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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Schließlich sollte dies eine Einkaufstour und keine Hinrichtung sein.
    Reacher stand still und horchte durch die offene Tür nach draußen. Nichts. Der Typ am Hinterausgang schlief, und der Straßenlärm lenkte die Jungen auf dem Gehsteig ab. Er warf einen Blick auf den Tisch und sah wieder weg, weil die dort liegende Schusswaffe ein Colt Detective Special war. Ein sechsschüssiger Revolver Kaliber 38 aus brüniertem Stahl mit Griffschalen aus schwarzem Kunststoff. Mit gedrungenem, kaum fünf Zentimeter langem Lauf. Keine brauchbare Waffe. Nicht mal andeutungsweise das, was er suchte. Der kurze Lauf war ein Manko, und das Kaliber enttäuschend. Er erinnerte sich an einen Cop aus Louisiana, Captain einer kleinen Polizeistation im Bayou, den er einmal kennen gelernt hatte. Der Kerl war zur Militärpolizei gekommen, um sich in Bezug auf Schusswaffen beraten zu lassen, und Reacher hatte den Auftrag erhalten, sich um ihn zu kümmern. Der Captain hatte alle möglichen traurigen Geschichten über die Revolver Kaliber 38 erzählt, mit denen seine Männer bewaffnet waren. Man kann sich einfach nicht darauf verlassen, dass die einen Kerl umlegen, nicht wenn er mit Engelstaub vollgepumpt auf einen zustürmt, war sein Kommentar. Und er hatte von einem Selbstmord berichtet, bei dem sich das arme Opfer mit einem solchen Revolver fünfmal in den Kopf schießen musste, um sein Ziel zu erreichen. Reacher war so beeindruckt davon, dass er beschlossen hatte, dieses Kaliber in Zukunft zu meiden, und von diesem Vorsatz wollte er auch jetzt nicht abweichen. Deshalb kehrte er dem Tisch den Rücken zu und horchte erneut nach draußen. Nichts. Er ging neben dem Mann, den er an der Stirn getroffen hatte, in die Hocke und tastete seinen Oberkörper ab.
    Die umsatzstärksten Dealer verdienten das meiste Geld, und damit konnten sie sich die besten Spielsachen leisten - deshalb war Reacher hier. Genau die Waffe, die er suchte, entdeckte er in der linken Brusttasche des Kerls. Etwas weit Besseres als einen kümmerlichen Revolver Kaliber 38. Eine große schwarze Steyr GB, eine attraktive Neunmillimeterpistole, von der Reachers alte Freunde bei den Special Forces immer geschwärmt hatten. Er zog sie heraus und überprüfte sie. Das Magazin enthielt alle achtzehn Patronen, und die Kammer roch, als sei aus ihr noch nie geschossen worden. Er betätigte den Abzug und beobachtete, wie der Mechanismus sich bewegte. Dann setzte er die Pistole wieder zusammen, steckte sie hinten in seinen Hosenbund und lächelte zufrieden. Er beugte sich zu dem Bewusstlosen hinunter und flüsterte: »Ich kaufe dir deine Steyr für einen Dollar ab. Passt dir das nicht, brauchst du bloß den Kopf zu schütteln, okay?«
    Dann stand er auf, nahm einen Eindollarschein von dem Packen Geld in seiner Hosentasche und ließ ihn mit dem Detective Special beschwert auf dem Tisch liegen. Trat wieder auf den Korridor hinaus. Alles war ruhig. Er ging die zehn Schritte zurück und kam wieder ins Helle. Sah nach beiden Seiten der Gasse, bevor er die Fahrertür der schwarzen Limousine öffnete und den Hebel betätigte, der den Kofferraumdeckel aufspringen ließ. Im Kofferraum fand er eine leere Sporttasche aus schwarzem Nylon und unter dem rot-schwarzen Geschlängel eines Starthilfekabels eine kleine Schachtel Neunmillimeterpatronen. Er nahm die Sporttasche, legte die Patronenschachtel hinein und verschwand. Die Pizza wartete schon auf ihn, als er wieder den Broadway erreichte.

    Es passierte ganz plötzlich. Ohne Vorwarnung. Sobald sie im Haus waren und die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, schlug der Mann mit dem zu, was sich in seinem leeren Ärmel verbarg, und traf Sheryls Gesicht. Marilyn war vor Entsetzen wie gelähmt. Sie sah, wie der Mann ausholte und der Haken einen Bogen beschrieb, und sie hörte den dumpfen Aufprall, mit dem er Sheryls Gesicht traf. Sie schlug beide Hände vor den Mund, als sei es entscheidend wichtig, jetzt nicht aufzuschreien. Sie sah, wie der Mann zu ihr herumwirbelte, unter seine rechte Achsel griff und mit der linken Hand eine Pistole zog. Sie sah Sheryl rückwärts zu Boden sinken und auf dem Teppichboden liegen bleiben, der von der Dampfreinigung noch feucht war. Sie sah die Pistole einen Bogen beschreiben, der dem vorigen entgegengesetzt war, bis sie genau auf sie zielte. Die Waffe war grau, mit einem Ölfilm überzogen. Ein stumpfes Grau, das jedoch glänzte. Sie machte auf ihre Brust zielend Halt, und Marilyn starrte sie an und konnte nur

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