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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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einen Augenblick unschlüssig da, bevor er Schuhe und Socken abstreifte und Unterhemd und Boxershorts auszog. Sie sah die gelbgrün verfärbte Schwellung an seiner rechten Seite.
    »Sie haben dich geschlagen?«, flüsterte sie.
    Er nickte wieder. Trat unter die Dusche. Das warme Wasser schien ihn zu beleben. Er wusch sich gründlich.
    »Lass das Wasser laufen«, sagte sie. »Es heizt den Raum ein bisschen.«
    Das stimmte. Chester trat aus der Dusche und griff nach einem Badetuch, tupfte sich das Gesicht damit ab und wickelte es sich um die Hüften.
    »Und bei diesem Rauschen kann niemand hören, was wir reden«, sagte sie. »Und wir müssen miteinander reden.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich verstehe nicht, was du vorhast. Es gibt keine Treuhänder. Das kriegt er bald heraus - und dann wird er nur umso wütender.«
    Marilyn frottierte sich das Haar. Sie ließ das Handtuch sinken und starrte ihn durch die Dampfschwaden an. »Wir brauchen einen Zeugen. Ist dir das nicht klar?«
    »Einen Zeugen wofür?«
    »Für alles, was hier passiert«, sagte sie. »David Forster schickt irgendeinen Privatdetektiv her, und was will Hobie dann machen? Wir geben einfach zu, dass es keine Treuhänder gibt, und dann gehen wir gemeinsam zu deiner Bank, wo wir Hobie die Aktien übergeben. In den Räumen deiner Bank, vor einem Zeugen, der zugleich eine Art Leibwächter ist. Danach können wir unserer Wege gehen.«
    »Glaubst du, dass das klappt?«
    »Ich denke schon«, sagte sie. »Er hat’s sehr eilig. Merkst du das nicht? Er muss irgendeinen Termin einhalten. Dieser Termindruck macht ihn ganz nervös. Deshalb können wir nichts Besseres tun, als die Übergabe möglichst lange hinauszuzögern und dann zu verschwinden, während ein Zeuge die Transaktion überwacht und uns vor Hobie schützt. Hobie hat’s garantiert viel zu eilig, um auf unsere Kriegslist reagieren zu können.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte er kopfschüttelnd. »Du meinst, dass dieser Privatdetektiv aussagen kann, dass wir unter Zwang gehandelt haben? Damit wir Hobie verklagen und die Aktien zurückfordern können?«
    Marilyn antwortete nicht sofort. Sie war zu verblüfft. »Nein, Chester, wir verklagen niemanden. Hobie bekommt die Aktien, und wir vergessen die ganze Sache.«
    Er starrte sie entgeistert an. »Aber das wäre zwecklos. So können wir die Firma nicht retten. Wir dürfen Hobie die Aktien nicht einfach überlassen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Um Himmels willen, Chester, kapierst du denn gar nichts? Die Firma ist futsch! Die Firma kannst du abschreiben, daran solltest du dich lieber gewöhnen. Hier geht’s nicht darum, deine verdammte Firma zu retten. Hier geht’s um unser Leben!«

    Die Suppe schmeckte wunderbar, und das Schweinefleischgericht war noch besser. Seine Mutter hätte es gelobt. Sie teilten sich eine halbe Flasche kalifornischen Rotwein. Das Restaurant gehörte zu den Lokalen, in denen zwischen Hauptgericht und Dessert eine lange Pause lag. Niemand drängte, damit der Tisch möglichst schnell für die nächsten Gäste frei wurde. Reacher genoss diesen ungewohnten Luxus. Er lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. Seine Füße berührten die von Jodie unter dem Tisch.
    »Denk nur an seine Eltern«, sagte er. »Und an seine Jugend. Schlag im Lexikon unter ›normale amerikanische Familie‹ nach, dann siehst du ein Bild, auf dem die drei Hobies abgebildet sind. Ich gebe zu, dass der Vietnamkrieg die Menschen verändert hat. Ich kann mir vorstellen, dass Victor Hobies Horizont dadurch weiter geworden ist. Das haben auch seine Eltern gewusst. Ihnen war klar, dass er nicht zurückkommen und in einer kümmerlichen kleinen Druckerei in Brighton arbeiten würde. Sie glaubten, er würde als Hubschrauberpilot Ölbohrinseln versorgen und damit gutes Geld verdienen. Aber er wäre mit ihnen in Verbindung geblieben, stimmt’s? Zumindest gelegentlich. Er hätte sie nicht einfach verlassen. Das wäre wirklich grausam gewesen - über dreißig Jahre! Kannst du in seiner Vorgeschichte etwas entdecken, das darauf schließen lässt, Victor Hobie könnte dazu imstande gewesen sein?«
    »Vielleicht hat er etwas getan«, sagte sie. »Ein Kriegsverbrechen verübt. Vielleicht etwas wie My Lai, du weißt schon, ein Massaker oder dergleichen? Vielleicht hat er sich so geschämt, dass er nicht heimkehren wollte. Vielleicht hat er sich deshalb verkrochen.«
    Reacher schüttelte ungeduldig den Kopf. »Das würde in seiner Akte stehen. Außerdem hatte er

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