarde aufgerissen. Ich war gut in meinem Job. Ich hatte ein Vermögen für sie gemacht. Und sie schmissen mich einfach raus, so als wäre ich plötzlich nur Scheiße an ihrem Schuh. Und ich hatte Angst. Ich würde alles verlieren. Und ich war müde. Ich konnte nicht noch mal ganz von vorn anfangen. Ich war zu alt und hatte nicht mehr genügend Energie dazu. Ich wußte einfach nicht, was ich tun sollte.«
    »Und dann tauchte Kliner auf?« fragte ich.
    Er nickte. Sah

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