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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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gewisse überzeugende Faktoren. Er übte eine sitzende Tätigkeit aus, weil seine Muskulatur schwach war, seine Haltung schlecht und sein Gesäß schlaff. Leicht rauhe Hände, deutliche Spuren von Dieselkraftstoff waren in seine Haut eingedrungen. Außerdem alte Reste von Diesel auf den Sohlen seiner Schuhe. Was seine Organe betrifft, so ernährte er sich schlecht, sehr fettreich, und er hatte ein bißchen zuviel Wasserstoffsulfid in seinen Blutgasen und im Gewebe. Der Mann hat sein Leben auf der Straße verbracht und die Abgase aus den Katalysatoren anderer Fahrzeuge eingeatmet. Ich halte ihn für einen Lkw-Fahrer, wegen des Diesels.«
    Finlay nickte. Ich nickte. Stoller hatte keinen Ausweis und keine Geschichte gehabt, nur seine Uhr. Dieser Mann war ziemlich gut. Er beobachtete, wie wir anerkennend nickten. Wirkte sehr zufrieden. Sah aus, als hätte er noch mehr zu sagen.
    »Aber er arbeitete schon eine Weile nicht mehr.«
    »Wieso?« fragte Finlay ihn.
    »Weil sämtliche Spuren alt sind«, erklärte der Pathologe. »Sieht für mich aus, als wäre er eine lange Zeit viel gefahren, hätte dann aber damit aufgehört. Ich denke, er ist etwa neun Monate, vielleicht auch ein Jahr lang, wenig gefahren. Also halte ich ihn zwar für einen Lkw-Fahrer, aber für einen arbeitslosen Lkw-Fahrer.«
    »Okay, Doc, gute Arbeit«, sagte Finlay. »Haben Sie davon Kopien für uns?«
    Der Doktor schob einen großen Umschlag über den Schreibtisch. Finlay stand auf und nahm ihn. Dann verabschiedeten wir uns. Ich wollte raus. Ich wollte nicht noch einmal in die Kühlkammer. Ich wollte nicht noch mehr Verletzungen sehen. Roscoe und Finlay spürten das und nickten. Wir hasteten aus dem Zimmer, als wären wir schon zehn Minuten zu spät für eine Verabredung. Der Mann am Schreibtisch ließ uns ziehen. Er hatte schon viele Leute so aus seinem Büro stürzen sehen.
    Wir stiegen in Roscoes Wagen. Finlay öffnete den großen Umschlag und zog die Unterlagen über Sherman Stoller heraus. Faltete sie und steckte sie in seine Jackentasche.
    »Das ist erst mal für uns«, sagte er. »Vielleicht bringt uns das ja weiter.«
    »Ich werde das Verhaftungsprotokoll aus Florida anfordem«, sagte Roscoe. »Und wir werden irgendwo eine Adresse von ihm finden. Es muß eine Menge Unterlagen über einen Lkw-Fahrer geben, nicht wahr? Gewerkschaftsausweis, Gesundheitszeugnis, Führerschein. Sollte nicht so schwer zu beschaffen sein.«

    Wir legten den Rest des Wegs nach Margrave schweigend zurück. Das Polizeirevier war menschenleer, bis auf den Wachhabenden. Mittagspause in Margrave, Mittagspause auch in Washington, D. C. Dieselbe Zeitzone. Finlay gab mir einen Fetzen Papier aus seiner Jackentasche und hielt an der Tür zum Rosenholzbüro Wache. Ich ging hinein, um mit der Frau zu telefonieren, die möglicherweise die Geliebte meines Bruders gewesen war.
    Die Nummer, die Finlay mir gegeben hatte, war Molly Beth Gordons Durchwahl. Sie nahm nach dem ersten Klingeln ab. Ich sagte ihr meinen Namen. Sie fing an zu weinen.
    »Sie klingen genau wie Joe.«
    Ich antwortete nicht. Ich wollte mich jetzt nicht in Erinnerungen ergehen. Und sie sollte das auch nicht, nicht, wenn sie die Regeln brach und vielleicht jemand mithörte. Sie sollte mir einfach nur sagen, was sie mir zu sagen hatte, und dann aus der Leitung gehen.
    »Also was hatte Joe hier unten zu tun?« fragte ich sie.
    Ich hörte, wie sie die Nase hochzog, und dann klang ihre Stimme deutlicher.
    »Er führte eine Untersuchung durch«, sagte sie. »Worüber genau weiß ich nicht.«
    »Aber worum ging es grundsätzlich?« fragte ich sie. »Was war sein Job?«
    »Wissen Sie das nicht?«
    »Nein, wir hatten Schwierigkeiten, in Kontakt zu bleiben, denke ich mal. Sie müssen mir alles von Anfang an erzählen.«
    In der Leitung herrschte lange Schweigen.
    »Okay«, sagte sie endlich. »Ich sollte Ihnen das nicht erzählen. Nicht ohne Erlaubnis. Aber ich tue es trotzdem. Es ging um Fälschungen. Er leitete das Ressort zur Fälschungsbekämpfung des Finanzministeriums.«
    »Fälschungen?« fragte ich. »Falschgeld?«
    »Ja, er war der Leiter der Abteilung. Der Boss. Er war ein bemerkenswerter Mann, Jack.«
    »Aber warum war er hier unten in Georgia?« fragte ich sie.
    »Ich weiß nicht. Wirklich nicht. Aber ich will es für Sie herausfinden. Ich kann seine Unterlagen kopieren. Ich kenne sein Computerpaßwort.«
    Wieder herrschte Schweigen. Jetzt wußte ich etwas über Molly Beth Gordon. Ich habe eine Menge Zeit mit

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