Jack Reacher 01: Größenwahn
Nacht wäre es ziemlich idiotisch, wenn meine Kehle bei einen Unfall durchgeschnitten würde.
»Mann, ich sollte es Ihnen nicht sagen«, flüsterte er. »Aber da ich Sie ab einen Freund meiner Schwester betrachte, werde ich Ihnen ein großes Geheimnis verraten.«
Er wurde konfus. Ich war kein Freund seiner Schwester. Kannte sie noch nicht mal. Er hatte mir von ihr erzählt, das war alles. Er stand da mit dem Rasiermesser. Wir sahen einander im Spiegel an.
»Es sind nicht tausend Dollar im Jahr«, flüsterte er. Dann beugte er sich noch tiefer an mein Ohr. »Es sind tausend Dollar die Woche.«
Er fing an, wie ein Dämon zu lachen und herumzustampfen. Dann füllte er das Waschbecken mit Wasser und tupfte den restlichen Seifenschaum ab. Klopfte mein Gesicht mit einem heißen, nassen Handtuch nach und zog wie ein Zauberkünstler bei einem Trick blitzschnell das Handtuch von meinen Schultern.
»Deshalb brauchen wir keine Kunden«, gackerte er.
Ich bezahlte ihn und ging hinaus. Der Mann war verrückt.
»Grüßen Sie meine Schwester«, rief er hinter mir her.
KAPITEL 17
Die Strecke nach Atlanta war fast fünfzig Meilen lang. Dauerte fast eine Stunde. Der Highway katapultierte mich direkt in die Innenstadt. Ich steuerte die höchsten Gebäude an. Sobald ich die ersten Marmorfoyers sah, parkte ich den Wagen, ging zur nächsten Ecke und fragte einen Cop nach dem Geschäftsbezirk.
Er schickte mich eine halbe Meile weiter, wo ich eine Bank nach der anderen fand. Sunrise International besaß ein eigenes Gebäude. Es war ein großer Glasturm, der etwas zurückgesetzt auf einem kleinen Platz mit Brunnen stand. Fast sah es aus wie in Mailand, aber die Eingangshalle am Fuß des Turms war mit massivem Stein verkleidet und sollte wie eine Bank in Frankfurt oder London wirken. Wie eine seriöse Großbank. Im Foyer überall dunkler Teppich und Leder. Empfangsdame hinter einer Mahagonitheke. Hätte auch ein ruhiges Hotel sein können.
Ich fragte nach Paul Hubbles Büro, und die Empfangsdame sah ein Namensverzeichnis durch. Sie sagte, es täte ihr leid, aber sie sei neu in dem Job und würde mich nicht kennen, daher solle ich so freundlich sein und warten, bis sie die Genehmigung bekäme, mich durchzulassen. Sie wählte eine Nummer und begann mit leiser Stimme ein Gespräch. Dann bedeckte sie mit einer Hand den Hörer.
»Darf ich erfahren, in welcher Eigenschaft Sie hier sind?«
»Ich bin ein Freund«, antwortete ich.
Sie setzte den Anruf fort und zeigte mir dann den Weg zu einem Aufzug. Ich solle zum Empfang in der siebzehnten Etage gehen. Ich stieg in den Lift und drückte den entsprechenden Knopf.
Die siebzehnte Etage sah noch mehr nach gediegenem Club aus als die Eingangshalle. Teppichboden, Wandvertäfelung und gedämpftes Licht. Vollgestellt mit auf Hochglanz polierten Antiquitäten und alten Bildern. Als ich durch den dicken, samtigen Teppich watete, öffnete sich eine Tür, und ein Anzugträger trat heraus, um mich in Empfang zu nehmen. Schüttelte mir die Hand und brachte mich mit großem Trara in ein kleines Vorzimmer. Er stellte sich selbst als eine Art Manager vor, und wir setzten uns.
»Also wie kann ich Ihnen helfen?« fragte er.
»Ich suche nach Paul Hubble«, sagte ich.
»Darf ich wissen, warum?«
»Er ist ein alter Freund. Ich habe mich daran erinnert, daß er sagte, er arbeite hier, und so dachte ich, ich schau mal vorbei, während ich hier bin.«
Der Typ im Anzug nickte. Senkte seinen Blick.
»Die Sache ist die«, sagte er. »Mr. Hubble arbeitet hier nicht mehr. Wir mußten ihn leider gehen lassen, vor etwa achtzehn Monaten.«
Ich nickte nur verblüfft. Dann saß ich in diesem exklusiven, kleinen Büro einfach da, sah den Mann im Anzug an und wartete. Ein bißchen Schweigen würde ihn vielleicht zum Sprechen bringen. Wenn ich ihm direkt Fragen stellte, würde er möglicherweise nicht den Mund aufmachen. Würde verschlossen sein wie ein Anwalt. Aber ich konnte sehen, daß er einer von der redseligen Sorte war. Viele dieser Manager sind das. Sie lieben es, jemandem zu imponieren, wenn sie die Chance dazu haben. Also blieb ich geduldig sitzen und wartete. Dann fing der Typ an, sich bei mir zu entschuldigen, weil ich doch Hubbles Freund war.
»Es war nicht sein Fehler, verstehen Sie mich recht«, sagte er. »Er hat ausgezeichnet gearbeitet, aber es war ein Bereich, den wir abgestoßen haben. Es war eine strategische Entscheidung, hatte geschäftliche Gründe, sehr unangenehm für diejenigen, die es
Weitere Kostenlose Bücher