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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Computerpaßwörtem verbracht. Jeder Militärpolizist tut das. Ich habe mich mit der Psychologie dahinter beschäftigt. Die meisten Anwender wählen schlechte Paßwörter. Viele schreiben das verdammte Wort auf einen Zettel und kleben ihn an den Monitor. Diejenigen, die zu schlau dazu sind, nehmen den Namen des Ehepartners, des Hundes, ihres Lieblingsautos oder ihres Lieblingsspielers oder den Namen der Insel, wo sie ihre Flitterwochen verbracht oder ihre Sekretärin gevögelt haben. Diejenigen, die sich für wirklich schlau halten, benutzen Zahlen, keine Wörter, aber sie nehmen ihren Geburtstag, ihren Hochzeitstag oder irgendwas ziemlich Offensichtliches. Wenn man etwas über den Anwender herausfinden kann, hat man normalerweise eine Chance von über fünfzig Prozent, sein Paßwort herauszufinden.
    Aber das hätte bei Joe nie funktioniert. Er war ein Profi. Er hatte beträchtliche Jahre beim militärischen Geheimdienst verbracht. Sein Paßwort würde eine willkürliche Mischung aus Zahlen, Satzzeichen und Buchstaben sein, groß und klein geschrieben. Sein Paßwort würde nicht zu knacken sein. Wenn Molly Beth Gordon das Paßwort wußte, mußte Joe es ihr verraten haben. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Er hatte ihr wirklich vertraut. Er hatte ihr wirklich nahegestanden. Also legte ich etwas mehr Wärme in meine Stimme.
    »Molly, das wäre großartig«, sagte ich. »Ich brauche diese Informationen dringend.«
    »Das weiß ich«, sagte sie. »Ich hoffe, sie morgen zu haben. Ich rufe Sie zurück, sobald ich kann. Sobald ich etwas weiß.«
    »Ging es hier unten um Falschgeld?« fragte ich sie. »Könnte sich das Ganze darum drehen?«
    »Nein, so funktioniert das nicht. Nicht innerhalb der Staaten. Die ganzen Geschichten über kleine Männer, die mit grünen Augenschirmen in geheimen Kellern Dollarnoten drucken, sind Unsinn. So funktioniert das nicht. Joe hat das gestoppt. Ihr Bruder war ein Genie, Jack. Er hat vor Jahren Verfahrensordnungen für den Verkauf des Spezialpapiers und der Druckfarben aufgestellt, so daß jeder, der das versuchen will, innerhalb von Tagen festgenagelt wird. Es ist absolut sicher. Es funktioniert einfach nicht mehr, Falschgeld in den Staaten zu drucken. Joe hat dafür gesorgt. Das passiert alles im Ausland. Alle Fälschungen, die wir hier haben, werden eingeführt. Und Joe verbrachte seine Zeit damit, dem hinterherzujagen. Internationales Zeug. Warum er in Georgia war, weiß ich nicht. Wirklich nicht. Aber ich finde es morgen heraus, das verspreche ich Ihnen.«
    Ich gab ihr die Nummer des Polizeireviers und wies sie an, mit niemandem außer mit mir, Roscoe oder Finlay zu sprechen. Dann legte sie eilig auf, als wäre jemand in ihr Büro gekommen. Ich blieb einen Moment lang sitzen und versuchte mir vorzustellen, wie sie wohl aussah.
    Teale war wieder im Polizeirevier. Und der alte Kliner war bei ihm. Sie steckten an der Empfangstheke die Köpfe zusammen. Kliner sprach mit Teale, wie er mit Eno im Diner gesprochen hatte. Vielleicht über die Stiftung. Roscoe und Finlay standen zusammen bei den Zellen. Ich ging zu ihnen hinüber. Stellte mich zwischen sie und sprach mit gesenkter Stimme.
    »Falschgeld«, sagte ich. »Es geht um Falschgeld. Joe hat die Abteilung im Finanzministerium geleitet, die dagegen vorgeht. Wissen Sie, ob so etwas hier unten passiert? Finlay? Roscoe?«
    Die beiden zuckten die Schultern und schüttelten die Köpfe. Ich hörte das schmatzende Geräusch der Glastür. Blickte auf. Kliner ging hinaus. Teale steuerte uns an.
    »Ich bin weg«, sagte ich.
    Ich fegte an Teale vorbei auf die Tür zu. Kliner stand auf dem Parkplatz, bei dem schwarzen Pick-up. Er wartete auf mich. Lächelte. Zeigte seine Wolfszähne.
    »Tut mir leid wegen Ihres Bruders«, sagte er.
    Seine Stimme hatte einen ruhigen, kultivierten Klang. Gebildet. Ein leichtes Zischen bei den S-Lauten. Die Stimme paßte nicht zu seiner ausgedörrten Erscheinung.
    »Sie ärgern meinen Sohn.«
    Er sah mich an. In seinen Augen brannte etwas. Ich zuckte die Schultern.
    »Ihr Sohn hat mich zuerst geärgert«, erwiderte ich.
    »Und wieso?« fragte Kliner. In scharfem Ton.
    »Er lebt und atmet noch.«
    Ich ging über den Parkplatz. Kliner stieg in den schwarzen Pick-up. Startete ihn und fuhr los. Wandte sich nordwärts. Ich wandte mich südwärts. Startete meinen Spaziergang zu Roscoes Haus. Es war eine halbe Meile durch die neue Herbstkühle. Zehn Minuten in forschem Schritt. Ich holte den Bentley aus der Garage. Fuhr

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